Der Neue - Stephan im Interview
Der Blog verändert sich, hin zu "Der Nachtwind". Vor den Kulissen heißt das frisches Layout und neue Inhalte, hinter den Kulissen gibt es ein neues Gesicht. Stephan "Redhead" steigt mit ein, also eine perfekte Gelegenheit den Filmmacher in einem Interview vorzustellen. Warum ihr in einem Film von Stephan eine realistische Chance habt zu sterben, erfahrt ihr im Folgenden:
Jay: Name, Alter,
Ausbildung?
Stephan: Mein Name ist Stephan Krahwinkel. Ich bin 27 Jahre alt, geboren 1985. Ich habe studiert, zum einen an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf: Germanistik und Philosophie. Darin habe ich einen Bachelor gemacht. Dann den 2-Fach-Master an der Universität Duisburg-Essen in "Literatur und Medienpraxis" und in "Sprache und Kultur". Derzeit arbeite ich in einer Agentur für Unternehmenskommunikation.
Jay: Beschreibe dich in 5 Worten.
Stephan: Organisiert. Kreativ. Kommunikativ. (Grübelt) Teamorientiert. Zielorientiert.
Jay: Was findet sich in Stephans Filmsammlung?
Stephan: Es würde ins Auge springen, dass ich mittlerweile vollständig von DVDs auf Blu-Rays umgestiegen bin. Zudem habe ich einige Steelbooks - ich sehe meine Filme auch als Sammlerobjekte an. Und es würde auffallen, dass ich nicht Genreabhängig kaufe. Das Spektrum ist durchaus groß. Mir hat mal jemand gesagt, dass er über die Zahl der deutschen und beispielsweise französischen Filme in meiner Sammlung überrascht ist, z.B. "Die fetten Jahre sind vorbei" oder "Starbuck" (kanadischer Film). Das sind Filme, die haben viele Leute nicht auf dem Schirm für eine Sammlung. Ich versuche neben den typischen amerikanischen Blockbustern auch kleinere Filme aufzunehmen und schau sie auch gerne.
Jay: Interessieren dich diese Filme auch weil du Filmemacher bist, oder schaust du sie zur Unterhaltung?
Stephan: Ich schaue diese Filme gerne. Das hat, in dem Fall, nichts mit meiner Funktion als Filmemacher zu tun.
Jay: Du bist Filmemacher - warum erzählen Menschen Geschichten?
Stephan: Weil sie unterhalten wollen und unterhalten werden wollen. Und weil sie Spiegelbilder brauchen und wollen. Die besten Geschichten sind die, in denen man sich wiederfindet. Die Menschen sehen darin eine Projektionsfläche, finden sich wieder und – in der Dramentheorie spricht man gerne von Katharsis, so weit würde ich nicht gehen – aber es ist durchaus so, dass die Geschichten etwas für einen persönlich bedeuten, für die Beziehung zu anderen oder den eigenen Charakter einen Effekt haben.
Jay: Warum möchtest du Geschichten erzählen?
Stephan: Weil ich es unfassbar spannend finde, was Geschichten mit Menschen machen. Was ein gut erzählter Witz für eine Atmosphäre schaffen kann. Wenn alle angespannt sind und jemand dann einen guten Witz erzählt, kommt man viel leichter ins Gespräch. Oder auch, wenn man die Leute zum Weinen bringt - das sind starke Gefühle. Das ist das tolle am Geschichten erzählen, wenn man diese Effekte bei Menschen hervorruft. Immer wenn ich eine Geschichte erzählt und diese Gefühle hervor gerufen habe, dann hatte auch ich ein gutes Gefühl. Das ist ein Ziel, das ich verfolge.
Stephan: Mein Name ist Stephan Krahwinkel. Ich bin 27 Jahre alt, geboren 1985. Ich habe studiert, zum einen an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf: Germanistik und Philosophie. Darin habe ich einen Bachelor gemacht. Dann den 2-Fach-Master an der Universität Duisburg-Essen in "Literatur und Medienpraxis" und in "Sprache und Kultur". Derzeit arbeite ich in einer Agentur für Unternehmenskommunikation.
