Zonen
In meinem Schreibtisch gibt es ein Fach, da schmeiße ich einfach alles rein, was ich vielleicht mal kreativ verwenden will, aber jetzt gerade keinen Plan habe wie. Dadrin sieht es wirklich chaotisch aus. Mein Schreibtisch selbst ist am Ende des Tages immer in sehr ähnlichem aufgeräumten Zustand. Mein Regal ist auch sehr ordentlich, darin stehen zwei Körbe mit Spielzeug des Kindes, in denen ist absolutes Chaos und es stört niemanden, wenn Spielzeit ist, dann schwappt das Chaos in mein bzw. unser gemeinsames Zimmer, wenn die Zeit dann vorbei ist, muss das Chaos wieder zurück an seinen Platz. In manche Schubladen schaue ich rein und finde etwas und freue mich, weil ich plötzlich eine Idee habe. In den Kunstkursen von Lynda Barry sind die Studierenden verpflichtet alle Zeichnungen die sie nicht gut finden und alles was sie nicht mehr verwenden wollen in eine Schublade an ihrem Arbeitsplatz zu werfen. Manchmal wird dann zur Studiumsleistung, dass die Studierenden aus ihrer "Müllschublade" alles rausnehmen, es zu einem Buch binden und es als Leistungsnachweis abgeben.
In einer früheren Beziehung haben sich Studium und Kreativität um den Schreibtisch meiner Partnerperson gestritten. Nach ein bisschen rumspinnen kam die Idee und die Umsetzung, dass ich in den Schreibtisch einen kleineren Schreibtisch baue, den man unter das Original schieben kann und alles darauf liegen lassen kann. So kann das Basteln sofort rausgeholt werden und auch innerhalb von Sekunden verschwinden, ohne das Zeit fürs Umräumen der Materialien verloren geht. Das hat gut funktioniert und wurde gut genutzt.
Wer sich einen kreativen Arbeitsplatz schafft, sollte sich Zonen erlauben, die verschiedene Regeln haben. Vielleicht darf ich an dem einen Plart nicht Essen. an dem anderen nicht arbeiten, vielleicht ist an der einen Stelle grobes absolutes Chaos und alles lose Material, aber die Pinsel müssen immer sauber, immer sortiert und immer geordnet bereit stehen? Vielleicht muss der Platz ein Versteck haben. Entweder für sich selbst, oder eine Notfallschokolade. Zonen sind hilfreich, um Aufgaben und Prozesse zu trennen. Um kleinere Arbeitsschritte auch zu erkennen. Auch in großen Fertigungen ist die Buchhaltung nicht genau dort, wo auch die Fertigung ist, der Versand ist auch woanders, weil alle andere Bedürfnisse haben. So ist es mit unseren, auch kreativen Aufgaben auch. Ich schreibe nicht kreativ dort, wo ich auch bastel und zeichne. Ich lese nicht dort, wo ich Emails beantworte. Das sind eigene Zonen mit eigenen Regeln. Auch wenn sie sehr nah beieinander liegen. Und wenn etwas nicht mehr gut funktioniert, dann kann ich mich auch fragen, ob ich die Aufteilung oder die Regeln erneuern muss.
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