Die prologische Präambel als Vorspann
Wer will nicht gleich zu Beginn wissen, wie die Figurenkonstellationen
aussehen, bevor man auch nur den ersten Satz der eigentlichen Geschichte
gelesen hat? Oder der Vorwortschreiber erläutert einfach den bedeutenden Wendepunkt, damit ihn auch keiner verpasst. Das
„unglaublich erschreckende, wahre Ereignis“, auf dem der Roman basiert – Tiefe und
so, Verknüpfung von Realität und literarischer Erzählung mit all ihren
Freiheiten, voll krass -; da, Faden weg. Ach ja, also: das Ereignis wird groß und
breit getreten, dargestellt und vielleicht sogar mit „Originalquellen“ belegt.
Bilder inklusive. In einem Vor-Wort.
Andere Möglichkeit für den Autor: „Ich rate euch um
Gottes Willen von einer Interpretation ab. Nehmt es so hin, wie es hier steht.“
Ach?! Oder, besser noch, man schreibt, dass man gar nicht weiß, was man in so
einem „Vorwort“ überhaupt mitteilen soll, führt diesen Nonsens aber derart ausholt,
dass der zuvor geneigte Leser arg ins Grübeln gerät, weil der Schreibstil so
gar nicht behagt, weil unglaublich lange Satzkonstruktionen entstehen, mit
zahlreichen Kommata, Schachtelungen, so seltsamen Aufzählungen, bei denen man
nach dem zweiten Wort – überall diese Wörter, also Wort, Entschuldigung, das
Wort; Vorwort?! – den Faden verliert und plötzlich der Meinung ist, Kant sei
mit der Art, wie er seine geistigen Ergüsse präsentierte, ein großer Literat
gewesen, auch wenn nie ein Punkt in Sicht war, weshalb ich nun gleich drei
anfüge, um kenntlich zu machen...
Was also tun mit diesem „Vorwort“? Überhaupt:
Müsste es nicht „Vorwörter“ heißen? Es selbst ist nicht allein und auf es
folgen sowieso mehrere – Wörter. Im besten Fall die Einzelteile, die gemeinsam
das große Ganze einer Geschichte über mehrere Seiten ergeben. Letztlich handelt
es sich doch sowieso nur um einen versteckten Gruß an Mama und Papa, den treuen
Gehilfen, den Liebhaber oder das Hausschwein (Bitte?!).
Oder, in der
entgegengesetzten Variante, merkt man dem Autor die vom Lektor aufgebürdete Pflicht
an, ein gottverdammtes Vorwort zu schreiben. „Sei dankbar, du ...! Oder
erkläre dich. Deinen Charakter. Deinen Gedankengang. Transparenz und so. Voll ‚IN’ ist das, in Zeiten von Social Media!“ (Sind interaktive E-Books eigentlich noch eine Marktlücke?)
Ach guck, Biographie
fällt da ein, da macht das eventuell sogar noch Sinn: Ein Mensch schreibt über
einen anderen und Ersterer erklärt warum er das tut, wie man sich getroffen hat,
wie das Befinden beim Schreiben war. Und doch steht am Ende immer ein: Fazit.
Im Vorwort. Irgendwas läuft doch da falsch...
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