Wenn alle Ideen aufgebraucht sind

Es gibt ja diese These in der Musik, dass irgendwann alle Ideen und Möglichkeiten aufgebraucht sind. Jeder Akkord ist gespielt, jede akustische Verfälschung ausprobiert, es wurde alles schon einmal gehört.

Manche behaupten, wenn sie in die Charts schauen, dass dieser Punkt schon lange erreicht ist, immerhin klingt ja alles schon sehr ähnlich. Andere behaupten, dass dieser Punkt nie erreicht sein wird, weil es einfach eine so unmessbarhohe Zahl an Kombinationsmöglichkeiten gibt und selbst wenn dann alle erreicht sein sollten, wird kaum ein Mensch sie alle hören können.

Für letztere Annahme habe ich vielleicht einen Beweis.
Also, für die Zahl der Kombinationsmöglichkeiten. Und ich fange jetzt gar nicht über die Schiene an, dass durch die Verwendung von Sprache im Gesang sich ja noch unzählige Möglichkeiten aufdrängen. Ich meine, dass alle Texte die geschrieben werden können schon geschrieben sind, mag ja auch niemand wirklich behaupten.

Nein, mein Ansatz ist ein anderer. Während nämlich möglicherweise irgendwann wirklich alle Klänge der Welt erfasst und verarbeitet sein mögen, gibt es in der Musik eine ganz besondere Gattung, die jede mögliche Zahl an Kompositionen in die Unendlichkeit erhöht. Ich spreche vom Mash-Up.

Ein Mash-Up ist die Arbeit eines DJs, die Zusammensetzung einer Ton- und einer Textspur, die eigentlich verschiedenen Werken gehören. Die Zahl der Musikstücke und auch Textelemente kann natürlich auch variieren, abergrundsätzlich ist es diese Formel. Und diese Formel erhöht dann auch die Zahl aller möglichen Musikstücke massiv. Es ist ein wenig so, als wäre in der Musik bisher nur addiert worden und jetzt hat jemand die Multiplikation eingeführt.

Und was zum Teil passiert, wenn die DJs die Stücke miteinander multiplizieren, ist absoluter Wahnsinn. Da entstehen Stücke, die vielleicht die Liebhaber der Originale ins Kopfschütteln zwingen, mich aber total begeistern.
Mash-Ups sind überraschend, wild und bringen zusammen, was mensch selbst nie im Leben zusammen gesehen hätte. Und manchmal verbessern sie einen Song. Beispiele? Beispiele!

DJ Morgoth ist ein DJ wohnhaft in Frankfurt, der in seinem Soundcloud-Kanal einige großartige Mash-Ups und Mixes anbietet. Ich möchte euch als erstes Beispiel einen Track zeigen, bei dem die Verwandlung im Vergleich zum Original mich erwischt hat.
Kryptonite von Three Doors Down kam ursprünglich mal mit krachenden Riffs und ordentlichem Geschmetter daher, aber DJ Morgoth wollte eine Version des Liedes bauen, in dem auch endlich mal der ganze Text verstanden werden kann. Dafür hat er sich Musik von Gentleman ausgeliehen.


Der ruhigere Ton verändert das Stück total. Das mag nicht unbedingt eine Aufwertung sein, aber mindestens ein spannendes Derivat. Aber damit hat mich der DJ gar nicht mal so abgeholt. Es waren andere Stücke, die mir den Mund haben offen stehen lassen und meinen inneren Musiknerd haben frohlocken lassen.

Es gibt diese Hymnen, diese Stücke, die einfach Geschichte geschrieben haben, die Gänsehaut in den ersten Sekunden des Liedes erzeugen und einfach richtig stark sind. Lieder, die auch gut Einmarschmusiken für Wrestler sein könnten oder gerne mal in Filmen verwendet werden, um eine Szene ordentlich zu unterstreichen.
Ein einstündiger Mix von Morgoth, "Mash am Ring", fängt mit so etwas an und hat mich dann dauerhaft in den Bann gezogen. Ich teile den Mix mal hier, aber keine Sorge, ihr müsst nicht die ganze Stunde hier hören.


Denn der eigentliche Hit bei diesem und anderen Mash-Up DJs auf Soundcloud ist die Tatsache, dass sich fast alle Mash-Ups und Mixes gratis herunterladen lassen. Und das solltet ihr euch mal gönnen. Ich lasse zu letzt fast nichts anderes mehr an meine Ohren.

Und außerdem ist es doch ganz schön, beim Musikhören zu spüren, dass mensch selbst noch lange nicht alle möglichen Arten Musik gehört hat.

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