Ungewohnte Reise
Autor: Jay
Verfasst: 18. + 19.05.2009
Verfasst: 18. + 19.05.2009
Eine ungewohnte Reise
"Komm sofort nach der Arbeit zu mir. Ich muss dir was zeigen!", hatte Julika mir geschrieben. Ich war ehrlich gesagt etwas nervös und hatte Angst ihre wäre etwas passiert. Julika neigte gerne zu spontaner Unlogik, vorallem wenn es um mittelgroße Katastrophen ging. Also hatte ich ein höchstgradig mulmiges Gefühl, als ich bei ihr ankam.
Ich fummelte an meinem Schlüsselbund ihren Haustürschlüssel raus, oder versuchte es zumindest, als ich in den wunderschönen blauen Himmel schaute. Es wäre so eine Verschwendung, wenn an diesem Tag etwas schlimmes passieren würde.
Julika und ich hatten Schlüssel von unseren Wohnungen. Wir waren lange und gut befreundet, irgendwie dachten wir, es wäre klüger so. Manchmal kam Julika mitten in der Nacht zu mir, weil sie betrunken war oder es ihr in ihrem Bett zu kalt war oder beides und schlief dann auf meiner Schulter ein. Oberflächlich war ich dann immer etwas genervt, aber innerlich habe ich mich immer total gefreut.
"Julika?" Ich machte ein paar Schritt in die Wohnung. Es wirkte ziemlich still und ich bekam Gänsehaut. Die Tür drückte ich hinter mir zu und sah skeptisch in die erste Tür. Im Bad war sie nicht. Zweite Tür, Küche: Auch nichts.
Plötzlich schoss mir irgend ein dunkles etwas aus der dritten Tür entgegen. Ich konnte nichts sehen, taumelte rückwärts in den Flur. Ein Gewicht zog an mir. An meinem Hinterkopf baute sich ein Druck auf. Dann fiel ich einfach um.
"Autschi.", sagte Julika neben mir, während ich auf dem Boden nach meinem Puls und meiner Atmung tastete. Sie griff mich wohl an der Hand und half mir auf. " 'Tschuldigung. Ich dachte, dass wäre witzig." Nach dem Aufstehen tastete ich an meinen Augen. Sie hatte sie mir im Sprung verbunden. "Nicht abmachen. Ich muss dir was zeigen. Darfste aber nicht vorher gucken." Unter meiner Augenbinde zog ich eine Braue hoch.
Den Weg kannte ich, es ging wohl auf ihren Balkon. Auch der leichte Wind in meinem fusseligen Haar deutete darauf hin. Vor meinem inneren Auge sah ich wieder den Himmel. Still freute ich mich, dass wohl nichts passiert war. Julika griff mich an meiner Hand und drückte sie ganz feste. Ich war vollkommen verunsichert, was jetzt passieren würde.
"Du darfst dich aber nicht wundern, okay? Und du musst mir versprechen mit zu kommen, okay?", sie klang wirklich besorgt. Es war dieser Ton, den sie hatte wenn sie wirklich Hilfe brauchte. "Klar, Julika. Ich lass dich doch nicht hängen." Kurz hat sie meine Hand fester gedrückt und ich konnte ihr Hamstergrinsen ganz deutlich vor meinem geistigen Auge sehen.
"Bereit?" Ich wusste überhaupt nicht wofür, aber es war eine wichtige Lüge: "Klar."
Sie zeigte vorbei an einem roten Gartenschlauch in eine riesige Wolke. Der Gartenschlauch reichte in die Wolke hinein. "Ich habe vor ein paar Tagen hier gesessen und etwas gebastelt. Dabei habe ich mir vorgestellt, wie es wäre eine Wolke zu fangen. Als ich dann Schnur so im Geträume hoch geworfen habe, hatte ich wirklich auf einmal eine kleine Wolke gefangen." Ich sah mir ganz irritiert den Schlauch an. Ich ging davon aus, es wäre irgendein Kunstwerk oder ein Scherz von ihr. "Dann habe ich sie mit Wassertropfen versorgt, damit sie wächst. Jetzt ist sie so groß geworden."
Sie war wirklich unwahrscheinlich groß. Ich tastete etwas vor mir in der Luft rum. Immer noch vermutete ich einen Trick. Wobei es mir gefiel. Es war wirklich eine schöne Wolke. Früher habe ich gerne gerätselt was die Wolken wohl darstellen wollen. Diese war ein riesiges Schiff. Mit Masten und Segeln und allem. Eine Gänsehaut bekam ich, als ich merkte, dass ich mich so für eine Wolke begeistere.
"Sie ist toll, Julika. Danke, dass du sie mir gezeigt hast. Sieht aus wie ein Schiff." Als ich mich zu Julika drehe, rammt sie mir regelrecht einen Rucksack gegen die Brust. "Du hast noch nicht alles gesehen.", blitzte sie mir mit einem breiten Grinsen entgegen und zeigte hoch. Sie hatte eine Strickleiter in der Hand und warf sie hoch.
