Post aus Absurdistan

Autor: Jay
Verfasst: 23.04.2009

Post aus Absurdistan

Etwas aufgeregt drehe ich den Schlüssel im Briefkastenschloß. Heute könnte er da sein. Der Brief auf den ich so lange warte. Ich freue mich richtig. Nervös wie an Weihnachten. Als der absurdische Poststempel mich anlacht, da lache ich überwältigt zurück.
Ich stürze das Treppenhaus rauf und lege mich wirklich fast lang. In meiner Wohnung komm ich etwas zur Ruhe und lege den Brief auf meinen Esstisch, als wäre es ein heiliger Altar. Um die Zeremonie zu eröffnen, koche ich mir einen Tee und nehme einen Teller voller Kekse mit.
Der Brief riecht seltsam. Irgendwie süßlich faulig. Abenteuerlich. Irgendwie denke ich an Urwälder und Pilze. Ich denke an all die Abenteuer die mein treuer Freund Ignis wohl erlebt haben könnte, bin gespannt darauf was er zu erzählen hatte.

"Hallo Karola
du hast bestimmt schon mit den Füßen geschart und auf diesen Brief gewartet. Ich entschuldige mich dafür, dass es so lange gedauert hat. Ich musste erst das Postsystem Absurdistans verstehen.
Hier gibt es kein Postgeheimnis. Alle sollen wissen, wie es dem restlichen Volk geht, deshalb muss der Brief geöffnet durch alle Postbezirke. Erst ganz am Ende kommt ein Postbeamter und verschickt ihn ins Ausland. Absurdistan ist so spannend.
Der Hinflug war schon sehr abenteuerlich. Absurdistan hat nur einen Zentralflughafen, der allerdings nicht sonderlich zentral liegt. Genau genommen handelt es sich um eine kreisrunde Landebahn, die sich durch das ganze Land zieht. Ja, sogar durch die Berge. Mit dem feuerroten Volkspalast und bunten Bezirken der Hauptstadt Kumbuk sieht Absurdistan von oben aus wie eine Dartscheibe. Die Absurden sind sehr stolz darauf. Die Teile die man aus Bergen entfernt hat, die wurden übrigens an anderer Stelle im Land aufgestellt. Alle sollten das gleiche Recht auf Berge haben.
In Absurdistan gibt es leider keine Busse, deshalb war mein Weg in die Hauptstadt sehr beschwerlich. Allerdings sind die Wegweiser hervorragend, dank der Seiltänzer. Das sind Leute, die vom Wegweiser aus mit einem Seil umgebunden zu eben dem Ort laufen, der auf den Schildern steht. Tänzer werden sie genannt, weil sie in unwegsamen Gelände schon durch aus tänzerisch wirken können. Man muss also nur mit dem Seil in der Hand laufen. Gerade in den Städten ist das besonders praktisch. Allerdings muss man sich erst daran gewöhnen, dass wirklich zu jedem Ort ein Seiltänzer unterwegs ist. Da stehen schon mal Wegweiser die sowohl zum "Museum" als auch zu "diesem schönen Platz an dem man den Sonnenuntergang mit einem netten Menschen genießen kann".
Das aktuelle Absurdische Volk ist sehr gastfreundlich. Und sie haben gerne Spaß. Sie kichern immer wenn ich irgendwo meinen Namen sage, denn Ignis heißt hier "Popowind". Immer wieder wird mir gesagt, dass ich dafür ziemlich frisch wirke.
Vielleicht fragst du dich, warum ich vom "aktuellen" absurdischen Volk spreche? In Absurdistan wählt der König alle vier Jahre ein Volk. Im Moment ist das freundliche hilfsbereite witzige Volk an der Macht. Das aggressive Wirtschaftsvolk hatte eine zu schlechte Wahlanpreisungskampagne.
Werbung sagt man hier nicht, denn Werbung ist in Absurdistan ein Bung, das nur bei Vollmond vorkommt.
Du siehst, ich erlebe viel in Absurdistan und lerne so unwahrscheinlich viel. Es ist viel besser als in den Erzählungen. Und als Geograph widerspreche ich den Büchern sogar. Ich würde sagen, Absurdistan liegt eher im fernen Westen als im nahen Osten.
Jetzt kann ich leider nicht weiterschreiben. Ein massiver Polkaseiltänzer hat mir angeboten mich ein ganzes Stück zu tragen, an einen Ort der hier sagenumwoben ist: Das Sagenumwobikum.
Schöne Grüße aus Absurdistan
Ignis"

Wie sehr ich Ignis doch um sein Abenteuer beneide. Ich trinke meinen Tee auf, knabber einen Keks an und träume von Absurdistan.


Anmerkungen:
Absurdistan ist eine offene Idee. Wenn du also auch etwas zu Absurdistan schreiben magst, dann kannst du das tun. Ich würde dich nur bitten hier einen Kommentar zu hinterlassen, der auf deinen Text hinweißt.

Kommentare

  1. Yay, Absurdistan! Wie lange bleibt Ignis noch da, und schreibt er noch mehr Briefe? Vielleicht flieg' ich auch mal dahin, aber vorher würd' ich gern noch ein bisschen mehr drüber erfahren :)

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  2. Da hat der Jay sich doch beschwert,
    Weil ich ihm keinen Reim beschert.
    Nun gut, dann folgt im Nachhinein
    Ein Kommentar mit schlechtem Reim.

    Absurdistan klingt wundervoll,
    Allein der Flughafen ist toll!
    Sein Volk zu wählen ist zwar schlau,
    Doch hat der König wohl 'nen Hau.
    Sympathisch klingt der Schilderwald,
    Der einen mitnimmt, dass man bald
    Die Wunder dieses Landes sieht.
    Doch frag' ich mich nun: Wie geriet
    Der Ignis nach Absurdistan?
    Mich int'ressiert, wie er hinkam.
    Flog er von Frankfurt dort hinaus?
    Und wann kommt er wieder nach haus'?
    Ich hoff', dass er bald wieder schreibt
    Und uns dieses Ländchen zeigt.

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  3. Als Jay wirklich, das ist absolut absurt.

    Gefällt mir! :D

    Hofe auf weitere Details aus Absurdistan.

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  4. Du hast Recht, Absurdistan ist voll mein Fall. Ich werde es besuchen, wenn ich kann. Erzähl mir mehr von diesem fernen und doch so erstrebenswerten Land.
    Hach ist die Vorstellung schön.
    Und es ist verdammt noch mal schwierig und ungewohnt ohne Konjunktiv zu schreiben.

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