Let's Play Destiny #4 - Tagebuch einer Titanin I

Das zersetzende britzlende Davonschweben des Gefallenen entschädigt mich.

Mit einer Granate die ich, noch vor optischem Feindkontakt, über die Kante des Hügels werfe, erwische ich die Gruppe am Fuss mächtig, die von Acht auf zwei herunter reduziert wird. Erneut nutze ich den Schwung und erledige einen mit meinem Schultertackle, ehe ich dem letzten Ziel, mechanischer Natur, einen einfachen aber fatalen Schuss verpasse.

Durch eine Laune eines meiner Rüstungsteile laden die fatalen Treffer mit der Granate meinen Nahkampfangriff wieder auf, so dass ich nach dem Aufmunitionieren am Fuße des Berges wieder voll belastbar bin. Ich fühle mich ganz energetisch und geladen; die Kraft meiner aufgeladenen Chaosfaust vibriert in meinem Körper.

Diese Energie nehme ich mit, um die Erstürmung des künstlichen Plateaus zu erlangen, welches ein wenig über dem Bereich liegt, in dem ich begonnen habe. Ein mächtiger Major des Feindes ruft seine Begleiter nah um sich zusammen, nachdem ich einen seiner Scharfschützen mit einer weiteren tödlichen Knieattacke von seinem Posten geworfen habe. Meine Granate ist noch nicht wieder bereit, aber die Aufladung meines Supers nutze ich, um mich selbst als fatale Granate zu nutzen. Ich schmettere in eine dichte Wolke aus Feinden herein und keiner von den Acht bis Zehn Kriegern übersteht den elektrischen Einschlag meines schwergerüsteten Körpers. Und die, die von dem Einschlag nicht zerfetzt wurden, zahlen für ihre Sünden in einem zweiten Nachzucken der Blitze meines Angriffs.

Dann springe ich wieder von der Brüstung und beginne meine ritualisierte Runde von vorne.

Die Gegner hier bei der Patroullie der Venus sind nicht die hellsten, aber eine willkommende Gelegenheit um Geld, Material und Ausrüstung aus ihnen heraus zu quetschen. Das ist nicht immer gleichlohnend, aber es erscheint mir – Jeder Gleichförmigkeit zum Trotz – sinnvoller als mich vor einer Höhle zu verschanzen, aus der gleichförmig Feinde strömen. Mich treibt zwar die gleiche Verzweiflung an wie diese armen Seelen, die damals, als sie noch nur so fluteten, die Scharr an ihrer Quelle belagerten, aber ich mache mir vor, dass ich mir meine Errungenschaften auch verdiene und nicht eine strategisch ungünstige Situation des Feindes ausnutzen.

Ausrüstung ist in unserer Welt überlebenswichtig und obwohl unsere Welt von allen Seiten von der Dunkelheit bedroht wird, machen unsere Klassentrainer und auch die ansässigen Fraktionen auf der Erde die Ausstattung mit eben dieser ungleich schwerer. Ich erinnere mich nicht an viel aus meinem Leben, bevor der Geist mich wieder ins Leben gerufen hat, aber gerade weil die Menschheit jetzt so bedroht ist, sollte mensch doch meinen, das kaptilastische Motivationen überholt sind. Aber ohne Geld, Verdienst gegenüber den Gruppierungen und teuren Materialien, tut dir hier keiner einen Gefallen. Selbst der eine Wissenschaftler der im Turm uns Hüter betreut, kann sein Interesse an der Entschlüssung von Artefakten nur kommerziellen Zielen unterordnen. Selbst der Verdacht des Betrugs stand ihm gegenüber schon im Raum, nur um das Beste für sich selbst ein zu behalten. Für mich das schlimmste: Ich darf nicht mal mit anderen Hütern meine Ausrüstung tauschen oder handeln. Es würde das Wirtschaftssystem schädigen, sagt der Sprecher. Nur innerhalb meiner Familie kann ich Waffen und Material weiterreichen. Mein Bruder und meine Schwester danken mir bei den Waffen, leider stehen wir aber als Familie nicht gemeinsam bei den Fraktionen in Ruf und Leistung.


