Warum ich Detektiv bin - Teil 1

Autor: Jay
Verfasst: 05.05.2009


Warum ich Detektiv bin

Erschrocken sprang ich aus meinem Schlaf hoch. Ich hatte geträumt, ich würde in meinem Büro schlafen und dann würde ich Schüsse hören.
Mein Büro war inzwischen etwas komfortabler. Ich hatte mir ein Sofa gekauft. Ursprünglich um darauf zu schlafen, aber irgendwie schaffte ich nach meinem "Gute-Nacht-Whisky" den Weg dorthin meist nicht mehr. In einem Innenausstattungsmagazin für Detektive, von dem ich selbst gar nicht mehr weiß wie ich es bekommen habe, hatte ich aber gelesen, dass ein Sofa beim potentiellen Kunden gut ankommt. Sollte ich also eine Anzeige für mich schalten, sollte ich vermutlich das Sofa erwähnen.
Erschrocken sprang ich nocheinmal hoch. Ich war in meinem Büro und hörte wirklich Schüsse. Sie klangen dumpf und waren relativ leise, aber es waren Schüsse. Ich nahm die nächste beste Waffe, nach einem Revolver, die sich in meinem Besitz befand und bewegte mich langsam aus meinem Büro. Auch als ich die Tür langsam hinter mir zu schloss, sah das Sofa super aus.
Ich zuckte zusammen als ich den nächsten Schuss hörte. Nicht weil ich mich erschreckt hatte, sondern weil ich plötzlich meinen Kater bemerkte. Whisky und Zigaretten sind nicht nur kein Frühstück, sondern auch kein Abendessen und schon gar nicht eine Art der Diät.
Mit dem Detektivbüroinneneinrichtungsmagazin, das ich der Kürze wegen spontan "Bob" taufte, schlich ich ins Foyer. Eine Stufe nach der anderen, schön langsam und so leise wie es alte morsche Holzstufen halt erlaubten. Die Stimme die in meinem Kopf sagte: "So wie die rumballern hören die eh nichts mehr, renn' einfach." überhörte ich. Vermutlich auch wegen der Schüsse, die lauter wurden je weiter ich mich im Haus nach unten bewegte.
Die Haustür stand offen und gegen das Sonnenlicht sah ich Flynns massige Konturen. Er rauchte zufrieden Pfeife und sah auf die Straße. "Morgen MacGuire. Was schleichste dich denn so durch das Haus? Man hat die Stufen bis hier unten knarren hören." Es war 4 Uhr nachmittags, er hatte "Morgen gesagt". Sehr lustig, Flynn. "Sehr lustig, Flynn. Sag mal, ist dir vielleicht was aufgefallen?" - "Haste etwa schon wieder 'nen Fall, Mac? Wirst ja 'nen echtes Arbeitstier. Oder warum stellste mir so 'ne Frage?" Polizisten hassen "Schnüffler", Detektive hassen "Bullen". Warum ausgerechnet Flynn mich mochte, wusste ich nicht. Vielleicht hasste man sich nur im Dienst und fand sich privat okay. "Nein Flynn, aber ich dachte du hättest was gemerkt." - "Haste 'nen sauberes Hemd angezogen? Mal im Ernst, Mac, was hätte ich denn merken sollen?" Selbst während des Gespräches zuckte ich bei jedem Schuss zusammen. "Nichts Flynn, ist alles ganz normal. Dienstag, die Sonne scheint, die Stadt stinkt, es fallen die ganze Zeit Schüsse. Alles wie immer, was?" Ich musste nüchtern sein, sonst hätten mich diese kuriosen Antworten nicht so gestört. "Ersteinmal ist es Mittwoch, Mac. Und die Schüsse, da musste dich dran gewöhnen." Er zeigte auf die Wagen vor der Tür. Da standen Transporter und Streifen der Polizei vor der Tür. Zwei Officer kamen auch gerade ins Haus. "Tag Flynn!", zwitscherten sie. "Tag Jungs." Dann verschwanden sie in den Keller.
"Flynn? Was ist hier los?" Flynn lachte ein wenig. Lachen heißt Anekdote bei Flynn, also konnte ich mir die nächsten Minuten Fragen sparen. "Die Jungs vom Revier machen ihre Schießübungen jetzt bei mir im Keller. Deren Rückhohlautomatik für die Schützenscheiben ist kaputt gewesen und die haben 'nen Rookie immer geschickt die zurück ziehen. Der Junge hat jetzt Schreibtischdienst im Stehen und 'nen Loch in der Größe einer Pflaume im Hintern. Da hat ihm einer reingeschoßen. Da hat der Polizeichef die Bahnen erstmal gesperrt. Bei mir funktioniert die Rückhohlautomatik, also dürfen die Jungs hier ballern. Und das wird wohl auch erstmal 'nen Monat anhalten, Mac. So 'n Schützenscheibenrückhohlautomatikmaschinengetriebeband muss jetzt erstmal aus Japan eingeflogen werden und das wird da handgeknüpft. Sowas dauert natürlich, kennste ja, nich MacGuire?"

