Rezension: Pacific Rim

Einführung:
Ich habe einem Bekannten neulich erzählt, dass mich die Trailer für Pacific Rim sehr neugierig gemacht haben und ich mir den Film unbedingt anschauen möchte. Im schnell-schneller-Suchmaschine-Zeitalter hat er sich angeschaut, worauf ich mich da freue. Und mir dann gehörig Schelte gegeben.
"Alter, ich hab Rim bei der Bildersuche eingegeben und hätte fast gekotzt."
Ich verstand nicht ganz.
"Total ekelhaft. Das kannste dir schön alleine angucken gehen."
Es stellte sich heraus: Rim ist im umgangssprachlichen Englisch die Falz. Am Hintern. Suchmaschinen ohne Jugendschutzfilter spucken wohl auch reichlich Bilder zum Rimming aus dem unbegrenzten Internet-Pool für pornographischer Inhalte aus. Sagen wir es mal so: Ich würde es nicht nochmal in die Suchmaschine eingeben wollen, der Wiki-Artikel hat mir schon gereicht.
So oder so, war aber der Filmspitzname der "pazifischen Spalte" geboren. Und das vollkommen zu recht, denn dieser Film ist ein Porno.
An dieser Stelle seien schonmal zwei Dinge angemerkt:
- Ich gehe in dieser Rezension mal davon aus, dass wir alle erwachsen sind und natürlich alle wissen, dass wir noch nie einen Porno gesehen haben, auch wenn wir schon mal einen gesehen haben.
- Zweideutigkeiten sind ab hier vollkommene Absicht.
Wenn wir das Geld für so ein Teil hätten....
Hauptteil:
Die Ausgangssituation in Pacific Rim ist erstmal schnell zusammen gefasst: Die Menschen werden von Außerirdischen angegriffen, den Kaijis. Diese dringen nicht, wie zu erwarten, vom Weltall her in unsere Welt ein, sondern quasi durch unsere Hintertür: Ein Bruch zwischen unseren Welten, der "Breach".
Das erste Eindringen der über 40 Meter hohen Ungetüme in unsere Welt richtet riesige Schäden an und nur mit Mühe und Not (in diesem Fall Panzer und Jets) können die Menschen den ersten Kaiji aufhalten. Als Reaktion auf diesen Angriff und das Entdecken des Breachs, rücken die Regierungen der Welt zusammen und gründen das Jaeger-Programm.
Grundgedanke ist, dass, wenn die Aliens mit ihren riesigen Brechern vorstoßen, wir selbst auch potente Gegenwaffen brauchen. In diesem Fall also überdimensionierte bemannte Kampfmaschinen. Am Anfang fällt uns das Siegen sehr leicht, auch wenn verschiedene Modifikationen an den Jaegern vorgenommen werden müssen.
So braucht es zum Beispiel zwei Piloten, um eine solche Maschine zu steuern, da die Belastung nicht von einem Gehirn alleine getragen werden kann. Und hier geht zum einen die Erfolgsgeschichte der Jaeger los: Zwei Piloten, durch ein neurales System vollkommen synchronisiert und in die Erinnerungen ihres Partners eingelassen, räumen besonders ab: Raleigh und Yancy Becket, die Piloten von Gipsy Danger. Sie sammeln einen Kill nach dem anderen und gelten (natürlich) als die besten Piloten.

Erst als eines der Kaiji-Monster es schafft Yancy aus dem Jaeger zu reißen und zu töten, bricht der perfekte Lauf der Menschen zusammen. Raleigh ist als Pilot nicht mehr zu gebrauchen, die Nationen entziehen dem Programm die Unterstützung und an dieser Stelle, nach circa 20 Minuten, fängt der eigentliche Film dann auch mal an.
Die Jahre vergehen, Raleigh wird als Pilot zurück geholt für einen irrsinnigen Plan, doch er braucht einen neuen Partner, außerdem trauen ihm die aktuellen Teams nicht und überhaupt alles spricht gegen den ehemaligen Profi, der jetzt der absolute Underdog ist.

Die Geschichte ab hier glänzt nicht unbedingt mit Innovation. Auch wenn sie sehr vielschichtig präsentiert werden und zwischen vielen Figuren spannende unbalancierte Verhältnisse bestehen, sind sie doch alle Abbilder von bekannten Stereotypen: Der harte Militär mit dem weichen Kern; der rebellische Held; die unterschätzte Frau; der Typ, der dem Held so ähnlich ist, dass er ihn hassen muss; der schützende Vater; der energische Wissenschaftler; der penible Wissenschaftler; die steroiden Russen und es geht immer so weiter.
Gerne würde ich mich jetzt über die Berechenbarkeit der Figuren ärgern, aber alle Darsteller, die vornehmlich aus der "zweiten Reihe" Hollywoods sind, spielen so gut und überzeugend, dass es gar nicht stört, wenn sie vorhersehbar handeln. Ganz im Gegenteil, es war sogar zufriedenstellend, dass die Charaktere sich treu bleiben.