Jay: Beschreibe dich in 5 Worten.
Stephan: Organisiert. Kreativ. Kommunikativ. (Grübelt) Teamorientiert. Zielorientiert.
Jay: Was findet sich in Stephans Filmsammlung?
Stephan: Es würde ins Auge springen, dass ich mittlerweile vollständig von DVDs auf Blu-Rays umgestiegen bin. Zudem habe ich einige Steelbooks - ich sehe meine Filme auch als Sammlerobjekte an. Und es würde auffallen, dass ich nicht Genreabhängig kaufe. Das Spektrum ist durchaus groß. Mir hat mal jemand gesagt, dass er über die Zahl der deutschen und beispielsweise französischen Filme in meiner Sammlung überrascht ist, z.B. "Die fetten Jahre sind vorbei" oder "Starbuck" (kanadischer Film). Das sind Filme, die haben viele Leute nicht auf dem Schirm für eine Sammlung. Ich versuche neben den typischen amerikanischen Blockbustern auch kleinere Filme aufzunehmen und schau sie auch gerne.
Jay: Interessieren dich diese Filme auch weil du Filmemacher bist, oder schaust du sie zur Unterhaltung?
Stephan: Ich schaue diese Filme gerne. Das hat, in dem Fall, nichts mit meiner Funktion als Filmemacher zu tun.
Jay: Du bist Filmemacher - warum erzählen Menschen Geschichten?
Stephan: Weil sie unterhalten wollen und unterhalten werden wollen. Und weil sie Spiegelbilder brauchen und wollen. Die besten Geschichten sind die, in denen man sich wiederfindet. Die Menschen sehen darin eine Projektionsfläche, finden sich wieder und – in der Dramentheorie spricht man gerne von Katharsis, so weit würde ich nicht gehen – aber es ist durchaus so, dass die Geschichten etwas für einen persönlich bedeuten, für die Beziehung zu anderen oder den eigenen Charakter einen Effekt haben.
Jay: Warum möchtest du Geschichten erzählen?
Stephan: Weil ich es unfassbar spannend finde, was Geschichten mit Menschen machen. Was ein gut erzählter Witz für eine Atmosphäre schaffen kann. Wenn alle angespannt sind und jemand dann einen guten Witz erzählt, kommt man viel leichter ins Gespräch. Oder auch, wenn man die Leute zum Weinen bringt - das sind starke Gefühle. Das ist das tolle am Geschichten erzählen, wenn man diese Effekte bei Menschen hervorruft. Immer wenn ich eine Geschichte erzählt und diese Gefühle hervor gerufen habe, dann hatte auch ich ein gutes Gefühl. Das ist ein Ziel, das ich verfolge.
Das erste Erlebnis dieser Art hatte ich bei unserem Abschlussscherz zum Abi. Da hatte ich
schon so zwei, drei Jahre Filme gemacht, was sich dann rumgesprochen hat. Und meine Stufe hat mich dann gefragt, ob ich auch für sie einen Film mache.
Dann haben wir das Ding in zwei Tagen zusammen gerockt, weil die
natürlich erst drei Tage vor dem Abigag gefragt haben, ob ich das überhaupt mache. Wir haben das also ganz spontan gemacht und viel Leidenschaft
reingesteckt. Dann haben wir das Ding vorgeführt - abends vor 120
Leuten aus der Stufe. Die sind so abgegangen. Die waren selber stolz, haben sich bedankt und gelacht und waren
begeistert. Und da habe ich gemerkt: das macht
einfach Spaß. Vor allem, als der Film dann am nächsten Tag vor der ganzen Schule, das waren etwas mehr als 1.000 Leute, gezeigt wurde und auch die sehr positiv darauf reagiert haben.
Es war auch eine gute Geschichte. Das hat nochmal reflektiert, wie wir uns als Stufe gesehen haben.
Später, bei anderen Projekten, habe ich gemerkt, dass ich das mit anderen Erzählweisen auch schaffen kann - andere Emotionen hervorzurufen. Caligo (Anm.: Ein Kurzfilm, bei dem Stephan Regie geführt hat) hat beispielsweise darauf abgezielt den Leuten ein wirklich unangenehmes Gefühl zu bescheren. Und das dann tatsächlich hinzubekommen ist toll. Den Menschen Emotionen und Reaktionen zu entlocken, durch die Geschichte, die man erzählt.
