Trümmersturm

Autor: Jay
Verfasst: 28.05.2009

Trümmersturm

Hirn brennt. Haut zu eng. Stimmen zu laut. Körper zu klein. Kraft zu groß. Arme zittern. Fäuste krampfen. Stirn splittert. Stimme explodiert. Heute soll es sein.
Tanzt, meine Freunde, denn der König ist in der Stadt und ihm ist nach Spiel und Unterhaltung. Ihm ist nach Wettkampf und Turnier. Nach Blutvergießen und Gewalt. Ein Stein, aus purem Gold gemacht entfleucht aus seiner Hand, um in seinem glorreichen Flug diesen zauberhaft verzierten Kunstglasscheiben in diesem äußerst wunderbaren Kunsthandwerksgeschäft zu begegnen.
Und ich fahre mit meiner Zunge lüstern über meine Lippen. Lustvoll werfe ich meine Augen auf und bestaune mein Werk. Diesen herrlichen Regen aus Scherben. Scherben die zerschneiden und verletzen. Deren Wunden brennen und Narben hinterlassen.
Und mein Herz sehnt sich
es sehnt sich so sehr
es sehnt sich so sehr nach mehr
mehr Dingen zum zerbrechen
zerbrechen soll für mich sprechen
und ich will viel sprechen
sprechen übers Zerbrechen
Ich wünsche mir diesen salzigen Geschmack herbei. Was war es doch gleich? Ach ja, das Blut. Ich will es sehen, riechen, schmecken, tasten, ja sogar hören will ich es. Wie es stumpf auf den Asphalt tropft. Stumpf wie der Stein, der über meinem Kopf einbricht.
Einbrechen sollen auch die Mauern. Wie sie mich einsperren wollen. Aber ich akzeptiere sie nicht. Ich schiebe und drücke. Brechen meine Arme, dann ist das der Preis für meine Freiheit. Und den will ich zahlen. Leben im Stehen. Gegen den Wind. Gegenwind.
Hass! Beschleunige mich! Los! Mein Herzschlag soll der schnellste sein. In dieser Stadt, in diesem Land, auf dieser Welt.
Oh, Hass! Ich beschwöre dich! Nimm dich meiner an! Zermahl doch endlich meinen Körper an dieser Welt. Meine Fäuste in Häuser und den Kopf in die Straßen rammen. Ich will ekelhaften Asphaltstaub atmen und mich an der Spitze meines Rausches in niedliche Vorgärten übergeben.
Der König ist in der Stadt, malt sein Wappen mit Blut an die Wände und den Kindern ins Gesicht, es soll Krieg geben! Krieg gegen jeden. Heute ist ein schöner Tag, denn ein jeder Mensch ist Vogelfrei. Ruft seinen Namen laut, denn der König ist in der Stadt. Ruft seinen Namen laut, denn er ist der indikative Hass.
Ich spüre wie mir der Atem vergeht
vom Schreien
und vom Keifen
und vom Schlagen
Und ich taumele
und ich falle
wie der Stein aus meiner Hand
fliege ich in Zeitlupe
in die Freiheit
davon



Anmerkung:
Mal wieder was experimentelles von mir. Erzähler und Autor sind nicht die selbe Person.
Ich probiere mich im Moment gerne an etwas "schmutzigen" Texten aus. Ich hoffe, das findest du nicht schlimm und sagst mir auch dazu deine Meinung.

Kommentare

  1. "Schmutzige" Texte? Schreib mal was richtig schmutziges xD

    Nah, schmarrn.
    Ich find' den ersten Teil vom Text besser (im Sinn von verstörender, stimmungsvoller) als den zweiten. Im ersten Teil kommt diese blinde Zerstörung, ungezügelte Wut und auch Verzweiflung gut raus. Das Ungerichtete. Da geht es nur darum, einfach alles rauszulassen.

    Im zweiten Teil kommen die Gedanken aber zu sehr in den Vordergrund, wie ich finde. Das nimmt dem blinden Zorn den Wind aus den Segeln. Der Erzähler sagt, was er will, anstatt es zu machen. Und anstatt seine angestaute Wut rauszulassen, fleht er irgendwas (den Hass) an. Er sagt, dass er gebrochene Arme für die Freiheit in Kauf nimmt - aber der Erzähler aus dem ersten Teil würde das Bersten der Knochen genießen, weil der Schmerz und die Zerstörung eine Befreiung sind.

    ...

    Jay, der Text is eklig. Ich kann mich in den Erzähler hineinversetzen.

    Stell sowas bitte nie wieder kurz vor'm Schlafengehen online.

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  2. Wohl zu viel Blood Bowl gespielt, hä? ^^

    Ungeachtet Deines Schreibstils, ich mag solche "Gewalt"-Texte nicht, wenn sie nicht offensichtlich SciFi, Horror oder Fantasy sind. Also von mir kein "Daumen hoch" für dieses Werk.

    Und wie Meadow schon angemerkt hat, unter schmutzig verstehe ich auch was anderes. *fg

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  3. An den Imperator:
    Ich stelle sowas auch online, um zu sehen wie es ankommt. Natürlich schreibe ich nicht "für mein Publikum", ich schreibe in erster Linie für mich. Aber trotzalledem möchte ich, dass sich der Leser auf der Seite wohlfühlt. Wenn eine bestimmte Sorte Text wenig oder schlechtes Feedback bekommt, dann ist es halt wahrscheinlicher, dass ich sowas in Zukunft nicht unbedingt veröffentliche.

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