Narrative

Geschichten sind eine der stärksten Sachen, denn sie können verändern wie wir alles sehen. Wenn wir uns auf eine festlegen, sehen wir alles durch diesen Filter. Zum Beispiel wenn wir an eine"n Gött*in glauben wollen, dann sehen wir ihr wirken in allem. Wenn wir an eine oder alle Wissenschaften glauben wollen, dann sehen wir vielleicht alles als erklärbar an und Forschung als höchstes Gut. Wenn wir uns dafür entscheiden, dass sich die beiden nicht widersprechen, dann geht auch das. 

Wer die bösen in der Welt sind, wer die Wahrheit sagt, wie es wirklich gewesen ist, das sind alles auch Geschichten. Wie wir uns selbst erzählen und welche Geschichte wir uns über uns selbst erzählen, das ist auch nicht die Realität, sondern ein Filter. Narrative bestimmen unsere Welt. Und auch wenn wir uns wünschen, dass Fakten und eine definitive Wahrheit die Welt bestimmen, werden wir die Wahrheit doch nie vollständig erfahren. Denn wenn die Realität vorbei ist, dann bleiben einwirkende Gefühle, Umstände, eine begrenzte Wahrnehmung, ein gar nicht so zuverlässiges Gedächtnis und wenn die Zeit vergeht, verändert sich auch unsere Bewertung. 

Was früher okay war, finden wir jetzt nicht mehr okay, finden wir in Zukunft wieder okay, finden unsere Nachkommen nicht okay, finden deren Nachkommen heraus, war alles anders gedacht, weil jemand auf einen falschen Fakt reingefallen ist. Es ist teilweise sehr schwer auszuhalten, dass wir gleichzeitig wollen, dass Dinge wahr und richtig sind und wir gleichzeitig eigentlich wissen, dass wir nie alles wissen können. Sogar wir selbst nicht. 

Sonst würden nicht so viele im Laufe ihrer Biografie, dem Lernen über ihre Vergangenheit oder auch Therapie ständig neue Wahrheiten finden, die alles für ihr Leben verändern. Und dann ergeben plötzlich andere Dinge Sinn als vorher. Wie in jedem guten Krimi, wenn plötzlich neue Beweise auftauchen. 

Wenn uns unsere Narrative schaden, müssen wir sie hinterfragen. Müssen lücken finden, neue Quellen, neue Zeugen, neues Wissen, vielleicht auch neue Empathie für uns selbst. Warum wollten wir an einem schädlichen Narrativ festhalten? Was hat uns das genutzt? 

Es gibt keine ganze Wahrheit. Nur Entscheidungen die Narrative und Tendenzen. 

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