Niveau ist ein Bereich

Beim Basketball hatten wir einen Trainer, der immer dann, wenn wir zuletzt gut gespielt haben, mit uns im Training die einfachsten Dinge gemacht hat. Als übersteuerter Jugendlicher hat mich das sehr genervt. Aber der Trainer hat den Plan, also haben wir uns Mühe gegeben. Und auch wenn ich damals den Zusammenhang nicht sehen konnte, oft konnten wir dann unseren Erfolg noch ein Weilchen halten.

Da das Kind ein Kind ist, geht es sehr nach eigenen Bedrüfnissen, Neugierde und Wünschen. So kommt es immer mal wieder dazu, dass wenn ein neues Buch angeschafft wurde, wir es direkt mehrfach nacheinander lesen. (Aktueller Rekord: Zwölf mal direkt nacheinander und dann noch zwei Mal von hinten nach vorne) Als jemand der viel Zeit auf Bühnen gestanden hat und im Endeffekt auch dort Texte vorgetragen hat, sollte mir das leicht fallen. Tut es auch, aber nach ein paar Durchgängen spüre ich, dass mein Lesen gerade besser geworden ist.

Wer sein Niveau erhöhen möchte versucht oft neue Techniken zu lernen oder sich weiter zu entwickeln. Wenn neue Technologie auftaucht, wird geschaut sie so schnell wie möglich zu verstehen, um ganz vorne mit dabei zu sein. Wenn es dann mal nicht klappt, dann bekommen viele Künstler*innen Blockaden.

Niveau ist kein einzelner Punkt. Niveau ist ein Pendelbereich. Es gibt eine obere Grenze, das ist unsere beste Form, die neuste Technik und spektakulär. Aber es gibt auch eine untere Grenze und die ist ebenfalls wichtig. Das sind die Basics und wie gut wir darin sind. Wie sicher wir sie abrufen können. Wer Programm verwendet um seine Kunst zu machen, hat mehr davon immer gut zu wissen wo alle Knöpfe sind. Oder sogar die Schnelltasten zu kennen, und sich mit Tastenkombinationen auszuhelfen. Wer Romane schreibt, profitiert davon gut im Schreiben an der Tastatur zu sein. Zu allen Kunstformen und Handwerken gibt Grundlagen, die in die Tiefe geübt werden können.

Meine These:
Die Qualität unserer Grundlagen ist wie tief wir fallen, wenn an der Spitze mal was schief geht. Ein gesichertes unteres Niveau ist wie die gesicherte Geldstufe bei Quizshows. Egal welchen Fehler wir oben machen, wir fallen nicht ganz zurück auf Null und verlieren alles, was wir gemacht haben.

In Momenten wo ich überlege mit bestimmten Übungen aufzuhören, erinnere ich mich daran. Ich bin nicht immer zum Forschen hier und um neues zu entdecken. Oft geht es darum, das alte zu sichern. Ein Grund, warum (m)ein Kind auch viele Dinge mehrfach fragt und ständig wiederholen möchte: Unser Gehirn profitiert von der Wiederholung weil es Sicherheit im Wissen entwickelt. Also festigen wir die aktuelle untere Seite unseres Niveaus.

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