Eine weitere Gänsehaut ging mir hoch. Ich habe keine Ahnung wie das ging, aber die Strickleiter blieb in dem Wolkenschiff hängen. Kurz dachte ich an Physik, versuchte zu verstehen, zu erklären: Keine Chance. Da war nichts, was zusammen passte. Doch dann wurde mir vom Herzen her warm. Ganz sanft hörte ich Julika: "Hab keine Angst." Hatte ich nicht. Ich spürte, dass ich mir genau das jetzt wünschte. Ich wollte auf dieses Schiff.
Aus meinem zweifelnden Gesicht erstrahlte ein fast kindliches Lachen. "Los geht es!" Julika und ich kletterten die Strickleiter hoch und es gab keine Form der Angst. Ich hatte das Gefühl mit jedem Griff den ich tat, freier zu werden. Den Rucksack voller Hoffnung auf ein Schiff zu steigen, dessen Kurs wir gar nicht kannten. Mit einem tollen Menschen zu reisen, der bereit war, das hier mit mir zu teilen ist das Größte.
Als wir an Deck gestiegen waren, da sahen wir über unsere Stadt hinweg. Sie sah noch nie zauberhaft aus, aber von hier oben ist sie ein Traum. Ich greife Julika an der Hand, denn ein bisschen ängstlich bin ich doch. Sie atmet tief und schaut gen Horizont. Dann hüpft sie freudig rum und zieht mich hinter sich her zum Steuerrad: "Wo willst du hin? Wo willst du hin?" Ich hatte keine Ahnung. Doch dann hatte ich eine schnelle Idee: "Ans Meer? Oder wo willst du hin?" Sie lehnte sich an meine Schulter und diesmal war ich sowohl oberflächlich als auch innerlich glücklich.
"Mir egal, ich bin schon da wo ich sein will."
Anmerkung:
Ich habe ein paar kleinere Änderungen an Formulierungen vorgenommen.
Ich fummelte an meinem Schlüsselbund ihren Haustürschlüssel raus, oder versuchte es zumindest, als ich in den wunderschönen blauen Himmel schaute. Es wäre so eine Verschwendung, wenn an diesem Tag etwas schlimmes passieren würde.
Julika und ich hatten Schlüssel von unseren Wohnungen. Wir waren lange und gut befreundet, irgendwie dachten wir, es wäre klüger so. Manchmal kam Julika mitten in der Nacht zu mir, weil sie betrunken war oder es ihr in ihrem Bett zu kalt war oder beides und schlief dann auf meiner Schulter ein. Oberflächlich war ich dann immer etwas genervt, aber innerlich habe ich mich immer total gefreut.
"Julika?" Ich machte ein paar Schritt in die Wohnung. Es wirkte ziemlich still und ich bekam Gänsehaut. Die Tür drückte ich hinter mir zu und sah skeptisch in die erste Tür. Im Bad war sie nicht. Zweite Tür, Küche: Auch nichts.
Plötzlich schoss mir irgend ein dunkles etwas aus der dritten Tür entgegen. Ich konnte nichts sehen, taumelte rückwärts in den Flur. Ein Gewicht zog an mir. An meinem Hinterkopf baute sich ein Druck auf. Dann fiel ich einfach um.
"Autschi.", sagte Julika neben mir, während ich auf dem Boden nach meinem Puls und meiner Atmung tastete. Sie griff mich wohl an der Hand und half mir auf. " 'Tschuldigung. Ich dachte, dass wäre witzig." Nach dem Aufstehen tastete ich an meinen Augen. Sie hatte sie mir im Sprung verbunden. "Nicht abmachen. Ich muss dir was zeigen. Darfste aber nicht vorher gucken." Unter meiner Augenbinde zog ich eine Braue hoch.
Den Weg kannte ich, es ging wohl auf ihren Balkon. Auch der leichte Wind in meinem fusseligen Haar deutete darauf hin. Vor meinem inneren Auge sah ich wieder den Himmel. Still freute ich mich, dass wohl nichts passiert war. Julika griff mich an meiner Hand und drückte sie ganz feste. Ich war vollkommen verunsichert, was jetzt passieren würde.
"Du darfst dich aber nicht wundern, okay? Und du musst mir versprechen mit zu kommen, okay?", sie klang wirklich besorgt. Es war dieser Ton, den sie hatte wenn sie wirklich Hilfe brauchte. "Klar, Julika. Ich lass dich doch nicht hängen." Kurz hat sie meine Hand fester gedrückt und ich konnte ihr Hamstergrinsen ganz deutlich vor meinem geistigen Auge sehen.
"Bereit?" Ich wusste überhaupt nicht wofür, aber es war eine wichtige Lüge: "Klar."