Jay: Warum Film? Wegen der direkten Reaktion?
Stephan: Das ist einer der wichtigsten Gründe. Das direkte Feedback gibt mir ein tolles Gefühl. Das kann auch nach hinten los gehen, aber dann kann ich mich hinterfragen. Ich liebe aber auch die Kombination aus verschiedenen Künsten, die ein Film erlaubt. Zum Beispiel Bilder und Musik. Darüber Atmosphäre zu schaffen. Ich gehe oft an eine Geschichte ran, indem ich mir eine Playlist erstelle von Musik, die ich mir für den Film vorstelle. Die dann in den Film zu integrieren, zum Beispiel im Sprachrhythmus der Dialoge oder der Schnittfolge sind spannende Möglichkeiten. Wenn das dann funktioniert und beim Publikum ankommt, ist das was Supertolles am Film. Das könnte ich zum Beispiel mit einem Text, würde ich mich damit auf die Bühne stellen, nicht tun. Ich mache mein Werk erst fertig, präsentiere es nicht selber und wenn die Leute nicht wissen, dass ich es war: Auch gut. Aber wenn sie es wissen, dann habe ich auch ein erhabenes Gefühl dabei.
Jay: Angst vor Kritik oder introvertiert?
Stephan: Ich bin schon ein introvertierter Typ, sehe meine Stärke auch einfach nicht im literarischen Erzählen. Ich habe vielleicht auch ein bisschen "Angst" vor direkter Kritik und ein bisschen gehe ich dem beim Film ja dann doch aus dem Weg, denn ich stehe ja nicht als Person vor den Leuten und präsentiere.
Jay: Kurzfilm, Film, Serien, Internetformate? Welches Filmformat reizt dich am meisten? Wenn du jetzt beginnen solltest zu drehen?
Stephan: Serie. Definitiv. Weil man in einer Serie dem literarischen Erzählen sehr nahe sein und in die Tiefe gehen kann. Im Spielfilm in 90 Minuten kann man zwar auch großartige Geschichten erzählen, allerdings anders. Momentan lese ich auch sehr lange Geschichten, die als Filmformat "Platz" benötigen. So eine Serie wie "The Wire" zu schaffen, die in mehreren Episoden verschiedene Schwerpunkte setzen kann, die man in einem einzigen Film deutlich komprimierter darstellen müsste, das würde mich extrem reizen.
Jay: Was muss ein Film/ eine Serie erreichen, damit du ein Fan wirst?
Stephan: Er/Sie muss mich überraschen. In einer Komödie kann das ein unerwarteter Gag sein, in einer Serie kann es auch der unerwartete aber nachvollziehbare Abgang einer beliebten Figur sein; also zum Beispiel durch Tod oder auch wenn sie sich auf eine andere Seite stellt, als man erwartet hätte. Überraschende Entscheidungen machen es für mich sehr spannend. Ich will da nichts spoilern (Anm.: "vorwegnehmen") aber in einer Serie mit Zwölf Folgen in der ersten Staffel, wird plötzlich in Folge Elf die Hauptfigur getötet. Das hat mir schon die Kinnlade runterklappen lassen. Sowas auch mal zu schaffen, wäre großartig.
Jay: Soll eine Überraschung innerhalb einer Serie aufkommen oder im Vergleich zu anderen Serien, damit sie gut funktioniert?
Stephan: Innerhalb des Systems. Die Richtung muss stimmen. Wenn es natürlich jede Serie so machen würde, wären die Erwartungen andere. Das ist ja der Ansatz: Die Erwartungen zu durchbrechen. Das ist auch ein Spiel mit Vorzeichen. Wenn sich ein bestimmter Moment abzeichnet und ich ihn erwarte, stellt sich ja auch eine gewisse Befriedigung ein - oder ich werde überrascht, weil es ganz anders kommt, was wiederum auch zu einem "Glücksmoment" führen kann. Außer solch eine Wende ist inkonsequent oder innerhalb der Handlung gar abstrus. Jede Serie muss da ihren eigenen Weg finden, Dinge zu schaffen, die mich als Zuschauer bei Laune halten. Das können viele Dinge sein, das kann aber auch in die Hose gehen. Wie bei Lost, wo man viele Rätsel aufgebaut hat, die dann aber nicht gelöst werden. Da kommt dann Unzufriedenheit auf.
