Text: manchmal lächel ich

Heute morgen war da wieder dieser Typ in der Bahn. Ich sehe ihn jeden Tag. Ich weiß nicht was es ist, aber oft kann ich mit ihm nichts anfangen. Aber wenn mensch sich jeden Tag sieht, ist es schwer sich nicht verbunden zu fühlen. Ich weiß nicht was es heute morgen war, aber heute früh habe ich ihn wieder gesehen und heute habe ich gedacht, ich bin mit dir einverstanden. Ich habe meine Spiegelung in der Scheibe der Bahn gesehen und gedacht, dass ich schon ganz okay bin. 

Irgendwelche Zahnräder haben plötzlich gegriffen, an denen ich länger arbeite. Wo es vorher geruckelt hat, passt es jetzt. Wie ein erster Freiwurf der reingeht und dann der Zweite auch und der Dritte auch und sogar einer ohne den Ring zu berühren. 

Der Weg bis hier hin ist deshalb nicht leichter geworden. Der Stein ist immer noch da und droht wieder berg ab zu rollen, aber für heute sind wir befreundet. Für heute kann ich lächeln. Nicht weil ich mich freue dass es schwer ist, sondern weil sich das Glauben gelohnt hat, entgegen allem was zieht und zerrt und dem Teer der die Haut hochkrabbelt, nach den Härchen greift und zielsicher von Innen um meinen Hals greifen möchte. Aber heute erstmal nicht. Jetzt trage ich den Teer als Schatten aus der Vergangenheit. 

Die Bahn fährt mit meinem Spiegelbild davon, ich beschließe einen altmodischen Selfie zu machen. Ein Text. Dieser Text. Und wenn ich diesen Typen sehe und ihn nicht mag, dann schaue ich auf einen Tag wo meine Seele fotogener war und erinnere mich, dass der Stein und der Teer und die Angst und der Schmerz und die Einsamkeit und die Trauer und das Gewicht der Welt auch Pausen machen. Manchmal lächel ich. Manchmal sogar zu mir. 

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