Tagebuch: Vor 17 Jahren
Es war in einem Sommerzeltlager meines Jugendverbandes. Wir waren in Hendaye, im französischen Teil der Region, die sich selbst so gerne als Baskenland sieht. Das spielt aber keine weitere Rolle. Das Zeltlager war das bisher größte des Essener Kreisverbandes, denn es fuhren nicht nur die Jugendlichen in dieses Zeltlager, sondern zeitgleich auch die Kinder, aber auch die Menschen in der Transferzone; dem Sonderlager für pubertäre Teenies. So gab es also drei Zeltdörfer auf dem Platz, mit den verschiedenen Gruppen. Oftmals hatten alle ihr eigenes Programm, häufig überschnitten sich Programmpunkte. Vor allem die Neigungsgruppen - Heute wird sowas Workshop genannt - durchmischten sich mit Jugendlichen und Teenies.
Ich, ich lebte in diesem Zwischendorf. Ich war dreizehn. Das Jugenddorf begann mit Vierzehn, das Kinderdorf endete mit Zehn. Ich hatte viele Freunde in diesem Zeltlager, Menschen die mich ernst genommen haben und vielleicht, das lässt sich über die zeitliche Distanz kaum mehr sicher bestimmen, auch wirklich von Herzen mochten. Zumindest akzeptierten sie mich, was bei einem aufgedrehten aufgeweckten Klugscheißer-Jugendlichem mindestens ein Wunder war. Vielleicht sogar mehrere Wunder. Nein. Eigentlich war es kein Wunder. Es war (und ist auch heute) eine der tiefsten Naturen dieses Jugendverbandes. Akzeptanz, egal wer oder was du bist. Dafür bin ich sehr dankbar.
Damals war ich gar nicht mal so dankbar.
Denn meinem Alter geschuldet, wurde ich von meinen Freunden getrennt. Ich werde mich hüten zu behaupten, dass ich frühreif gewesen bin, oder gleichaltrigen in irgendetwas voraus war, aber innerhalb der Jugendhäuser fand oft keine Trennung nach Altersgruppen statt, so dass ich es gewohnt war, mit den Älteren zusammen abzuhängen, zu diskutieren und meine Freizeit zu verbringen. Das sollte also jetzt drei Wochen anders sein und schon auf der Hinfahrt im Bus spürte ich, dass ich eine schwere Zeit vor mir haben würde.
Vielleicht war es Weigerung, vielleicht passte ich wirklich nicht zu meinen Altersgenossen, aber ich entschied mich bei der Verteilung der Zelte, mich nicht zu entscheiden. Es war mir eh egal. So landete ich bei einer älteren Betreuerin, die mich wenigstens schon kannte und scheinbar eine Idee hatte, wie sie mich ansteuern konnte. Sie steckte mich ins Zelt mit den jüngsten Opfern des finsteren Mittel-Alters und beförderte mich zu ihrer rechten Hand. Nie offiziell, aber das hielt mich nicht davon ab, für "meine" Kinder da zu sein.
Aber ehrlich gesagt, ist auch das erstmal ein Nebenschauplatz. Denn für die Kleinen war ich eh viel viel zu reif und meine Augen hingen immer sehnsüchtig an den Jugendlichen, von denen ich brutal abgekapselt wurde. Wann immer sich die Chance bot, stromerte ich im anderen Lager herum. Bei meinen Freunden. Was meiner Trennungsfrustration wirklich keinen Gefallen tat. Es stellte sich nämlich heraus, dass im Jugendlichen-Dorf durchaus auch Dreizehn-Jährige waren, allerdings welche, die den Verband noch nicht so gut kannten. Und da erschien es irgendjemandem wohl klug, sie dorthin zu schicken, wo es durchaus für die Teilnehmer auch schon mal Bier und längere Parties gab. Ich musste mit meinen Dreizehn Jahren nicht die hellste Leuchte in der Schachtel sein, um zu merken, dass dort die Logik hinkte.
Ich könnte das noch weiter ausschmücken, aber ich denke es wird schon klar, dass ich damit damals und auch heute noch ganz schön unzufrieden war. Offensichtliche Logiklöcher in Plänen haben mich schon immer ein wenig gestört. Wir haben in jedem Fall versucht, mich dann noch nachträglich ins Jugend-Dorf zu transferieren, aber außer einzelnen Nächten, die ich bei meinen Freunden übernachten durfte, war da nicht mehr rauszuholen. Und das war auch irgendwie okay. Ich kümmerte mich zwischendurch um meine "Kids", wenn sie mir auf dem Platz begegneten, aber ging bei jeder Gelegenheit zu meinen Freunden. Vorerst.