Jay: Gibt es einen Stephan-Stil zu filmen? Oder gibt es ein Vorbild?
Stephan: Momentan würde ich sagen: Nein. Ich habe weder bestimmte Figurenkonstellationen, keine spezielle Bildsprache. Ich kopiere aber auch nicht bewusst irgendwen. Ich habe aber durchaus Filme gesehen, bei denen ich denke: "Das wäre eine coole Sache für uns." Dann will ich das selbst ausprobieren. Zum Beispiel habe ich immer davon gesprochen, mal eine Szene in einer Einstellung zu drehen. Die so toll und abwechslungsreich gestaltet ist, dass man keine Schnitte benötigt. Wie in "Magnolia" oder noch viel großartiger in "Children of Men" zum Beispiel, wo die Szene glaube ich mehr als 7 Minuten ohne Schnitt auskommt - was man aber erst beim zweiten Schauen merkt, weil die Szene so wunderbar funktioniert. Wenn ich mir meine Filme nochmal angucken würde, ... das müsste vermutlich jemand anderes beurteilen. Ich habe da keine konkreten Vorlieben oder würde es nicht selber erkennen. Selbst die Geschichten waren nie zweimal die selben. Wobei. Meine Mutter fragt mich sehr oft, warum ich immer Leute sterben lassen muss. (lacht) Das wäre also ein wiederkehrendes Element.
Jay: Bei dir wird immer gestorben.
Stephan: Ja, aber nicht nur aus dramatischen Gründen. Das ist auch in Komödien passiert.
Jay: Du hattest einen Reviewblog, was hat dich dazu gebracht?
Stephan: Nach Kinobesuchen habe ich mit Freunden viele Aspekte des Filmes besprochen und diskutiert. Es war zu der Zeit "In" in meinem Freundeskreis, einen Blog zu haben und seine Sachen dort zu veröffentlichen. Also nahm ich mir mein Lieblingsthema "Film" und habe angefangen, Rezensionen zu schreiben, die die Gespräche mit meinen Freunden zusammenfassen. Dann habe ich aber gemerkt, dass mir das Schreiben der Rezensionen zusätzlich auch viel Spaß macht und habe versucht, sie wie eigene Erzählungen aufzubauen.
Als jüngstes Beispiel wäre da die Rezension zu Prometheus, in der ich darauf eingehe, was der Menschheit blühen würde, wenn unsere Expeditionen ins All wirklich so ablaufen würden wie in dem Film. Ich will nicht nur rezensieren, sondern selber darüber hinaus eine Geschichte erzählen. Natürlich fließen aber auch technische Elemente mit hinein. Einsatz der Musik, Kameraführung, das habe ich natürlich auch erwähnt.
Jay: Wann hast du eine Rezension geschrieben und worüber nicht?
Stephan: Ich habe sie immer dann geschrieben, wenn ich eine klare Position zu einer Sache hatte.
Angefangen hat das mit StudiVz (Anm.: Eine SocialCommunity), da hat ein Kumpel eine Gruppe gegründet für Filmrezensionen. Wenn ich darüber nachdenke, habe ich allerdings nie so "Mittelrezensionen" geschrieben. Ich habe entweder nur gute oder schlechte Bewertungen abgegeben. Damit macht man es sich natürlich leicht, wenn man Dinge zerreißt - aber ich habe immer versucht auf einer sachlichen Ebene zu bleiben. Es gab einige Filme – "Königreich der Himmel", "Superman Returns" – die ich zerlegt habe, aber auch Filme wie "The Fall", der eher unbekannt ist, bei dem es mir sogar ein Bedürfnis war, ihn durch eine Meinung zu pushen und ins Gespräch zu bringen.
Jay: Wofür kann man dich nachts wecken?
