jeden Tag schreiben

Autor Neil Pasricha hatte ein Blogprojekt, wo er jeden Tag über etwas gutes schreiben wollte. 1000 Beiträge, runter zählend, weil er dann etwas anderes machen wollte. Das erzählt er in einem Interview darüber, wie mensch glücklich wird. Eine Sache in der er Experte geworden ist, weil er 1000 Beiträge darüber geschrieben hat. Egal wie lang, egal wie kurz. 

Meine befreundete Künstlerin Jule Weber macht mich mit der Idee, dem Konzept "write or die" bekannt. Jeden Tag ein Gedicht in eine Gruppe mit anderen Künstler*innen. Wer nicht liefert, fliegt raus. Es gibt viele Versionen solcher Konzepte und Gruppen. Druck, Accountability, Konstanz, Herausforderung. Es gibt viele Gründe sowas zu machen.

Wird alles gut was mensch in so einem Projekt, mit so einer Haltung schreibt? Auf keinen Fall. Richtig viel wird sogar einfach scheiße. Wird mensch besser in seinem Handwerk? Mit absoluter Garantie. 

Auch ich habe so eine Gruppe und würde schätzen, ein Drittel der Sachen die ich da reinwerfe stellen mich zufrieden. Alexi Pappas erwähnt in Interviews und ihrem Buch "Bravey" die "olympische Regel":
Ein Drittel des Trainings fühlt sich gut, ein Drittel okay und ein Drittel schlecht an. Stimmen diese Verhältnisse nicht mehr, muss mensch was am Training ändern. 

Was bei Kunst manchmal bremst ist der Wunsch zu gefallen oder Regeln zu folgen, die von außen kommen. Besonders im Internet. Da versuchen wir seit einiger Zeit unfassbar perfekt zu sein und wenn wir authentisch schlecht oder realistisch sein wollen, muss das trotzdem perfekt sein. Gar kein bock mehr drauf. 

Neil zur Inspiration, nehme ich mir vor, jeden Tag auch hier etwas zu posten. Diesen Beitrag zu schreiben dauert gerade Zehn Minuten. Das ist jeden Tag drin. Ich will meine Ansprüche an mich senken und dadurch aber einen Anspruch erfüllen: Wenn ich Künstler*innen und Kreative unterstützen, freischalten und coachen möchte, muss ich auch selbst aktiv und dabei okayish auch sein. Denn wer auch immer "Coaches don't play" als Redewendung geprägt hat, hat keine Ahnung vom Spielen. Und wenn ich mich frage wo ich mich in meiner Zukunft sehe, dann will ich jeden Tag spielen. Und durchs Spielen das Spiel weiter vermitteln. Denn so bleibt es lebendig und so entsteht Kultur.  

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