Sie zeigte vorbei an einem roten Gartenschlauch in eine riesige Wolke. Der Gartenschlauch reichte in die Wolke hinein. "Ich habe vor ein paar Tagen hier gesessen und etwas gebastelt. Dabei habe ich mir vorgestellt, wie es wäre eine Wolke zu fangen. Als ich dann Schnur so im Geträume hoch geworfen habe, hatte ich wirklich auf einmal eine kleine Wolke gefangen." Ich sah mir ganz irritiert den Schlauch an. Ich ging davon aus, es wäre irgendein Kunstwerk oder ein Scherz von ihr. "Dann habe ich sie mit Wassertropfen versorgt, damit sie wächst. Jetzt ist sie so groß geworden."
Sie war wirklich unwahrscheinlich groß. Ich tastete etwas vor mir in der Luft rum. Immer noch vermutete ich einen Trick. Wobei es mir gefiel. Es war wirklich eine schöne Wolke. Früher habe ich gerne gerätselt was die Wolken wohl darstellen wollen. Diese war ein riesiges Schiff. Mit Masten und Segeln und allem. Eine Gänsehaut bekam ich, als ich merkte, dass ich mich so für eine Wolke begeistere.
"Sie ist toll, Julika. Danke, dass du sie mir gezeigt hast. Sieht aus wie ein Schiff." Als ich mich zu Julika drehe, rammt sie mir regelrecht einen Rucksack gegen die Brust. "Du hast noch nicht alles gesehen.", blitzte sie mir mit einem breiten Grinsen entgegen und zeigte hoch. Sie hatte eine Strickleiter in der Hand und warf sie hoch.
Eine weitere Gänsehaut ging mir hoch. Ich habe keine Ahnung wie das ging, aber die Strickleiter blieb in dem Wolkenschiff hängen. Kurz dachte ich an Physik, versuchte zu verstehen, zu erklären: Keine Chance. Da war nichts, was zusammen passte. Doch dann wurde mir vom Herzen her warm. Ganz sanft hörte ich Julika: "Hab keine Angst." Hatte ich nicht. Ich spürte, dass ich mir genau das jetzt wünschte. Ich wollte auf dieses Schiff.
Aus meinem zweifelnden Gesicht erstrahlte ein fast kindliches Lachen. "Los geht es!" Julika und ich kletterten die Strickleiter hoch und es gab keine Form der Angst. Ich hatte das Gefühl mit jedem Griff den ich tat, freier zu werden. Den Rucksack voller Hoffnung auf ein Schiff zu steigen, dessen Kurs wir gar nicht kannten. Mit einem tollen Menschen zu reisen, der bereit war, das hier mit mir zu teilen ist das Größte.
Als wir an Deck gestiegen waren, da sahen wir über unsere Stadt hinweg. Sie sah noch nie zauberhaft aus, aber von hier oben ist sie ein Traum. Ich greife Julika an der Hand, denn ein bisschen ängstlich bin ich doch. Sie atmet tief und schaut gen Horizont. Dann hüpft sie freudig rum und zieht mich hinter sich her zum Steuerrad: "Wo willst du hin? Wo willst du hin?" Ich hatte keine Ahnung. Doch dann hatte ich eine schnelle Idee: "Ans Meer? Oder wo willst du hin?" Sie lehnte sich an meine Schulter und diesmal war ich sowohl oberflächlich als auch innerlich glücklich.
"Mir egal, ich bin schon da wo ich sein will."
Anmerkung:
Ich habe ein paar kleinere Änderungen an Formulierungen vorgenommen.
Traumhaft schön wie den Sprung von Realität zu Fantasy schaffst. ich würde auch gerne mit fahren.
AntwortenLöschenIch mag kein rot und Gartenschläuche waren Zeit meines Lebens für mich immer azurblau oder dunkelgrün. Aber der Gartenschlauch um die Wolke am Balkon vorm blauen Himmel MUSS definitv rot sein, das geht gar nicht anders, da hast du völlig Recht!
AntwortenLöschenMittagspause gerettet! :)
Hmm... Irgendwie fehlt da ein Satz, in dem ihm die Augenbinde abgenommen wird. Und die Farbe vom roten Gartenschlauch wird klein geschrieben.
AntwortenLöschenMan verzeihe mir (5? 6? 7?), dass ich gerade am Hochpunkt meiner Logik angekommen bin, und tut mir leid (6? 7? 8?), dass mein Kommentar so gar nich zur Geschichte passt.
Danke für die Hinweise.
AntwortenLöschenDer "fehlende Satz" bleibt ausgespart. Er würde den Überraschungsmoment beim Erzähler nur verzögern und wäre mir zu "diskriptiv".
Den "Farbfehler" habe ich korrigiert.
Sei so logisch wie du sein magst.
ein wahnsinnig schöner text. ich wäre am liebsten selbst auf dem schiff! traumhaft!
AntwortenLöschenDanke Patty. Mach die Augen zu und entspann dich, vielleicht kannst du dann auch auf das Schiff.
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