Rezension: Fez

"Jay."
Eine winzig kleine Welle legt sich wie ein Tuch um meine Füße, die im Sand liegen.
"Ja, Fez?"
"Magst du mich noch?"
"Natürlich Fez, ich liebe dich. Wieso fragst du?"
Fez schaut traurig in die Gischt, die zurück ins Meer rollt.

Fez: "Wir sehen uns nur noch so selten. Als wir uns kennengelernt haben, da hattest du jeden Tag Zeit für mich. Jetzt hängst du voll oft mit den anderen rum."
Jay: "Ja, aber..."
Fez: "Nein. Warte."
Das Meereswasser fühlte sich schlagartig eiskalt an.
Fez: "Du sagst immer, dass du mich liebst, aber immer sagst du es mir. Schämst du dich für mich? Liebst du mich wirklich noch?"
Einige Pixel rieseln aus meinem Haar, als ich mich aufrichte. Ich sortiere meine Worte, damit Fez mich nicht falsch versteht.
Jay: "Ich liebe dich noch und werde es immer tun. Ich liebe, wie du die Lieder von Disasterpiece singst. Ich liebe, dass du keinen Kampf in dir trägst. Du bist immer friedlich und hast keine Feinde. Man kann bei dir noch so oft versagen, du gibst ja doch immer wieder eine Chance."
Ich zwinkere, in der Hoffnung Fez damit aufzuheitern.
Fez: "Aber warum meidest du mich dann?"
Jay: "Ich meide dich nicht. Ich behandele dich sparsam. Ich will die Zeit mir dir genießen können. Du bist Frieden für mich.
Fez: "Ich bin Frieden für dich? Wie meinst du das?"
Ich rücke etwas näher an Fez heran, weil ich spüre, dass es traurig ist.
Jay: "All diese anderen Videospiele erfordern Entscheidungen und Ehrgeiz. Du nicht. Bei dir kann ich mich fallen lassen. Du bist so anders. Keine Sucht und Suche nach versteckten Erfolgen, deine Geheimnisse sind so viel subtiler. Deine versteckten Gänge, deine Liebe in den ganzen Details, du bist besonders."
Fez will mir nicht so recht glauben und ich sehe, dass es sich sehr einsam fühlt. Dieser leere Blick übers Meer, genauso schaue ich auch, wenn ich einsam bin.
Fez: "Ist es gut besonders zu sein?"
Jay: "Ich liebe es. Die anderen sind vielleicht pflegeleichter als du, sie sind umgänglicher, vielleicht auch bessere Gesellschaft, aber bei dir habe ich immer eine ganz besondere Stimmung. Du verlangst nichts von mir und lässt mich sein. Manchmal erzählst du deine Geschichte, aber meist zeigst du einfach nur deine Welt."
Fez: "Aber meine Welt sieht doch so anders aus. Magst du sie wirklich? Alle anderen sind so aufpoliert und dreidimensional."
Jay: "Ja, aber am Ende bist du mehrdimensionaler als all die anderen!"
Fez schmunzelt kurz und fängt langsam an, Gefallen an meinen Komplimenten zu finden.
Fez: "Wie meinst du das?"
Jay: "Wenn ich mich mit deinem kleinen Gomez, dem Hauptcharakter bewege, dann passiert das zwar im zweidimensionalen, aber wir können doch jeder Zeit die Kamerawinkel um 45 Grad drehen und plötzlich sieht der selbe Ort ganz anders aus. Vielleicht bist du also achtdimensional. Aber, Fez?"
Fez: " Ja?"
Jay: "Du bist fantastisch. Ich werde immer zu dir kommen. Sorge dich nicht. Die anderen sind sich alle so ähnlich und du, du bist so anders. Lass uns nicht jetzt über dieses ganze technische Zeug reden. Es ist gerade so schön hier am Strand."
Fez: "Gut."
Ein Weilchen saßen wir noch an einem der wunderbaren 8-Bit-Strände, die Fez zu bieten hatte, beobachteten die verpixelten Möwen an einem der kubischen Horizonte und warteten. Es war ein schöner Ausklang, für einen melancholischen Tag, wie beides nur Fez bieten konnte.

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