sich richtig entscheiden

Im Rückblick sieht vieles leichter aus, als es in Wirklichkeit war, als wir in der Situation waren. So mancher Kummer und Schmerz verwäscht in unserem Gedächtnis, die Heftigkeit lässt nach und das muss sie auch, denn sonst ist es vielleicht auch Trauma und noch nicht geheilt. Einige unserer schmerzlichen Erfahrungen liegen daran, dass wir vermeintlich schlechte Entscheidungen getroffen haben. Denn wenn wir uns anders entschieden hätten, dann wäre es anders gekommen und wir hätten uns so einiges an Leid erspart. Und diese Denkweise können wir kultivieren, dann aber auch mit Blick auf die Zukunft eine Angst ausprägen, die uns davon abhält uns zu entscheiden, weil wir gar nicht sicher vorher sagen können, was für uns gut ausgehen wird. Diese Kontrolle und Macht gibt es nicht, nur begünstigende Privilegien, aber das nächste Klavier das droht von einem Haken auf uns zu fallen, das wartet schon an der nächsten Straßenecke auf uns. In einem Video über Kampfsport habe ich gehört, dass ein Treffer den wir nicht kommen sehen bis zu dreifach so stark auf uns wirkt, wie einer den wir vorher sehen. Wir können also versuchen uns unserer Umstände bewusst zu machen, aber es wird immer einen toten Winkel geben, in dem die eine oder andere Schelle auf uns wartet. 

Es gibt diese andere Denkschule, die versucht den Druck zu Entscheidungen anders zu verteilen. Besonders die Forscherin Dr. Ellen Langer wirbt dafür: "Don't make the right decisions, make the decisions right" Die Idee ist, dass wir die Kontrolle die wir ausüben wollen über unser Leben an eine andere Stelle verlagern. Und ich habe den Verdacht, dass Dr. Ellen Langer auch nicht von Kontrolle, sondern von Bewusstsein sprechen würde, schon alleine weil das ihr Forschungsschwerpunkt ist. Wenn wir also die Energie und unser Bewusstsein dahin verschieben uns damit zu beschäftigen, was jetzt das Gute oder Richtige in unserer Entscheidung gewesen sein könnte, dann wird es leichter. 

Meiner Erfahrung nach, weil wir Spielraum gewinnen. Und in diesem Spielraum können Gelegenheiten und Offenheit entstehen, die wir nicht gehabt hätten, wenn wir alles vorher zerdacht und in der Angst vor Fehlern erstickt hätten. Ungewöhnlicherweise merke ich das daran, wie ich ins Kino gehe und wie ich in der Vergangenheit zu IKEA gegangen bin. Denn oft gehe ich ins Kino in Filme mit, die mich gar nicht so sehr interessieren. Was macht es für mich zu einer "richtigen" Entscheidung? Ich mag die Zeit mit Menschen verbringen und vielleicht auch sehen, was denen an einem Film gefällt. Und so gucke ich vielleicht etwas weniger den Film und etwas mehr auf meine Begleitungen. Bei dem großen Möbelhaus gibt es einen Haufen Vorurteile und auch ein paar Urteile von meiner Seite, warum das kein netter und guter Ort ist. Bis mensch sich vornimmt dort so viel Spaß wie möglich zu haben. Und auch das hat wieder mit den Menschen zu tun mit denen ich da hin gehe, aber auch mit der Freude daran etwas Unfug zu treiben. Und so kann ich, wenn jemand fragt ob ich mit will, bei IKEA eine gute Zeit haben, weil ich meine Entscheidung dahin zu gehen versuche zu einer guten zu machen. 

Wenn wir Kunst machen, dann geht es immer immer um Entscheidungen. So einiges können wir nicht rückgängig machen und so manches war auf einfach nicht gut. Es geht aber nicht darum jede schlechte Entscheidung schön zu reden. Das ist nämlich auch nicht bewusst. Bewusstsein bedeutet eben auch zu erkennen, wenn etwas nicht gut war oder so nicht angemessen. Aber aus den Entscheidungen noch etwas "richtiges" zu holen bedeutet dann eben daraus etwas zu lernen für das nächste Mal. Den einen Witz auf der Bühne nicht machen. Backstage nicht sich an dem toxischen Gespräch voller Gerüchte beteiligen. Die Pinsel sauber machen. Die Rechte am Werk nicht abgeben. Bei der Absage nicht nochmal eine Notlüge anwenden, sondern sagen, dass der andere Job besser bezahlt und deshalb wichtig ist. Sich gegen den Neid entscheiden. Das sind alles Lektionen die Mensch finden kann, wenn wir das "richtige" in schlechten alten Entscheidungen und Handlungen suchen. Und da müssen wir nichts verdrängen, sondern üben eben für unsere kommenden Entscheidungen, sie nicht nochmal genauso zu treffen. 

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