Unser Konflikt ist ein seltsamer. Die Feinde, in Form von Gefallenen, Vex, Schar und auch Kabalen, haben sich auf ihre Regionen eingeschossen. Keiner greift uns wirklich an, wir strömen aber über die Planeten und attackieren sie, mit dem Ziel die Dunkelheit zu erforschen, die die Erde und diesen stillen Koloss über ihr zu beschützen. Der Reisende, der uns die Geister geschickt hat und den Sprecher. Und sie versehen uns mit Aufgaben, die uns immer wieder dahin führen, die Relikte unserer Widersacher in deren Gebieten zu zerstören. Da mag schnell der Eindruck entstehen, wir wären vielleicht die wahre Bedrohung für das Universum.

Um aber wirklich bedrohlich zu sein, sind wir zu wenig organisiert. Zwar gibt es Millionen Hüter und selbst wenn sich Gemeinschaften zusammen finden in Clans, verbleibt immer irgendwie das Gefühl, alleine zu sein. Die Clans werden an unsere Profile gelegt, aber ihre Gründung ist schon zu sperrig. So müssen wir in diesem veralteten Internet auf Seiten des Sprechers und drei weitere Begleiter finden die sich dort einloggen, eh wir uns organisieren können. Außer einer Pinnwand und dem Namen bieten Clans aber bisher nicht viel an.
Es ist ein verzweifelter Versuch Gemeinschaft zu signalisieren, wo die Einsamkeit der Aufgaben des Turms Platz hält. An manchen Tagen macht es Sinn den Feinden der Menschheit als Gruppen gegenüber zu stehen, aber da unsere Annäherungskommunikation gesperrt ist, unsere Gestik als Erweckte Tote scheinbar noch zu wenig ausgeprägt, schaffen wir es nicht uns unseren Mitstreitern mit zu teilen. Manchmal tanzen wir zusammen, weil wir glauben, damit Freude zu zeigen, aber in Wirklichkeit zeigen wir damit die tiefe Abwesenheit unserer Seele.

Dafür, dass unsere Erweckung so dringlich war, haben sich die Ereignisse auch rapide entschleunigt. Natürlich ist es schwierig mit seinem neuen Leben um zu gehen und sofort zu begreifen, wieviel Lebenszeit noch vor uns liegt, aber wir wirken so ohnmächtig. Meine Geschichte hat mich die K.I. Rasputin treffen lassen, aber wir verfolgen sie nicht weiter. Wir haben auf dem Mars den Kabalen den Krieg angesagt um menschliche Siedlungen zurück zu gewinnen, aber weder schlagen wir sie endgültig zurück, noch verfolgen sie unsere Schiffe und schlagen zu. Die Vex belagern wertvolle Archive auf der Venus, aber so oft ich sie auch mit meinen Schlachtgenossen frei gelegt habe, lassen wir sie doch verwildern und unseren Feind sich wieder festigen. Ich weiß, dass meine Seele in den Körper einer muskulösen geschulten Kampfmaschine wiedergeboren wurde, aber ich spüre doch, dass meine Seele sich nach mehr sehnt, als ein Arm der Vernichtung zu sein und eine Marionette der Anführer der Menschheit.

Zu letzt höre ich, dass auch andere Hüter, unabhängig des Anspruchs ihrer Klassen, unzufrieden werden und Sehnsucht nach größeren Aufgaben haben und in vielen Dingen stimme ich mit ihnen überein. Es gilt nur zu hoffen, dass der Sprecher die Sorgen seiner Legion der Untoten – Ein weiterer Hinweis, dass wir die eigentlich Bedrohung sind – erkennt, damit wir nicht zu den herzlosen Wesen verkommen, die außerhalb unseres Planeten auf uns warten."
-Aufzeichnungen aus dem privaten Tagebuch von Eliza Nightwind, Titanin der Stufe 26.

