Post vom Schnee

Ich stehe an der Tür in der S-Bahn und schaue aus dem Fenster in ihr. Wir sind mitten im Winter. Sie ist nicht da, deshalb lohnt kein weiterer Blick in die Bahn. Draußen ist der Schnee in Matsch übergegangen. Und als ich mich so still und heimlich ärgere, fällt mir ein Briefumschlag auf. Er Hängt im Fenster und es ist eine Schneeflocke darauf abgebildet.

"Hey,

Ich weiß nicht ob du diesen Brief je liest. Ich weiß nicht mal, ob ich ihn hätte schreiben sollen.

Du hast von diesem Menschen gesprochen, der wie Schnee ist. Ich habe darüber nach gedacht und es hat mich sehr berührt. Es tut mir Leid, dir einfach in der Bahn zu gehört zu haben, als du mit dir selbst gesprochen hast. Ich wollte nie soweit in deine Privatsphäre eindringen. Aber, als du es erzählt hast, da entwickelte sich bei mir der Wunsch, dieser Mensch zu sein von dem du gesprochen hast. Und ich habe gemerkt: Für mich bist du wie Schnee.

Ich bin nicht besonders gut darin mit Menschen zu sprechen oder sie an zureden. Und ich bin überhaupt nicht gut darin meine Chancen zu nutzen. Vielleicht liege ich auch vollkommen falsch. Aber, ich glaubte kurz, du meintest mich, als du vom Schnee gesprochen hast. Unsere Blicke haben sich ja schon ein paar mal in der Bahn getroffen.

Wenn ich nicht diesen Brief geschrieben hätte, würde ich es nie erfahren, ob du mich meintest.

Bitte antworte mir.

Dein Schnee

Handy: 01XX/XXXXXX"

Panisch sah ich mich in der Bahn um. War sie doch hier? War sie es? Sie hatte es also wirklich gehört. Nachdem sie damals hustend hinter mir stand, war ich einfach aus der Bahn ausgestiegen. Kein Wort, nichts. Seitdem nahm ich manchmal frühere Bahnen.

Jetzt hielt ich diesen Brief in der Hand. Ich war auch nicht sonderlich gut darin meine Chancen zu nutzen. Sonst hätte ich ihr damals zu erkennen gegeben, dass ich sie meine.

Ihre Nummer speicherte ich ein und den Brief nahm ich in die Brusttasche meiner Jacke. Nah am Herzen.