Core-Games, wir müssen reden
Ich weiß ja nicht so wirklich, wer das
Schuld ist und ich bin immer sehr schnell damit, auf die Journalisten
zu zeigen, aber diesmal nicht. Irgendjemand hat einen schlimmen
Fehler in unserer Videospiele-Szene gemacht und ich habe nicht den
Eindruck, dass ihn jemand bemerkt hat.
Neben all den verschiedenen
Spiele-Genres wie Shootern, Adventure, Puzzle-Spiele und wie sie
nicht alle heißen, hat irgendwer mal angefangen eine andere
Kategorisierung von Spielen zu eröffnen.
Diese bezeichnet nicht die
Geschmacksrichtung des Spiels, sondern eher - bleiben wir bei der
Lebensmittelmetapher – die Darreichungsform. So wurde das Fast-Food
der Videospiele irgendwann zu den Casual-Games und die
sorgfältige Küche zu den Core-Games gemacht. Und da, haben
dann ein paar Köche den Brei versalzen und mir die Suppe verdorben.
Während Casual-Games diese einfachen
Spiele beschreibt, die schnell zu bewältigen sind oder in so kleinen
Portionen kommen, dass sie nie wirklich viel Zeit in anspruch nehmen,
werden mit dem Begriff der Core-Games Spiele beschrieben, die riesige
Schiffe sind, in Erzählung, Aufmachung und Spielumfang. Hier im
Magazin haben wir zum Beispiel schon Assasin's Creed: Black Flag,
Skyrim oder auch Saints Row vorgestellt, die alle – wenn auch mit
sehr unterschiedlichen Ansätzen – diesen Kriterien entsprechen.
Vielleicht reite ich zu sehr auf den
Begrifflichkeiten herum, aber ich finde, dass genau diese Kriterien
nicht den Core, den Kern,
von Videospielen erfassen. Der Kern einer Sache ist ja die
ursprünglichste Form, die Basis, auf der alles drumherum gewachsen
ist. Der Mittelpunkt oder auch die initiale Idee, um die herum dan
etwas erschaffen wurde. Die Definition des Kerns hängt dabei
natürlich ganz von den Maßstäben ab, die wir wählen.
Wäre für mich die
Fragestellung, was der Kern aller Videospiele ist, wäre die Antwort
wohl: Interaktive Erlebnisse zu schaffen. Von Pong und Space Invaders
damals bis zu Titeln wie The Last of Us oder Grand Theft Auto, würde
diese Beschreibung eines Kernes passen. Aber Core-Games ist eine
Unterkategorie, die nur bestimmten Spielen vorbehalten ist.
Stellen wir uns mal
vor, die gängigen Auslegungen von Core und Casual wären mir nicht
bekannt. Jetzt würde mir ein Titel vorgelegt, unter der
Fragestellung: Ist dieses Spiel ein Core-Game, also ein Kern-Spiel?
Dann würde das Spiel darauf untersuchen, ob es im Innersten um die
spielerischen Elemente geht. Ich komme dabei, wenn auch es jetzt nur
ein Gedankenspiel ist, zu einem umgedrehten Ergebnis dessen, was die
unbekannten bereits erwähnten Köche gebrauht haben.
Je mehr ein Spiel
ein Spiel ist und weniger ein interaktiver Film mit unzähligen
dekorativen Elementen wie einer ausufernden Geschichte, desto näher
empfinde ich es am Kern der Idee "Spiel".
Wer zum Beispiel
den Vergleich zu Brett- oder auch Straßen-Spielen – Wie Fangen –
bemüht, wird in seiner Erinnerung nicht eine Geschichte finden,
sondern ein Regelwerk, welches den Rahmen des Spiels bestimmt.
Die Begrifflichkeit
des Casual würde neben Core bei mir gar nicht entstehen können.
Vielleicht würde ich für die gestalterischen Ansätze, die das
einfache Regelwerk verschleiern, einen anderen Begriff finde.
Vielleicht würde ich von darstellenden Spielen sprechen. Denn, das
sind sie alle. Wo in damaligen Titeln nicht mal Text oder
Informationen existierten, warum wir die Dinge dort tun – Oder
erinnert sich jemand an eine Erzählung hinter Tetris? - geben die
neuen Spiele verschiedene Ebenen auf denen wir erleben.
