Text: Gute Nacht
Wir haben uns mal gute Nacht gesagt zum Einschlafen. Wir haben uns mal umarmt beim letzten Sehen am Tag. Wir haben uns mal tiefere Fragen gestellt. Wir haben uns noch kennengelernt. Wir haben noch gefragt wie es geht. Wir haben uns Postkarten geschickt. Geschenke gemacht. Wir waren gerne zusammen. Und das ist nicht vorbei. Ich vermisse manches davon. Ich sehe wie sich der Boden bewegt hat. Das Leben hat neue Aufgaben. Viele haben wir uns nicht ausgesucht. Jetzt schlafen wir kaum mehr ein, deshalb sagen wir nicht gute Nacht. Manchmal ist das letzte Sehen am Tag morgens um Sieben. Tiefere Fragen schaffen wir uns kaum uns selbst zu stellen. Wir lernen uns selbst neu kennen. Wir fragen uns wie es uns wirklich geht. Wir freuen uns über Postkarten. Geschenke. Aber der Monat ist lang. Der Tag auch. Das Bett ist kalt wenn wir uns reinlegen. Das Kissen von den Tränen noch warm. "Alles ein bißchen viel", steht auf unserer Tasse und das meint nicht den Kaffee darin. Der ist von vorgestern und aus der Mikrowelle. So wie das Abendessen. Oder welche Zeit wir grade wohl haben. Irgendwo auf der Welt ist ja immer Abend. Also umarmen wir uns morgens um halb Acht, wünschen uns einen guten Tag, gute Nacht und eine barmherzige Ohnmacht. Wir umarmen uns selbst. Das muss heute als Frage tief genug sein.
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