Stephan: (Lacht) Wenn jemand mit einer guten Geschichte zu mir kommt und mit mir filmen will. Ohne Scherz. Wenn es da eine Geschichte oder Idee gibt, will ich mir die gerne angucken und eine Meinung zu machen. Das liegt daran, dass bei szenischen Filmen die Geschichtsentwicklung - zumindest bisher - sehr von mir ausging. Vor allem die Umsetzung. Erstmal nicht das Inszenieren. Aber das Schreiben, Entwickeln von Charakteren und der Dialoge lag bei mir. Das hat mich aber später blockiert in der Inszenierung. Wenn es nicht aus meiner Hand kam, fand ich die Ergebnisse später deutlich besser. Geschichten auf meiner Grundlage wurden zu verkopft. Da gebe ich meiner Art und dem Philosophiestudium Schuld. (lacht) Ich freue mich aber immer, wenn Leute mir ihre Geschichten anvertrauen. Für eine spontane Reise, um irgendwo coole Bilder zu schaffen, könnte man mich auch wecken. Schon allein wegen dem Reiseaspekt. (lacht)
Es war auch eine gute Geschichte. Das hat nochmal reflektiert, wie wir uns als Stufe gesehen haben.
Später, bei anderen Projekten, habe ich gemerkt, dass ich das mit anderen Erzählweisen auch schaffen kann - andere Emotionen hervorzurufen. Caligo (Anm.: Ein Kurzfilm, bei dem Stephan Regie geführt hat) hat beispielsweise darauf abgezielt den Leuten ein wirklich unangenehmes Gefühl zu bescheren. Und das dann tatsächlich hinzubekommen ist toll. Den Menschen Emotionen und Reaktionen zu entlocken, durch die Geschichte, die man erzählt.
Jay: Warum Film? Wegen der direkten Reaktion?
Stephan: Das ist einer der wichtigsten Gründe. Das direkte Feedback gibt mir ein tolles Gefühl. Das kann auch nach hinten los gehen, aber dann kann ich mich hinterfragen. Ich liebe aber auch die Kombination aus verschiedenen Künsten, die ein Film erlaubt. Zum Beispiel Bilder und Musik. Darüber Atmosphäre zu schaffen. Ich gehe oft an eine Geschichte ran, indem ich mir eine Playlist erstelle von Musik, die ich mir für den Film vorstelle. Die dann in den Film zu integrieren, zum Beispiel im Sprachrhythmus der Dialoge oder der Schnittfolge sind spannende Möglichkeiten. Wenn das dann funktioniert und beim Publikum ankommt, ist das was Supertolles am Film. Das könnte ich zum Beispiel mit einem Text, würde ich mich damit auf die Bühne stellen, nicht tun. Ich mache mein Werk erst fertig, präsentiere es nicht selber und wenn die Leute nicht wissen, dass ich es war: Auch gut. Aber wenn sie es wissen, dann habe ich auch ein erhabenes Gefühl dabei.
Jay: Angst vor Kritik oder introvertiert?
Stephan: Ich bin schon ein introvertierter Typ, sehe meine Stärke auch einfach nicht im literarischen Erzählen. Ich habe vielleicht auch ein bisschen "Angst" vor direkter Kritik und ein bisschen gehe ich dem beim Film ja dann doch aus dem Weg, denn ich stehe ja nicht als Person vor den Leuten und präsentiere.
Jay: Kurzfilm, Film, Serien, Internetformate? Welches Filmformat reizt dich am meisten? Wenn du jetzt beginnen solltest zu drehen?
Stephan: Serie. Definitiv. Weil man in einer Serie dem literarischen Erzählen sehr nahe sein und in die Tiefe gehen kann. Im Spielfilm in 90 Minuten kann man zwar auch großartige Geschichten erzählen, allerdings anders. Momentan lese ich auch sehr lange Geschichten, die als Filmformat "Platz" benötigen. So eine Serie wie "The Wire" zu schaffen, die in mehreren Episoden verschiedene Schwerpunkte setzen kann, die man in einem einzigen Film deutlich komprimierter darstellen müsste, das würde mich extrem reizen.
Jay: Was muss ein Film/ eine Serie erreichen, damit du ein Fan wirst?
