Ma

Oft denke ich, dass mein Zimmer zu voll ist, auch wenn mir eigentlich noch Platz fehlt und ich noch Möbel hier rein bauen möchte. Würde ich es aber wirklich am Raum berechnen, wären doch etwa zwei Drittel noch frei. Aber ich brauche ja leere Flächen. Um mich zu bewegen, um Bücher rein zu stellen, um mit meinem Kind zu spielen. 

Im japanischen gibt es das Konzept von "Ma". Es beschreibt dass erst etwas vollständig sein kann, wenn darin auch negativer Raum und Lücken bestehen. Ohne Leere gibt es keine Vollständigkeit. 

Wenn du ein Haus auf Papier zeichnest, von mir aus das bekannte Kinderspiel "Haus des Nikolaus", dann sind die wenigsten Teile davon die Linien, das Haus entsteht durch die Flächen die leer bleiben. 

Im Comic sind die Panele einzelne Bilder. Aber packen wir einen Rahmen darum und die nebeneinander, dann entsteht eine Reihenfolge und plötzlich ein Bezug zwischen den Bilder. Unser Kopf füllt auf was dazwischen passiert. Im Comic wird das auch Induktion genannt. Sie passiert durch die leere Fläche. 

Flaschen, Vasen, Kisten, Teller, Schüsseln, Papier, ihr Nutzen entsteht durch die Leere. Unsere Kunst darf also auch freie Flächen hinterlassen. Viele sagen, dass das Poesie ausmacht. Die Worte schaffen einen Rahmen, das Bild selbst bleibt unkonkret, was entsteht entsteht im Kopf derer, die den Text zu sich nehmen. Wäre es konkret, gäbe es keine Fläche für Poesie. 

Ma. 

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