Wichtiger als alle Charaktere, ist aber natürlich die Action. Und die passt. Wenn die Maschinen und Monster in heftigen und langen Gefechten an Küsten und Städten sich nicht zurückhalten, dann rutscht man im Stuhl mit und manchmal jubelt man sogar laut, wenn im Kampf besonders krachende/absurde Manöver durchgeführt werden.
Absurd? Ja, denn wieso man sich auf Faustkämpfe mit Ringermanövern einlässt, obwohl die Roboter zum Teil mit Schwertern, Plasmawaffen und Raketen ausgestattet sind,bleibt unklar. Wobei man über die Steigerungsfähigkeit der Kämpfe schon froh sein kann, denn von Anfang an wird hier ein extrem hohes Actiontempo gefahren. Wenn auch hier immer mit klassischen Filmspannungsbögen gearbeitet wird.

Technikbegeisterte dürften bei den Erklärungen zu den Jaegern immer wieder ins Zweifeln und Schmunzeln geraten, denn vieles ist mindestens überzogen. Wenn zum Beispiel davon gesprochen wird, dass ein wassergängiges Fahrzeug "nur aus Eisen ohne Legierung" besteht, rechnet man eigentlich fest damit, dass die Jaeger wie Brausetabletten im Ozean wegrosten. Auch verschiedene andere technische Daten lassen einen wundern. Beim Rückübersetzen mancher Begriffe ins Englische liegt aber schnell nahe, dass hier die Übersetzer nicht ganz sauber gearbeitet haben.

Auf den Nebenschauplätzen sei erwähnt, dass der 3D-Effekt angenehm defensiv verwendet wurde und die Musik nicht besonders aufgefallen ist. Was ja eher ein Indiz dafür ist, dass sie passend und unterstreichend funktioniert hat, ohne negative Ausrutscher.

...Aber finde mal einen passenden Parkplatz!
Fazit:
Wie anfangs erwähnt, ist Pacific Rim ein Porno. Vorausgesetzt, alle folgenden Klischees über diese Filmsparte sind wahr:
- Andere Filmgeschichten sollen kopiert werden.
- Man kann sich nie sicher sein, ob etwas absichtlich oder unfreiwillig komisch ist.
- Die Figuren sind alle eher einfach geschrieben, werden aber bei vollem Einsatz gespielt.
- Die Beziehungen zwischen den Figuren bringen immer neue Konstellationen zusammen.
- Oft geht es nicht darum was realistisch ist, sondern gut aussieht.
- Es dauert in einer Szene nie lange, bis es richtig zur Sache geht.

Ja, ja, ich weiß. Wenn man Filmgenres ausreichend pauschalisiert, kann man immer allgemeingültige Faktoren herausstellen. Aber der Vergleich mit dem pornographischen Genre macht dann doch auch einfach zu viel Spaß.

Spaß macht der Film auch. Jede Menge. Wo anderen Filmen die Berechenbarkeit schadet, lebt Pacific Rim davon einige vorhersehbare Technik- und Nerd-Fantasien auszuleben. Egal ob riesige Kampfmaschinen, überdimensionierte Pokemon, bescheuerte Pseudowissenschaft oder Ron Perlman (Hellboy, Sons of Anarchy) in einer Nebenrolle, alles in Pacific Rim ist irgendwie ein bisschen zu viel und deshalb auch genau richtig.
Und da haben wir nämlich die eindeutigste Gemeinsamkeit zwischen Pacific Rim und den Pornos:
Beide sind "geil".


Anhang:
Solltet ihr auch euren eigenen Jaeger inklusive passendem Filmposter basteln wollen, könnt ihr im Netz einen tollen Designer als Promotion zu Pacific Rim finden. Vorausetzung für die Verwendung im Browser ist allerdings die Installation des Unity Webplayers.

Kommentare

  1. Egal ob Porno oder nicht. Geschmäcker sind halt verschieden! ^^

    Was Pazific Rim angeht ... Du hast ja so recht!

    Danke für das breite Grinsen, das heute wohl den genzen Tag mein Gesicht zieren wird. :D

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  2. War nicht immer die Rede von der pazifischen Ritze?
    Ansonste kann ich dir nur zustimmen.

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    1. An dem Wochenende an dem wir uns gesehen haben, ja. Aber ich hatte das "Wortspiel" auch schon vorher im Gebrauch.

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