Stephan: Er/Sie muss mich überraschen. In einer Komödie kann das ein unerwarteter Gag sein, in einer Serie kann es auch der unerwartete aber nachvollziehbare Abgang einer beliebten Figur sein; also zum Beispiel durch Tod oder auch wenn sie sich auf eine andere Seite stellt, als man erwartet hätte. Überraschende Entscheidungen machen es für mich sehr spannend. Ich will da nichts spoilern (Anm.: "vorwegnehmen") aber in einer Serie mit Zwölf Folgen in der ersten Staffel, wird plötzlich in Folge Elf die Hauptfigur getötet. Das hat mir schon die Kinnlade runterklappen lassen. Sowas auch mal zu schaffen, wäre großartig.
Jay: Soll eine Überraschung innerhalb einer Serie aufkommen oder im Vergleich zu anderen Serien, damit sie gut funktioniert?
Stephan: Innerhalb des Systems. Die Richtung muss stimmen. Wenn es natürlich jede Serie so machen würde, wären die Erwartungen andere. Das ist ja der Ansatz: Die Erwartungen zu durchbrechen. Das ist auch ein Spiel mit Vorzeichen. Wenn sich ein bestimmter Moment abzeichnet und ich ihn erwarte, stellt sich ja auch eine gewisse Befriedigung ein - oder ich werde überrascht, weil es ganz anders kommt, was wiederum auch zu einem "Glücksmoment" führen kann. Außer solch eine Wende ist inkonsequent oder innerhalb der Handlung gar abstrus. Jede Serie muss da ihren eigenen Weg finden, Dinge zu schaffen, die mich als Zuschauer bei Laune halten. Das können viele Dinge sein, das kann aber auch in die Hose gehen. Wie bei Lost, wo man viele Rätsel aufgebaut hat, die dann aber nicht gelöst werden. Da kommt dann Unzufriedenheit auf.
Jay: Gibt es einen Stephan-Stil zu filmen? Oder gibt es ein Vorbild?
Stephan: Momentan würde ich sagen: Nein. Ich habe weder bestimmte Figurenkonstellationen, keine spezielle Bildsprache. Ich kopiere aber auch nicht bewusst irgendwen. Ich habe aber durchaus Filme gesehen, bei denen ich denke: "Das wäre eine coole Sache für uns." Dann will ich das selbst ausprobieren. Zum Beispiel habe ich immer davon gesprochen, mal eine Szene in einer Einstellung zu drehen. Die so toll und abwechslungsreich gestaltet ist, dass man keine Schnitte benötigt. Wie in "Magnolia" oder noch viel großartiger in "Children of Men" zum Beispiel, wo die Szene glaube ich mehr als 7 Minuten ohne Schnitt auskommt - was man aber erst beim zweiten Schauen merkt, weil die Szene so wunderbar funktioniert. Wenn ich mir meine Filme nochmal angucken würde, ... das müsste vermutlich jemand anderes beurteilen. Ich habe da keine konkreten Vorlieben oder würde es nicht selber erkennen. Selbst die Geschichten waren nie zweimal die selben. Wobei. Meine Mutter fragt mich sehr oft, warum ich immer Leute sterben lassen muss. (lacht) Das wäre also ein wiederkehrendes Element.
Jay: Bei dir wird immer gestorben.
Stephan: Ja, aber nicht nur aus dramatischen Gründen. Das ist auch in Komödien passiert.
Jay: Du hattest einen Reviewblog, was hat dich dazu gebracht?
Stephan: Nach Kinobesuchen habe ich mit Freunden viele Aspekte des Filmes besprochen und diskutiert. Es war zu der Zeit "In" in meinem Freundeskreis, einen Blog zu haben und seine Sachen dort zu veröffentlichen. Also nahm ich mir mein Lieblingsthema "Film" und habe angefangen, Rezensionen zu schreiben, die die Gespräche mit meinen Freunden zusammenfassen. Dann habe ich aber gemerkt, dass mir das Schreiben der Rezensionen zusätzlich auch viel Spaß macht und habe versucht, sie wie eigene Erzählungen aufzubauen.
