Rezension: "Kein Blick zurück" von Nancy Horan

In dem autobiografischen Roman geht es um die Liebes- und Lebensgeschichte von Frank Lloyd Wright und Mamah Borthwick Cheney. Sie lernen sich Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika, genauer gesagt in Oak Park, Illinois, kennen. Sie ist eine verheiratet Frau Mitte 30 mit einem, bald zwei, Kindern. Er ist ein verheirateter Architekt mit 6 Kindern und einem gut gehenden Architekturbüro.
Sie verlieben sich gegen alle Regeln der damaligen Zeit ineinander, beginnen eine heimliche Affäre die, natürlich, zum Scheitern verurteilt ist. Schon bald heißt es, sich zu entscheiden: für die Familie und die bestehende Ehe oder für das eigene Leben, mit dem endlich gefundenen Seelenpartner. Sie entscheiden sich letztendlich füreinander und reisen für für Wrights Karriere nach Deutschland, Frankreich und Italien. Während ihrer Abwesenheit in Amerika schlachtet die Presse die Geschichte der verlassenen Familien und der Untreue der Liebenden aufs Grausamste aus, nur bruchstückhaft erreichen die verleumderischen Zeitungsartikel das frische Paar in Europa. Sie bleiben standhaft und stehen zusammen, kehren nach knapp zwei Jahren zurück nach Amerika und bauen sich in Wisconsin ein neues Heim und Leben auf.

Besonders berührt hat mich der innere Kampf von Mamah Borthwick Cheney zwischen der Liebe zu ihren Kindern, die noch sehr klein sind als sie ihren Vater und damit auch sie verlässt und ihrem Drang, sich als Frau zu finden und ihren eigenen Weg zu gehen. Ich stelle es mir unendlich schwer vor, sich gegen diese kleinen Wesen zu entscheiden, die so sehr unter der Trennung von der eigenen Mutter leiden und darüber hinaus die Kraft zu haben sich gegen die Widerstände der Welt zu wehren und seinen eigenen, ganz besonderen Weg zu gehen. Ohne dabei das Wesentliche aus den Augen zu verlieren oder sich die Welt schöner und einfacher zu machen als sie tatsächlich ist.

Neben diesen großen und kleinen Kämpfen, die das frische und am Ende nicht mehr ganz so frische Paar ausficht, fand ich es faszinierend in die beschriebene Welt um 1900 einzutauchen. Die Beschreibungen von Berlin, dem Ort in Italien namens Fiesole und auch dem Leben in Oak Park und Spring Green in Wisconsin sind so echt und haben mich an allen Erlebnissen teilnehmen lassen. Ich fühlte mich, als würde ich neben Mamah in Berlin in einem Café sitzen, mit ihr durch die italienischen Gärten spazieren und ihr dabei zusehen wie sie den Garten ihres Hauses in Wisconsin gestaltet.

Als kleines Manko empfinde ich die erschreckende Wendung der Geschichte kurz vor Ende. Ich mag lieber Happy Ends und habe bis zu diesem Zeitpunkt darauf gehofft und gewartet. Doch ich will hier nicht zu viel verraten, das Buch orientiert sich nun mal an der Realität und musste daher so enden.

Dennoch empfinde ich es auch im Nachhinein als ein tolles Buch, das ich jedem nur wärmstens empfehlen kann. Es fesselt seine Leser und lässt einen in die Geschichte eintauchen. Es malt wunderschöne Bilder im Geiste und regt zum Wandel der eigenen Geschichte an.



Ich bin Uhu Schuhu und das ist mein erster Beitrag hier bei "Der Nachtwind". Ich lese gerne und viel und werde Euch immer wieder an, meiner Meinung nach, lesenswerten Büchern teilhaben lassen. Ich lese am liebsten Geschichten mit einem Hauch Fantasy, gerne auch Bücher die eher für Jugendliche geschrieben sind. Aber auch spannende Biografien oder "seichte" Krimis ziehen mich in ihren Bann und lassen mich in ihre Welt eintauchen. Beim Lesen vergesse ich schnell Raum und Zeit und diese Leidenschaft möchte ich gerne mit Euch, den Lesern dieses Magazins, teilen.
Da ich mich lieber unerkannt im Internet bewege habe ich mich für diesen Namen und Gestalt entschieden.

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