"Was denkst'en' du gerade?"
Es ist Winter, was man weniger am tiefen Schnee merkt, aber auch, aber noch mehr an der wirklich dezenten Amarettofahne, die ich mit mir rumtrage und wohlwollend für mein aktuelles Parfum gehalten wird.
Da sich das Wetter konkret verweigert mit dem Schneien auf zu hören, es aber trotzdem irgendwie schon den ganzen Tag Freitag ist und dann die Herrschaften auch noch so ganz grundsätzlich in Feierlaune sind, wartet Mensch also zu viert auf ein Anrufsammeltaxi.
Denn neben der Tatsache, dass wir jungen Könige Frohnhausens Laune haben, hat einer auch gerade zufällig Geld. Und fundamentales Grundwissen über Taxifahrer: Wenn selbst die Bescheuertesten nicht mehr mit dem Auto durchs hügelige Essen fahren, macht es trotzdem noch ein Taxifahrer.
Es ist einer dieser guten aber seltsamen Tage. Ich bin mit Aufbruchsstimmung von der Arbeit zurück, habe mobilisiert wen ich so sehen konnte und wollte und bald saßen wir in meinem drei m² Zimmer und schlürften Apfelsaft-Amaretto.
Es ist einer der seltsamen Tage, an denen ich schweige. Der Schnee fällt mir sanft auf die Kapuze meiner Jacke und ich blicke hinauf in das orangene Licht der Straßenlaternen. Irgendwo aus den Randbereichen meiner Wahrnehmung wabert ein Satz an mich heran.
"Was denkst'en' du gerade?"
Ascheregen.
Aus einem feuerrotgefärbten Himmel, am Abend irgendeiner Zivilisation, fallen die Reste einer vergangenen, aber nicht vergessenen Zeit. Zerkratzt, vernarbt und verkratert präsentiert sich etwas, was mal Stadt, mal Land, mal Fluss gewesen sein kann, jetzt aber nur noch Schmutz ist. Etwas Wind kühlt die Luft herunter, facht aber die Glut in den verätzten Adern wieder an.
Mit einem Schwert in meiner rechten Hand, an dem Teer herunter tropft, stehe ich am Rande eines Kraters und beweine einen tiefen Verlust. Den Toten soll die Ehre erwiesen werden, so greife ich einen Ast vom Boden und werfe ihn als Fackel, als Gabe des Feuers vor mir in den Schlund.
Ich spüre deutlich die Erschöpfung in meinen Knochen, die Anspannung in Haut und Muskeln. Und doch, all der Endlichkeit hier zum Trotz, spreche ich einen kurzen einprägsamen Satz: "Der eine geht, der andere kommt."
Noch bevor ich anliegende Gedanken fassen und erahnen kann, greift ein Schatten meinen Arm, verdreht ihn und wirft mich über die Schulter zu Boden. Der vergangene Grund zerbricht unter mir wie Glas. Mein Bewußtsein entrückt ein Stück dem Körper, so dass ich ein knapp unter dem gläsernen Aschenboden schwebe, dann aber schlagartig in meinen Körper zurück schieße.
Am Schwert aufgestützt, hebe ich mich zurück in den Stand, meinem Widersacher gegenüber. "Ich dachte, ich hätte mehr Zeit.", spreche ich ihn an, in vollem Bewußtsein, dass ich nun meine Begegnung mit dem Tod haben sollte. "Wir denken alle, wir hätten mehr Zeit.", entgegnet er und hält mir sein Schwert unters Kinn.
Ich schaue in meine eigenen Augen, erkenne mein eigenes Gesicht. Dann erhebe ich meine Klinge und spiegele die Geste meinerselbst. Jeweils eine Klinge unter dem Kinn, erkennen wir uns, verfangen wir uns ein wenig in Blicken, gequält von einem seltsamen Bewußtsein.
"Ich dachte, du würdest ein anderer sein.", sage ich zu mir, entgegene mir aber direkt: "Ich bin ein anderer, ich trage nur den selben Körper. Du bist dir bewußt, dass dir nie jemand diese Kämpfe bereitet hat, außer du dir selbst?" Einen kurzen Moment muss ich überlegen, nicke dann aber beschämt und wissend: "Ja, aber ich bin nicht der, der es überkommen kann."
Ab hier gab es nicht mehr viel zu sagen, weder noch zu denken. Erkennend, dass ich noch nicht der war, der ich in meinem Inneren sein müsste, legte ich mein Schwert ab und ging vor meinem Vollstrecker in die Knie. