Gedanken zur Notwendigkeit des eigenen Teilens
"Niemand braucht das, was ich zu erzählen habe.", sagt meine innere Kritik. "Ich erreiche niemanden", redet mir eine irrsinnige Algorithmusmaschine ein, die selbst die Kontrolle darüber hätte, aber mich zur Aktivität zwingen will. "Meine Stimme gab es schon oft genug", sagen meine Privilegien, während ich sie respektiere. "Andere haben das schon besser formuliert", sagt meine Fertigkeit zu vergleichen.
Als ich etwas im Internet sehe von jemandem der eine Eigenschaft oder eine Erfahrung mit mir gemein hat, bin ich irgendwie berührt. Als ich in der Gruppentherapie sitze, obwohl ich da meine Unterschiede zu anderen Teilnehmenden ganz klar sehe, bin ich froh, dass dort Menschen auch Sachen so beschreiben, wie ich sie erlebe. Oder ähnlich.
Eine Freundin fragt mich nach Zeit und Wissen zu einer Sache die ich mir angelesen habe. Immer wieder sage ich, dass es nur ein Bild ist und ich auch nur erzählen kann, was ich und wie ich es verstanden habe. Sie aber freut sich, denn durch unser Gespräch gewinnt sie Worte und Gedanken, die es ihr erlauben sich noch besser auszudrücken. Es ist ein Vokabelnlernen in der eigenen Sprache.
Und dann merke ich, dass sie kritischen Gedanken und Stimmen nur Bestand haben, wenn ich es vergleichend sehe. Und die Frage sollte nicht sein: "Hat es schon jemand erzählt?", sondern "Wissen schon alle Bescheid?" Denn wenn es wertvolles Wissen gibt, dass allen, der Gemeinschaft nutzt, dann müssen wir es auch versuchen zu allen zu bekommen. Es sehen aber nicht alle gleichzeitig den selben Beitrag. Es verstehen nicht alle die selben Worte. Nicht alle die selben Medien. Und manches Wissen muss immer wieder wiederholt werden. Und oft jetzt es eben darum sich und seine Erfahrungen zu teilen, damit wir uns erinnern, dass wir verbunden sind.
Also erzähle ich etwas was andere schon gesagt haben, in anderen Worten, es wird schon jemandem erreichen und ich achte darauf, dass meine Stimme nicht die von denen unterdrückt, die zu wenig gehör bekommen.
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