Und dann noch meine Sichtweise:
Ich kann nur sagen, dass ich viele Punkte ihrer Kritik teile. In der Kritik stimme ich auch mit der Fachpresse in einigen Punkten überein. 1, 3, 4, 11, 13, 19, 22, 24, 29 und 31 wären es in diesem Fall.
Betrachten wir Destiny wieder von Außen, als Spieler und nicht als Figur, fehlt es aus meiner Sicht vorallem an attraktiven Clanaktivitäten und angenehmen Funktionen für Gemeinschaftsspieler. Selbst Clanmitglieder können nicht im Spiel hinzugefügt werden, trotz toller Möglichkeiten von Kinect auf der XboxOne, ist das Gespräch mit nahestehenden Spielern nicht möglich. Das der Handel zwischen Spieler nicht gestattet ist, wirkt teilweise plausibel, könnte aber wenigstens von "nur eigene Charakter" auf Mitglieder eines Clans ausgeweitet werden.
Bisher gibt es aber, außer Anwesenheit im Gefecht, nichts – wirklich nichts – Was Mensch für seine Mitstreiter tun kann. Das kann nicht die Grundlage eines MMORPGs sein. Aber trotzdem macht es noch immer großen Spaß.
Vorallem, wenn mensch dann zusammen spielt. Als kleine Vorstellung des Ganzen haben wir einen Strike, eine typische Mehrspielermission unkommentiert für euch aufgenommen. Viel Spaß bei einem Actiongeschnetzel auf dem Mars, mit einem der höchsten Chaosfaustangriffe, der im Spiel vermutlich möglich ist.


Nächste Woche nehmen wir uns die Fraktionen von Destiny vor, für die Ruf gesammelt und um deren Gunst gekämpft werden kann. Wofür diese Fraktionen stehen, wie das Ganze funktioniert und ob es sich lohnt für sie zu kämpfen.

Abschließend, weil es so schön ist, möchte ich euch noch den ehrlichen Trailer für Destiny vom Youtube-Kanal "Smosh-Games" zeigen, denn darin wird viel Wahres gesprochen.





Kommentare

  1. Schöner Start ins Tagebuch. Ich mag es immer, wie du die Sicht der Videospielfigur einnimmst und von dort aus das Spiel beschreibst- und auch direkt Insider-Witze oder Anspielungen einbaust :-)

    Vielleicht könnte man den Teil des Tagebuches und der Absatz mit Kritik zum Spiel noch formal besser trennen. (Zwischenüberschrift?)

    Destiny Tales kannte ich noch nicht. Sehr schön gemacht, besonders, dass der gute Ghost den ersten mit zu vielen Fragen wieder Fallen lässt :-D

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    1. Zwischenüberschrift eingefügt.

      Es macht auch immer besonderen Spaß, den Blickwinkel zu ändern. Je tiefer ich in ein Spiel versinke, desto eher werden dann die Ungereimtheiten in der Spielwelt deutlich. Die auch manchmal akzeptabel sind - Ist ja ein Spiel - Aber manchmal wie Nachlässigkeiten der Macher aussehen.

      LoadingReadyRun enttäuschen selten.

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    2. Auf dem einen Insider mit der Höhle fehlte übrigens nur der Link. So "inside" sollte der nämlich gar nicht sein. ;)

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  2. Wie ich das sehe krankt Destiny, das kein richtiges MMO sein will, an den üblichen startkrankheiten seiner Familienmitglieder, kurz nach ihrer Geburt

    Fehlende Langzeitmotivation, ausbaufähige Interaktionsmöglichkeiten und einer Story die auf nen Bierdeckel passt. Gebt dem Spiel Zeit sich zu entwickeln. Es wäre nicht das erste "MMO" das richtig geschliffen ein hochkaräter wird.

    Btw. Schöner Tagebucheintrag. Ich hoffe davon gibt es in Zukunft mehr. ^^

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    1. Natürlich geben wir dem Spiel Zeit. Dies ist kein Test zum Spiel, sondern eine Beobachtung des Jetzt-Zustandes. Das die Macher nicht direkt ihr ganzes Pulver verschießen wollen überrascht ja auch nicht.

      Tagebücher wird es immer mal wieder geben, meine LP-Kladde die ich beim Spielen auf dem Tisch liegen habe füllt sich rapide. ;)

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