Schildkröten an die Macht
Darf man noch sagen, man ist ein „Kind der 90er“, oder sind dann schon alle genervt? Eigentlich ist das in diesem Fall aber auch nur deshalb interessant, weil zu Beginn der 1990er eine Zeichentrickserie ihren weltweiten Siegeszug antrat, deren Protagonisten Schildkröten sind. Heutzutage hält man das für selbstverständlich, sind die Teenage Mutant Ninja Turtles (bzw. in Europa Teenage Mutant Hero Turtles) doch angesehenes popkulturelles Kultgut. Eines, das ich vergöttert habe, Spielzeug besaß, die Serie liebte und selbst als Raphael im Kindergarten rumturnte. Das konnte man bei deren Entstehung so jedoch nicht absehen. Und eigentlich begann ja auch alles als Comic-Reihe.
Doch kurz zu einem anderen Schauplatz: Angebote wie Netflix und Amazon Instant Video schmeißen nicht nur mit zahlreichen Filmen und Serien um sich, sondern auch mit einem Haufen Dokumentationen. Ich gucke mir in dem Genre gerne einiges an. Meistens geht es um historische Ereignisse, gelegentlich auch Technik, weniger um Umwelt. Und dann rutscht da plötzlich eine Empfehlung in meine Sammlung, deren Titel „Turtle Power“ mich sofort neugierig macht.
Und hier beginnt die Symbiose beider Interessen: Eine Doku über meine Lieblingshelden meiner Kindheit. Das Beste daran: Es lohnt sich diese anzuschauen. In meinen Augen ist sie filmisch nicht perfekt gelungen - dazu gibt es ein paar zu häufige unschöne Wechsel, besonders auf Tonebene, auch wenn der Film insgesamt schön bebildert ist. Inhaltlich hat mich „Turtle Power: The Definitive History of the Teenage Mutant Ninja Turtles“ jedoch vollends überzeugt. Im Kern dreht sich alles um die Beziehung und den Ideenreichtum der Turtles-Schöpfer Peter Laird und Kevin Eastman, die sehr oft selbst zu Wort kommen und tolle Anekdoten erzählen können – so wie eigentlich alle „Talking Heads“, von den Stimmen der Zeichentrickserie über Filmproduzenten bis hin zu Spielzeugproduzenten.
Wir erfahren, wie Laird und Eastman sich begegnet sind, woher die Ideen für die Figuren stammen, dass das erste Comic eigentlich nur ein Spaßprojekt war und bekommen den Weg hin zum weltweiten Phänomen aufgezeigt: Von den Comics über die Zeichentrickserie in Kombination mit der Spielzeugherstellung bis hin zum ersten Kinofilm (der ein wirklich guter ist und damals ein Riesenhit).
Die Dokumentation ist allen zu empfehlen, die sich, klar, für die Turtles interessieren, in Nostalgie schwelgen wollen, aber auch Comicliebhaber (auch über das Handwerk erfährt man ein wenig), Unternehmer (die Herausforderung einer Markenentwicklung und auch Spielzeugentwicklung ist ein Thema) sowie Filmemacher (der erste Turtlesfilm hatte mit großen Problemen zu kämpfen). Ein schönes Stück Unterhaltung!
Die Dokumentation kann man als DVD erwerben oder bei Amazon Instant Video (sowohl im OT als auch auf Deutsch) anschauen. Weitere Infos gibt es in der Internet Movie Database.
Also von der Kindergarten-Sache hätte ich ja gerne einen Fotobeweis gesehen. ;)
AntwortenLöschenIch mochte die Turtles auch immer sehr gerne, weil sie auch so anders waren, als die ganzen Marvel und DC-Helden. Die Vermischung so vieler Konzepte, dazu die großartigen Charaktere (vorallem auf Seite der Bösen), da stimmte einfach alles und entstanden ist ein toller Kosmos. Welcher leider nicht so sehr in Würde altert, wie er sollte.
Und damit schwindet mein Traum, das irgendwann endlich mal jemand das Potential erkennt, Turtles in Time zu verfilmen auch auf ein absolutes Minimum.