-Rückblende-
Aus irgendwelchen Gründen, vielleicht der Hoffnung, dass ich doch kein blasser schwächlicher Nerd werde oder halt irgendwie ein richtiger Kerl oder so, fand mein Vater, ich wäre in einem guten Alter, um ein Taschenmesser ins Zeltlager mit zu bekommen (Und es nicht den Betreuern zu erzählen). Vielleicht war das auch nur eine großartig gebrachte Pointe darauf, dass ich ja auch "Michel" heiße, wie die Figur aus Lönneberga, die sich bei gegebenem Anlass zum Schnitzen von Holzfiguren verzog. Wäre zwar ein Witz auf Kosten seiner Namenswahl für mich gewesen, aber das hätte ihn nicht unbedingt aufgehalten. Auch wenn ich nicht wirklich wusste, was ich mit dem Teil sollte, hatte ich nun also ein Taschenmesser.
-Rückblende Ende-
Ich kann heute nicht mehr rekonstruieren, was da eigentlich passiert ist, aber in meinem Kopf ist dieses Ereignis so abgespeichert, dass mir alle meine Freunde kollektiv die Freundschaft gekündigt haben. Die Tatsache, dass ich das nicht mehr so ganz wiederherstellen kann, mag aber nicht unbedingt ein Indiz für ein schlechtes Gedächtnis sein.
Meine Hand ließ sich nicht mehr öffnen. Von mir schon gar nicht. Ich war nur noch Statist in meinem Körper. Ich sah, was passierte, aber in meinem Kopf war ich auf dem Beifahrersitz. Ich wusste, dass ich mir die Klinge des Messers mit voller Kraft in die Handinnenfläche presste. Aber verhindern konnte ich es nicht. Es war mein indikativster Antrieb, mich zu zerstören. Ich weiß auch nicht, ob es mangelhafte Anatomiekentnisse waren, die mich zu der Annahme brachten, ich könnte mich so tatsächlich umbringen oder ob in mir doch einfach genug Lebenswille flackerte, um nicht aufzugeben, aber das änderte nichts an meiner klaren Intention.
An sie erinnere ich mich in ungebrochener Eindeutigkeit. Daran was ich getan habe, was ich gesagt habe, was ich erlebt habe in den drei Tagen, die ich mir das Messer in die Hand drückte, habe ich keinen einzigen Fetzen einer Erinnerung. Aber dieses Gefühl, die Bereitschaft, die kann ich auch heute immer noch ganz genau sehen und erkennen.
Meine Kids würden mir Monate später erzählen, dass sie nachts in meinem Schlaf versucht haben, meine Hand zu öffnen, es aber nicht gelang. Weil sie aber keinen Ärger mit mir haben wollten, erzählten sie den Betreuern nichts. Diese merkten auch nicht, was mit mir nicht stimmte. Ich kannte sie und ihre Gewohnheiten zu gut, daher konnte ich ihnen ausweichen. Anders kann ich es mir nicht erklären.
Irgendwann kam eine meiner "Ex-"Freundschaften zu uns ins Dorf und wollte schauen, wie es mir geht, genauer sogar sich entschuldigen. Sie lief gerade auf mich zu, als ich eine meiner Runden laufen wollte, bei denen ich eigentlich systematisch allen Orten auswich, an denen sich Menschen befinden konnten. Ich weiß noch genau, dass ich das Messer in dem Moment losgelassen habe, in dem sie mich feste in den Arm genommen hat. Ich habe gleichzeitig gespürt, wie der Lebensmut in mich zurückkehrt und das Blut meine Hand heruntertropfte.
- Zeitsprung -
Wir waren vor einigen Jahren zusammen auf der Cranger Kirmes. Meine damalige Freundin konnte mich überreden, entgegen all meinen Überzeugungen bei einer Wahrsagerin rein zu gehen und mir die Zukunft lesen zu lassen. Sie war davon auch nicht überzeugt, aber so einen Spökes (Ruhrgebietisch für "Unsinn") muss mensch halt auch mal mitmachen. Und wenn es nur für den Spaß ist. Und als die Frau mir ein unglaublich langes Leben bescheinigte, aufgrund meiner langen Lebenslinie in meiner Hand, da konnte ich mich wirklich großartig amüsieren. Das was sie dort als Lebenslinie ausgelesen hatte, war nur ein sehr sauber ausgeheiltes Andenken. Dass ausgerechnet dieses Zeichen für ein langes Leben sein sollte, empfinde ich heute als ein Meisterwerk der Realsatire.