Als jüngstes Beispiel wäre da die Rezension zu Prometheus, in der ich darauf eingehe, was der Menschheit blühen würde, wenn unsere Expeditionen ins All wirklich so ablaufen würden wie in dem Film. Ich will nicht nur rezensieren, sondern selber darüber hinaus eine Geschichte erzählen. Natürlich fließen aber auch technische Elemente mit hinein. Einsatz der Musik, Kameraführung, das habe ich natürlich auch erwähnt.
Jay: Wann hast du eine Rezension geschrieben und worüber nicht?
Stephan: Ich habe sie immer dann geschrieben, wenn ich eine klare Position zu einer Sache hatte.
Angefangen hat das mit StudiVz (Anm.: Eine SocialCommunity), da hat ein Kumpel eine Gruppe gegründet für Filmrezensionen. Wenn ich darüber nachdenke, habe ich allerdings nie so "Mittelrezensionen" geschrieben. Ich habe entweder nur gute oder schlechte Bewertungen abgegeben. Damit macht man es sich natürlich leicht, wenn man Dinge zerreißt - aber ich habe immer versucht auf einer sachlichen Ebene zu bleiben. Es gab einige Filme – "Königreich der Himmel", "Superman Returns" – die ich zerlegt habe, aber auch Filme wie "The Fall", der eher unbekannt ist, bei dem es mir sogar ein Bedürfnis war, ihn durch eine Meinung zu pushen und ins Gespräch zu bringen.
Jay: Wofür kann man dich nachts wecken?
Stephan: (Lacht) Wenn jemand mit einer guten Geschichte zu mir kommt und mit mir filmen will. Ohne Scherz. Wenn es da eine Geschichte oder Idee gibt, will ich mir die gerne angucken und eine Meinung zu machen. Das liegt daran, dass bei szenischen Filmen die Geschichtsentwicklung - zumindest bisher - sehr von mir ausging. Vor allem die Umsetzung. Erstmal nicht das Inszenieren. Aber das Schreiben, Entwickeln von Charakteren und der Dialoge lag bei mir. Das hat mich aber später blockiert in der Inszenierung. Wenn es nicht aus meiner Hand kam, fand ich die Ergebnisse später deutlich besser. Geschichten auf meiner Grundlage wurden zu verkopft. Da gebe ich meiner Art und dem Philosophiestudium Schuld. (lacht) Ich freue mich aber immer, wenn Leute mir ihre Geschichten anvertrauen. Für eine spontane Reise, um irgendwo coole Bilder zu schaffen, könnte man mich auch wecken. Schon allein wegen dem Reiseaspekt. (lacht)
Jay: Warum bist du bei "Der Nachtwind" eingestiegen? Deinen alten Blog hast du ja sogar gelöscht.
Stephan: Ich war mit dem alten Blog, fand ich, zu festgefahren. Ich hatte zwar Vieles vorbereitet, hatte viele Ideen, hab sie aber nie umgesetzt. Der Leerlauf war viel zu groß, weil ich mich nicht kontinuierlich an die Sache gemacht habe. Jetzt zu Zweit ist das was anderes. Da ist noch jemand, der pusht, aber auch förmlich vor Ideen explodiert. Diese Zusammenarbeit, was Gemeinsames zu schaffen und Dinge auszuprobieren - bei denen ich vorher auch überlegt habe sie zu machen, es aber nicht gemacht habe. Das kann ich jetzt gemeinsam realisieren und das ist einfach spannend. Die Synergieeffekte und gegenseitige Beeinflussung ist deutlich produktiver als mein altes Blogprojekt, das dann auch irgendwann zum Erliegen gekommen war.
Jay: Wenn wir das Interview in Fünf Jahren nochmal wiederholen, auf welche Highlights willst du zurück blicken?
Stephan: (Lacht) Es wäre grandios, mindestens mit Kurzfilmen bei Wettbewerben gelaufen zu sein und eine Filmpremiere zu haben, bei der viele Leute anwesend sind und selbst auch dabei zu sein. Ich würde mir letztlich gerne einen Ruf als anerkannter Filmemacher aneignen.
Jay: Danke für das Interview.
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