Polizei im Haus eines Detektives? Trotz Sofa war ich jetzt ruiniert. Ich musste hier dringend weg. Das war mir gerade zu viel und zu laut. Wir gingen in Richtung Parkplatz-Bar. Bob und ich hatten gehört, heute kämen frische Kleiderhaken rein.



Anmerkung:
Du hast es bestimmt schon gemerkt: Das Leben des Peter MacGuire geht weiter. Mal sehen was ihm nach der ernüchternden Aufklärung des Johnson-Falls geschieht.

Kommentare

  1. Endlich gehts weiter.
    Den Preis für das längste Wort des Tages gewinnt, Jay Nightwind. :D
    Bin ja mal gespannt ob Bob und Peter in der Parkplatzbar frische Kleiderhaken bekommen. ;-)

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  2. Du Wahnsinniger xD

    Aber man merkt mal wieder: Lachen is gut gegen Kopfschmerzen :) So schnell waren die wohl noch nie weg ^^
    Ich freu mich schon auf Teil 2 davon :)
    Wie sieht MacGuires Sofa denn aus? Auch, wenn ich mir irgendwie ein hellbraunes Zweisitzer-Ledersofa vorstelle hoffe ich doch, dass es in Wirklichkeit schnapsfarben is :D

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  3. wie geil ist das denn...
    Ich freu mich auf jeden Fall auch schon auf den 2. Teil, super Sache das.
    Ne spitzen Idee ist auch die von dem Rookie, der Arme.
    Schnapsfarbe ist ja wohl die einzig wahre und vernünftige Farbe, die das Sofa haben kann, würd mich aber auch mit braun oder beige zufrieden geben.
    Bin gespannt wie es weiter geht.
    sehr lustig, sehr kreativ

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  4. Muss ganz ehrlich sagen, dass ich bis jetzt glaub ich noch nicht viele deiner Geschichten hier gelesen habe. Im Moment ist das mit dem Lesen bei mir wie gesagt irgendwie schwierig.

    Aber lohnt sich! Auch wenns nur ein Detail ist, aber das Innenausstattungsmagazin für Detektive ging mir den ganzen Rest des Textes nicht aus dem Kopf. Würd ich gern mal sehen... ;)

    Na jedenfalls: Ich freu mich auf den nächsten Teil!

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  5. Danke für das bisher positive Feedback. Nur weil die Lösung des Johnson-Falls ernüchternd war, muss ich MacGuire ja nicht verschwinden lassen.

    An Mary:
    Ich will dich natürlich keinen Teil deiner kostbaren Zeit kosten, aber vielleicht solltest du auch erst einmal den "Johnson-Fall" lesen. Das ist die erste Geschichte um den hier beschriebenen Detektiv "Peter MacGuire".

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  6. Anonym6.5.09

    Finde es zwar sehr amüsant, die Sache mit dem Sofa usw., doch die Auflösung der Schüsse gefällt mir nicht. Keine Tote, keine Teroristen. Tz.

    Geiler Header übrigens! Der war vorgestern noch nicht da, oder?

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  7. Sehr gelungen! Außerdem: Die direkte Rede gelingt dir prächtig. Das verleiht den Protagonisten ihre Persönlichkeit. :-)

    *schulterklopf*

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  8. Yo, man, ich freu mich drauf!

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