So ganz werde ich diese drei Tage nie ablegen können. Schon alleine wegen der sauberen Narbe, die wirklich wie eine Handlinie aussieht, aber halt keine ist. Das sollte ich auch nicht. Es hilft den Lebensmut zu schüren, wenn ich mir bewusst mache, welchen Erlebnissen ich mich damals beinahe beraubt hätte. Eine Umarmung alleine reicht ganz sicher nicht, um dauerhaft auszuheilen, was da an dunklen Gedanken in einem ruht. Dafür habe ich mich in den letzten Siebzehn Jahren an Freunden therapiert und mir immer wieder die Wertigkeit des Lebens bewusst machen lassen. Ein Glück, dass ich diese Gelegenheit überhaupt bekommen habe.
Warum dieser Beitrag?
Für mich. Gegen das Vergessen und für mehr Offenheit mit meinem Umfeld. Weil ich nicht weiß, ob ich es schon mal in solcher Klarheit erzählt habe. Für mehr Bewusstsein mit mir selbst. Weniger Verdrängen und Verstecken, sondern zeigen wo Mensch schwach war und ist. Vielleicht für den Freund, der neulich noch meinte, er bewundere meine Offenherzigkeit und dann dachte ich mir, dass ich noch lange nicht alles erzählt habe.
Vielleicht für eine Bekannte, die mir verriet wie viel sie immer zurückhält, um sich nicht zu verletzen und nicht von anderen verletzt werden zu können. Was mich besorgt, denn als ich mich damals zurückgehalten habe, habe ich mich schwer verletzt. Mit einem Taschenmesser. Beinahe bis zu den Knochen.
Ich, ich lebte in diesem Zwischendorf. Ich war dreizehn. Das Jugenddorf begann mit Vierzehn, das Kinderdorf endete mit Zehn. Ich hatte viele Freunde in diesem Zeltlager, Menschen die mich ernst genommen haben und vielleicht, das lässt sich über die zeitliche Distanz kaum mehr sicher bestimmen, auch wirklich von Herzen mochten. Zumindest akzeptierten sie mich, was bei einem aufgedrehten aufgeweckten Klugscheißer-Jugendlichem mindestens ein Wunder war. Vielleicht sogar mehrere Wunder. Nein. Eigentlich war es kein Wunder. Es war (und ist auch heute) eine der tiefsten Naturen dieses Jugendverbandes. Akzeptanz, egal wer oder was du bist. Dafür bin ich sehr dankbar.
Damals war ich gar nicht mal so dankbar.
Denn meinem Alter geschuldet, wurde ich von meinen Freunden getrennt. Ich werde mich hüten zu behaupten, dass ich frühreif gewesen bin, oder gleichaltrigen in irgendetwas voraus war, aber innerhalb der Jugendhäuser fand oft keine Trennung nach Altersgruppen statt, so dass ich es gewohnt war, mit den Älteren zusammen abzuhängen, zu diskutieren und meine Freizeit zu verbringen. Das sollte also jetzt drei Wochen anders sein und schon auf der Hinfahrt im Bus spürte ich, dass ich eine schwere Zeit vor mir haben würde.
Vielleicht war es Weigerung, vielleicht passte ich wirklich nicht zu meinen Altersgenossen, aber ich entschied mich bei der Verteilung der Zelte, mich nicht zu entscheiden. Es war mir eh egal. So landete ich bei einer älteren Betreuerin, die mich wenigstens schon kannte und scheinbar eine Idee hatte, wie sie mich ansteuern konnte. Sie steckte mich ins Zelt mit den jüngsten Opfern des finsteren Mittel-Alters und beförderte mich zu ihrer rechten Hand. Nie offiziell, aber das hielt mich nicht davon ab, für "meine" Kinder da zu sein.
