Es ist ein langer Weg


Wenn ich mit meinen Mitmenschen über Fussball rede, ernte ich für meine Vorlieben kopfschütteln. Nicht weil ich Fan eines falschen Vereins bin, sondern weil ich so unloyale Aussagen treffe wie: "Ich finde eigentlich alle Vereine im Ruhrpott gut, ich mag die Arbeiterwurzeln." Das geht natürlich nicht. Also wirklich gar nicht. Wo ist da die Vereinstreue? Vorallem, wenn mensch ein Schalke-Trikot im Schrank liegen hat, aber auch Dortmund gut findet? Wenn mensch auch anerkennen kann, dass die eigene Truppe gerade nicht die Beste im Pott ist und schon gar nicht in der Liga?

Ich sage es mal so: Judas ist im Vergleich zu den Schmähungen die dann manchmal über einen hereingehen noch ganz glimpflich davon gekommen.
Selten ist es so, dass die Anspannung die da vielleicht ritualisiert ist, traditionell oder medial aufgekocht, abgebaut werden kann. Nur wenige vernünftige Fans sagen dann: "Ich will ein schönes Spiel und gute Stimmung!" Die meisten können nicht ablassen, von den ewigen Konflikten und Spielen vor zig Jahren, die ja so offensichtlich gezeigt haben, wo der gelockte Frosch mit seinem Hammer rumhängt.

Was es braucht, sind Zeichen. Die sind nie eine Lösung für Probleme, aber Wegweiser. Oftmals in eine bessere Richtung. Denn mit Konferenzen zu neuen Sicherheitskonzepten, erhöhter Kontrolle und repressivem Verhalten durch Sicherheitskräfte und Behörden erhöht sich nicht die Sicherheit des Stadionerlebnisses, sondern die Angst. Und Angst bringt uns Menschen nicht dazu, vernünftiger zu handeln, sondern überspringend und vorschnell, zum Beispiel mit Gewalt.

Frank Altschul Jensen ist ein Mensch aus Dänemark, der mit einer tollen Idee versuchen möchte, zu verbinden, was nicht zu verbinden ist. Das macht er dadurch, dass er die Strecke zwischen den Stadien bitterer Fussballrivalen läuft. Alle hundert Schritt macht er ein Foto des Weges, den er sich aus Google-Maps gezogen hat.

Zu sehen sind seine Stadium Walks im gleichnamigen Blog. Eine spannende Reihe, die im ersten Moment nur wie fade Stadtfotos anmutet, aber eine nette künstlerische Note hat: Die Vereine werden verbunden und nicht durch all diese äußeren Merkmale getrennt. Das wird nicht das Allheilmittel für die Aggression im Fussball sein, aber es ist vielleicht mal ein Tropfen, der aus den immer randvollen Fässern abgelassen wird. Und davon gibt es schon viel zu wenige.


Leider hatte Jensen bis jetzt nicht auf meine Email geantwortet, so dass wir euch hier keine Bilder zeigen können, daher geht zu ihm in seinen Blog rüber und schaut mal drauf!

Ich selbst bin ja sehr versucht, selbst mal die Strecke zwischen meinem Verein und meinen Rivalen zu laufen. Auch der Geste wegen, nicht nur gegen die Rivaltität, sondern auch, um Jensen zu bestätigen, dass das was er da tut gut, richtig und wenn auch nicht die Lösung, dann zumindest ein hoffnungsvoller Blick in eine Richtung ist, wo ohne Sorge zwei Vereine auf einander zu gehen können. Auch wenn es ein langer Weg ist.

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