die Welt hinter der Kante des Kapitalismus

Fast alles was Kunst ist, gibt es zu kaufen. Und was es zu kaufen gibt, wird oft in großen Mengen produziert. Wenn Bekannte, Freund*innen und Künstler*innen aus dem Umfeld Bücher veröffentlichen, dann ist es schwer sich vorzustellen, dass ich keines mehr davon bekommen könnte. Irgendwo gibt es welche, es kann bestellt werden und viele der Werke in anderen Künsten leben von der Kopie. Anbieter die tolle Metallplatten produzieren mit Motiven aus Serien und Videospielen um die eigene Wohnung individuell zu gestalten. Nur dass sie jeden Tag tausend Stück davon produzieren. 

Irgendwann in einem Zeltlager haben wir eine Zeltlagerzeitung produziert. Da es auf Zeltplätzen nicht so ganz einfach mit den digitalen Strukturen und Angeboten ist, hatte unser Workshopleiter eine analoge Lösung für unsere Kopien dabei, die ganz ohne Strom möglich war. Mit einem Matrizendrucker  haben wir Bilder und Texte vervielfältigt, mit einer Handkurbel und nachher immer auch irgendwie Tinte an den Händen. Exemplare der Zeitungen habe ich noch zuhause und muss die eigentlich mal aus ihrem Schuhkarton im Keller in mein Bücher- und Zeitschriften-Regal erheben. 

Ein Buch zu drucken ist für die Allgemeinheit nicht einfach zugänglich. Es gibt ein paar nette Möglichkeiten etwas einfaches selbst zu gestalten, aber so richtig mit Rücken und allem, da braucht es Werkezuge und Wissen. Klar gibt es viel im Netz, aber vieles ist dann trotzdem weit weg. Oft bewegt von der Protestkultur, gibt es Menschen die solche Methoden zugänglich machen wollen. Gerade lese ich zum Beispiel vom London Centre of Book Arts, wo Menschen sich einbuchen können und lernen können wie sie selbst Bücher machen können. Ohne das ein Verlag und eine Druckerei sie annehmen müssen und ohne das sie diese großen Absatzzahlen schaffen müssen die ein kommerzielles Buch braucht. Sogar Einzelstücke sind möglich. Und das ist zum einen unfassbar besonders und schön und in gewisser weise auch romantisch, aber es ist eben auch ein Weg nicht abhängig zu sein vom Kapitalismus, der uns gerne glauben machen mag, dass bestimmte Dinge ohne ihn nicht gehen. 

Seit Jahren baue ich mein Zimmer um und meine Möbel selbst, Holz dafür habe ich schon sehr lange nicht mehr gekauft, manchmal kommen Schrauben dazu, manchmal spenden mir Menschen Holzreste aus alten Möbeln, dank dem Verständnis meiner Lebensgemeinschaft darf ich eine Kammer alleine für mein Material haben. Ich vergesse regelmäßig das Möbelhäuser existieren und kann mir nur dunkel ausmalen wieviel Geld ich hätte ausgeben müssen, wenn ich mir immer wenn der Bedarf da war neue Möbel hätte kaufen müssen. 

In alten Gemeinschaften wie ich sie teilweise bei meinen Eltern und Großeltern noch erlebt habe, da war es auch normal, dass unter einander Fertigkeiten und Zeit und Einsatz getauscht wurden. Da gab es aber auch noch mehr Zeit in sofern, dass denen noch nicht so massiv die Hektik vom Kapitalismus vorgetäuscht wurde. 

In möglicherweise angespannteren politischen Zeiten ist es gut, wenn wir schnell und unabhängig sein können. Unser Flugblatt sollte nicht aus einer Fabrik kommen müssen, wenn wir gerade die Fabrikbesitzer*innen kritisieren wollen. Unsere Bücher sollten dann entstehen können, auch wenn wir keinen Verlag finde. Unsere Plakate, Poster, Fahnen, Outfits, Werkzeuge, die dürfen wir auch selbst erschaffen, aus dem was wir haben. Denn es gibt mehr als das, was Geld uns besorgen kann. 

Kommentare

  1. Anonym25.3.25

    das klingt cool, wenn mensch (ich) handwerklich selbst nicht so begabt ist und auch kein entsprechendes materiallager zu verfügung hat. vielleicht magst du hier ja mal ein paar fotos von deinen selbst gebauten möbeln zeigen (zusätzlich oder anstelle von text)?

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    1. Tatsächlich bin ich handwerklich auch nicht sonderlich begabt. Ich war nur vor einiger Zeit mal viel zu pleite um richtige Möbel zu kaufen, hatte aber noch genug für Holz, was tatsächlich günstiger war. Das Handwerk ist dann über die Zeit mitgewachsen, weil ich immer weiter gelernt habe, dass was ich mir ausdenke an Möbeln für mich auch selbst möglich ist zu bauen.

      Ich werde mal schauen ob das möglich ist Fotos zu teilen, weil fast alles davon in meinem Zimmer ist und ich erst ein paar persönliche Gegenstände und Informationen entfernen müsste.

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