Für
mich ist also klar, die Benennung ist falsch, liebe Core-Games. Ihr
seid nicht der Kern des Spieles, ihr seid das präzise Gegenteil. Ihr
bedient euch Elementen des Kerns, aber diese sind nicht zwangsweise
euer Mittelpunkt. Ihr seid quasi Spiele, die viel Wert auf ihre
äußeren Werte legen.
Liebe Casual-Games,
ihr seid missverstanden. Ihr werdet als einfach und geistig wenig
herausfordern dargestellt und somit kleiner gemacht, als ihr seid. In
Wirklichkeit, seid ihr aber der Kern, die Essenz dessen, worum es in
einem Spiel geht.
Liebe Spieler, ihr
seid nun in der Pflicht, eure Begrifflichkeiten zu prüfen und
eventuell um zu denken.
Ne, anders. Ich ziehe die Linie nicht zwischen Games, sondern Gamern, und so verstehe ich diese Begrifflichkeit auch. Core Gamer sind wir. Haben die Affinität zum Gaming quasi mit der Muttermilch aufgesogen, stellen hohe Ansprüche und für uns ist Gaming Serious Business. Und dann gibts da die Casual Gamer. Ich nenn jetzt mal keine Namen, aber diese Leute haben nur beiläufig was mit dem Spielen zu tun, kaufen sich selten bis nie entsprechende Hardware und spielen nur was auf der existierenden Technik läuft. Das das auch mitunter etwas exzessiv werden kann nutzen Casual Games wie PvZ 2 und FarmVille gerne mal aus. Microtransactions sind defintiv Nicht-Core (und jedes Core-Game was damit bei mir aufschlägt fühlt sich wie ein Betrug an). Wir wollen uns die Erfolge im Spiel erarbeiten, nicht erkaufen. Casuals hingegen wollen häufig nicht mechanisch besser werden und komplexe Zusammenhänge verstehen. Ich kann nicht wirklich sagen, was sie tatsächlich wollen, aber meine Schnittmenge mit Casuals endet irgendwo bei Peggle.
AntwortenLöschenSo sind halt beide Zielgruppen, die beide wesentliches Kapital darstellen, und von denen Casuals erst in den letzten paar Jahren so richtig zur Kasse gebeten werden, während sich für uns Core Gamers nicht so viel geändert hat (naja, Steam hat einiges einfacher und günstige gemacht aber wir kaufen halt immer noch Games weil wir sie konzentriert durchspielen wollen). Ausser, dass diese Zielgruppe stetig wächst, weil immer mehr Kinder heutzutage - auch über die Casual-Schiene - mit Videospielen in Berührung kommen.
Klar kann man dann irgendwann auch zwischen Core und Casual Games differenzieren. Über die Zielgruppe, nicht über die Ausschmückung. VVVVVV und Super Meat Boy sind Core. Ryse, so leid es mir tut, ist irgendwo zwischen Tech Demo und Casual. Sing Star und Infinity Blade sind Casual.
Ich bin Core. Du bist Core. Auch wenn wir gelegentlich ein Spiel anrühren was nicht für uns als Zielgruppe gemacht wurde.
Ausserdem: gebraut.
Das ist natürlich eine andere spannende Betrachtung. So könnten manche Casual Games auch zeitgleich Core-Games sein, leider äußern sich Journalisten und einige Spieler sich nicht so. Dadurch entsteht schlimmsten Falls so ein unangebrachter Elitismus. Wir Core-Gamer und die anderen, die es nur Casual können.
LöschenWenn Journalisten dann anhand der Spielerkategorien Titel einstufen, fände ich das besonders unprofessionell und nicht fachgerecht. Das ist wie die Trennlinie zwischen Hochkultur und Straßenkunst: Wem steht es schon zu, zu sagen was besser ist?
Aber tatsächlich hätte mich deine Definition der Begriffe, wäre sie für mich so von selbst erkennbar gewesen, davon abgehalten diesen Artikel zu schreiben. Da könnte ich nämlich eher mit leben. ;)
Casual, Core! Wo ist da der Unterschied wenn ein Spiel Spaß macht!?
AntwortenLöschenDas ist das schöne daran ein Core Gamer zu sein. "Wir" können alles spielen und dabei Spaß haben, wenn das Spiel gut gemacht ist! ;)
Wenn es dann mal alle so sehen würden. Auf machen internationalen Nachrichtenseiten (Kotaku zum Beispiel) hauen sich die Spieler über Core und Casual die digitalen Nasen ein.
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