Aber ehrlich gesagt, ist auch das erstmal ein Nebenschauplatz. Denn für die Kleinen war ich eh viel viel zu reif und meine Augen hingen immer sehnsüchtig an den Jugendlichen, von denen ich brutal abgekapselt wurde. Wann immer sich die Chance bot, stromerte ich im anderen Lager herum. Bei meinen Freunden. Was meiner Trennungsfrustration wirklich keinen Gefallen tat. Es stellte sich nämlich heraus, dass im Jugendlichen-Dorf durchaus auch Dreizehn-Jährige waren, allerdings welche, die den Verband noch nicht so gut kannten. Und da erschien es irgendjemandem wohl klug, sie dorthin zu schicken, wo es durchaus für die Teilnehmer auch schon mal Bier und längere Parties gab. Ich musste mit meinen Dreizehn Jahren nicht die hellste Leuchte in der Schachtel sein, um zu merken, dass dort die Logik hinkte.
Ich könnte das noch weiter ausschmücken, aber ich denke es wird schon klar, dass ich damit damals und auch heute noch ganz schön unzufrieden war. Offensichtliche Logiklöcher in Plänen haben mich schon immer ein wenig gestört. Wir haben in jedem Fall versucht, mich dann noch nachträglich ins Jugend-Dorf zu transferieren, aber außer einzelnen Nächten, die ich bei meinen Freunden übernachten durfte, war da nicht mehr rauszuholen. Und das war auch irgendwie okay. Ich kümmerte mich zwischendurch um meine "Kids", wenn sie mir auf dem Platz begegneten, aber ging bei jeder Gelegenheit zu meinen Freunden. Vorerst.
-Rückblende-
Aus irgendwelchen Gründen, vielleicht der Hoffnung, dass ich doch kein blasser schwächlicher Nerd werde oder halt irgendwie ein richtiger Kerl oder so, fand mein Vater, ich wäre in einem guten Alter, um ein Taschenmesser ins Zeltlager mit zu bekommen (Und es nicht den Betreuern zu erzählen). Vielleicht war das auch nur eine großartig gebrachte Pointe darauf, dass ich ja auch "Michel" heiße, wie die Figur aus Lönneberga, die sich bei gegebenem Anlass zum Schnitzen von Holzfiguren verzog. Wäre zwar ein Witz auf Kosten seiner Namenswahl für mich gewesen, aber das hätte ihn nicht unbedingt aufgehalten. Auch wenn ich nicht wirklich wusste, was ich mit dem Teil sollte, hatte ich nun also ein Taschenmesser.
-Rückblende Ende-
Ich kann heute nicht mehr rekonstruieren, was da eigentlich passiert ist, aber in meinem Kopf ist dieses Ereignis so abgespeichert, dass mir alle meine Freunde kollektiv die Freundschaft gekündigt haben. Die Tatsache, dass ich das nicht mehr so ganz wiederherstellen kann, mag aber nicht unbedingt ein Indiz für ein schlechtes Gedächtnis sein.
Meine Hand ließ sich nicht mehr öffnen. Von mir schon gar nicht. Ich war nur noch Statist in meinem Körper. Ich sah, was passierte, aber in meinem Kopf war ich auf dem Beifahrersitz. Ich wusste, dass ich mir die Klinge des Messers mit voller Kraft in die Handinnenfläche presste. Aber verhindern konnte ich es nicht. Es war mein indikativster Antrieb, mich zu zerstören. Ich weiß auch nicht, ob es mangelhafte Anatomiekentnisse waren, die mich zu der Annahme brachten, ich könnte mich so tatsächlich umbringen oder ob in mir doch einfach genug Lebenswille flackerte, um nicht aufzugeben, aber das änderte nichts an meiner klaren Intention.
An sie erinnere ich mich in ungebrochener Eindeutigkeit. Daran was ich getan habe, was ich gesagt habe, was ich erlebt habe in den drei Tagen, die ich mir das Messer in die Hand drückte, habe ich keinen einzigen Fetzen einer Erinnerung. Aber dieses Gefühl, die Bereitschaft, die kann ich auch heute immer noch ganz genau sehen und erkennen.
Meine Kids würden mir Monate später erzählen, dass sie nachts in meinem Schlaf versucht haben, meine Hand zu öffnen, es aber nicht gelang. Weil sie aber keinen Ärger mit mir haben wollten, erzählten sie den Betreuern nichts. Diese merkten auch nicht, was mit mir nicht stimmte. Ich kannte sie und ihre Gewohnheiten zu gut, daher konnte ich ihnen ausweichen. Anders kann ich es mir nicht erklären.
