Forschung

Mir wird ein Buch von Jean Odermatt geschenkt, ein Fotoband. Ich kenne diese Person nicht, ich bekomme das Buch weil schöne Fotos darin sind, ein sehr guter Grund, ich freue mich sehr darüber. Odermatt hat sich am Gotthard ende der 80iger Jahre aufgehalten, dort Fotos gemacht, mit automatischen Systemen, die die vielen verschiedenen Wetter aushalten. Viele Monate ist er dort in einer Hütte, macht Fotos, lässt Filme entwickeln, schneidet Bilder zu, damit sie gut aussehen, geht raus, sucht Plätze. Wie er selbst schreibt, verwächst er mit dem Ort.

Menschen die meiner Meinung nach Angst vor den Kräften und Potentialen von Kunst haben, fragen gerne wozu wir den Kunst brauchen. Dann steigen sie in ihr Auto, das in einem künstlerischen und kreativen Prozess entworfen wurde, von dem sie wissen weil verschiedene Künstler*innen Werbung dafür gestaltet haben und fliegen meines Wissens nach damit in die Sonne und tauchen nie wieder auf.

Forschung hat das Ziel etwas herauszufinden und oft geht es dabei um etwas, was bisher unbekannt ist. Wir wissen etwas nicht, aber wir haben eine Ahnung, eine Überzeugung, eine Idee. Es muss doch irgendwie möglich sein die Strahlen der Sonne zu nutzbarer Energie zu machen? Es muss doch irgendwie möglich sein eine Gesellschaft zu gestalten, die alle Gender gerecht behandelt? Es muss doch irgendwie möglich sein, unsere Mobilität in der Welt so zu entwerfen, dass sie nicht mehr die Natur zerstört? Wenn es Leben auf der Erde gibt, dann muss es doch wohl auch Leben auf anderen Planeten geben und es möglich sein dass mit unserem jetztigen Wissen und der Technologie herauszufinden?

Kreativität und Kunst machen genau das. Es muss doch möglich sein einen Aspekt der Liebe zu besprechen, den heute noch niemand benannt hat? Es muss doch möglich sein das Leiden der Menschen im Gaza-Streifen auf eine Art darzustellen, dass es auch nicht betroffene Menschen berührt und zum Aktivismus führt? Es muss doch möglich sein die Unendlichkeit aller Wetter und Eindrücke des Gotthards für einen Moment einzufangen? Es muss doch möglich sein?

Künstler*innen, wenn sie es wollen, sind Forscher*innen. Für Werkzeuge, für Gesellschaft, für Gemeinschaft, für Psychologie, für Naturkunde, für alles was wir wollen. Und Forscher*innen haben vermutlich einen kleinen künstlerischen Anteil, weil sie kreativ Denken müssen um etwas zu finden, was vielleicht vorher noch nicht gedacht, fertig gedacht, ausgedacht oder entworfen wurde. Wer also einen guten Grund für die eigene Kunst braucht, kann diesen wählen.

Jeder veröffentlichte Text ist ein Beitrag zur Erfoschung des Zustandes einer Welt. Jedes gemalte Bild zeigt was wir sehen und was uns wichtig ist. Jedes Lied, jeder Tanz, jedes Foto, das alles ist ein Anteil an der Erforschung unserer Welt. Und das lohnt sich immer, denn das wenigste haben wir bisher verstanden.

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