Das erste Mal als Slammer auf der Bühne

Am 16.05.14 beim Slamassel Essen.
Foto: Ela Hartmann
Am 30.04.2014 feierte ich ein Debüt.
Denn an diesem Tag stand ich das erste Mal als Slammer auf einer Bühne. Doch wie kam es dazu?

Eineinhalb Wochen vorher kam Jay auf mich zu und sagte mir, dass er einen Startplatz beim Campusslam habe, an dem Tag aber nicht auftreten könne und ob ich für ihn einspringen würde.
Weil das natürlich schon eine gewisse Hausnummer ist, brauchte ich ein paar Minuten Bedenkzeit. Doch kurze Zeit später stand meine Entscheidung fest: Ich würde das machen.

Im Laufe der nächsten Woche las ich mir noch mal alles kurzgeschichtenmäßige durch, was ich bis jetzt so verzapft hatte. Nach langem Hin- und Herüberlege standen die drei Texte, die ich mitnehmen würde fest, auch wenn ich nicht an ein Weiterkommen dachte.


Nicht viele Leute wussten, dass ich an jenem Mittwoch im KKC Essen auf der Bühne stehen würde. Weil ich schwer davon ausgegangen bin, dass das kräftig in die Buxe gehen würde, wollte ich den Schaden nicht allzu groß ausfallen lassen.

Mag sich vielleicht übertrieben anhören aber bei einem Line- Up wie diesem, hat man generell einen schweren Stand, dann noch als Debütant und einer unfassbar großen Nervosität... Ich finde meine Zweifel nach wie vor berechtigt.

Am Tag des Slams selbst war ich zu nichts mehr zu gebrauchen. Auch tagsüber auf der Arbeit nicht. Die Nervosität stieg ins Unermessliche. Mehrere Male guckte ich mir wie gelähmt das Line- Up an und las Namen wie Jan Philipp Zymny, Michael Heide, Christofer mit f usw. 
Als Zuschauer hätte mir das Starterfeld bestimmt gut gefallen, als Slammer hat es mich einfach nur zerstört.

Als ich mich auf den Weg zum Café, dem Ort, an dem ich das erste Mal als Lesemensch auftreten würde, machte, war es eigentlich noch viel zu früh. Ich war weit vor Einlass da, was mir allerdings ziemlich egal war. Das liegt nicht zuletzt daran, dass schon einige Slammer da waren.

Ich war schon bei Ankunft nervös. Und zwar nicht zu wenig. Das hat man mir auch angemerkt. Ich habe völligen Stuß erzählt und konnte kaum still stehen.
Und je näher der Beginn kam, desto hibbeliger wurde ich.

Als ich dann auf der Bühne saß und darauf wartete, dass ich lesen sollte, war ganz vorbei. Ich überlegte, ob ich mir nicht zwei oder drei Bier im Eiltempo genehmigen sollte, von wegen Mut antrinken. Es blieb bei einem, ich wollte ja immerhin meine geistigen Fähigkeiten zumindest während ich lese noch so einigermaßen bei mir haben.

Mein Auftritt war etwa in der Mitte der Vorrunde. Das ist ein guter Startplatz auch wenn ich nun die halbe Vorrunde mit einem gefühlten Puls von 200 oder mehr da saß.
Während die ersten Künstler lasen wurde mir meine Vermutung schon bestätigt: Ich würde hier heute keine Schnitte haben. Aber mein Ziel war es auch nicht zu gewinnen, daran hatte ich nicht gedacht.

Dann war ich an der Reihe. Ich hatte mir im Vorfeld eine total geniale Einleitung überlegt. Mehrere Male ging ich sie im Kopf durch nur um dann ans Mikro zu treten und es doch wieder zu vergessen. Verdammt. Naja, musste halt mein Text für sich sprechen.
Ich las "Born with a Beard". Nach wie vor mag ich diesen Text ungemein. Die Jurymitglieder waren da allerdings anderer Meinung (ich bekam aber noch von ein paar Leuten später gesagt, dass ihnen der Text gefallen hätte).

Vielleicht lag es auch an meiner Performance aber soll jetzt auch keine Rolle spielen. Jedenfalls flog ich in der ersten Runde raus, war allerdings alles andere als enttäuscht.
Nein, ich war froh es mal ausprobiert zu haben.
Ich stellte auch fest, dass mir das Slammen gefällt, weswegen ich auch am nächsten Tag meinen nächsten Auftritt klar gemacht habe.

Ich bin Jay auch noch sehr dankbar, dass er mir seinen Startplatz gegeben hat. Ohne ihn als Motivator wäre ich im Leben nicht auf die Idee gekommen zu slammen.

Also seid auf der Hut, Slamgemeinde: The Beard is coming!

Kommentare

  1. Klingt als hättest du Blut geleckt! Sehr schön, mehr Bärte auf Deutschlands Bühnen! ^^

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    1. Ja, in der Tat, das habe ich. Und ich werde nicht ruhen, bevor nicht alle Zuschauer von Poetry Slams Bärte tragen. Auch Frauen!

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  2. Ich fand deinen Auftritt gelungen. Bin auf weitere Auftritte gespannt.

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  3. Als Zuschauer hätte mir das Starterfeld bestimmt gut gefallen, als Slammer hat es mich einfach nur zerstört.
    - oh, das ist wahr. Das kenn ich. Das schreib ich mir auf :D

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  4. Wenn du auf der Bühne nur halb so unterhaltsam, gut und beliebt wirst, wie neben der Bühne, kann eigentlich für dich nichts mehr schief gehen.

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