Irgendwann kam eine meiner "Ex-"Freundschaften zu uns ins Dorf und wollte schauen, wie es mir geht, genauer sogar sich entschuldigen. Sie lief gerade auf mich zu, als ich eine meiner Runden laufen wollte, bei denen ich eigentlich systematisch allen Orten auswich, an denen sich Menschen befinden konnten. Ich weiß noch genau, dass ich das Messer in dem Moment losgelassen habe, in dem sie mich feste in den Arm genommen hat. Ich habe gleichzeitig gespürt, wie der Lebensmut in mich zurückkehrt und das Blut meine Hand heruntertropfte.
- Zeitsprung -
Wir waren vor einigen Jahren zusammen auf der Cranger Kirmes. Meine damalige Freundin konnte mich überreden, entgegen all meinen Überzeugungen bei einer Wahrsagerin rein zu gehen und mir die Zukunft lesen zu lassen. Sie war davon auch nicht überzeugt, aber so einen Spökes (Ruhrgebietisch für "Unsinn") muss mensch halt auch mal mitmachen. Und wenn es nur für den Spaß ist. Und als die Frau mir ein unglaublich langes Leben bescheinigte, aufgrund meiner langen Lebenslinie in meiner Hand, da konnte ich mich wirklich großartig amüsieren. Das was sie dort als Lebenslinie ausgelesen hatte, war nur ein sehr sauber ausgeheiltes Andenken. Dass ausgerechnet dieses Zeichen für ein langes Leben sein sollte, empfinde ich heute als ein Meisterwerk der Realsatire.
So ganz werde ich diese drei Tage nie ablegen können. Schon alleine wegen der sauberen Narbe, die wirklich wie eine Handlinie aussieht, aber halt keine ist. Das sollte ich auch nicht. Es hilft den Lebensmut zu schüren, wenn ich mir bewusst mache, welchen Erlebnissen ich mich damals beinahe beraubt hätte. Eine Umarmung alleine reicht ganz sicher nicht, um dauerhaft auszuheilen, was da an dunklen Gedanken in einem ruht. Dafür habe ich mich in den letzten Siebzehn Jahren an Freunden therapiert und mir immer wieder die Wertigkeit des Lebens bewusst machen lassen. Ein Glück, dass ich diese Gelegenheit überhaupt bekommen habe.
Warum dieser Beitrag?
Für mich. Gegen das Vergessen und für mehr Offenheit mit meinem Umfeld. Weil ich nicht weiß, ob ich es schon mal in solcher Klarheit erzählt habe. Für mehr Bewusstsein mit mir selbst. Weniger Verdrängen und Verstecken, sondern zeigen wo Mensch schwach war und ist. Vielleicht für den Freund, der neulich noch meinte, er bewundere meine Offenherzigkeit und dann dachte ich mir, dass ich noch lange nicht alles erzählt habe.
Vielleicht für eine Bekannte, die mir verriet wie viel sie immer zurückhält, um sich nicht zu verletzen und nicht von anderen verletzt werden zu können. Was mich besorgt, denn als ich mich damals zurückgehalten habe, habe ich mich schwer verletzt. Mit einem Taschenmesser. Beinahe bis zu den Knochen.
Na ja, als Jugendlicher macht man solchen "Blödsinn". Und dein eigenen Lebenswille war sicher auch zu der Zeit groß genug, auch wenn du bewusst was anderes geglaubt hast. Dein Unterbewusstsein wusste es besser und hat dich vor Schlimmerem bewahrt. Ich will das gar nicht kleinreden, in dem entsprechenden Alter sind solche Gedanken schlimm genug. Ist vielleicht das bittere Los jener, die schon in frühen Jahren viel zu verkopft sind. Ich denke, in den allermeisten Fällen gehen solche Geschichten gut aus. Das mit der Wahrsagerin ist übrigens eine sehr schöne Pointe. :)
AntwortenLöschenHi Jan man hört ja schon mal das Suzidversuche Hilfeschreie sind. Als nichts anderess würde ich diesen über mehrere Tage andauernden Versuch auch sehen, eben als Hilfeschrei. Hat eben nur keiner gemerkt, wolltest Du ja auch nicht. Ob man es hätte merken können kann icch nicht beurteilen. Auf jeden Fall Respekt für Deine Offenheit macht vieleicht auch anderen Mut sich mehr zu öffnen.
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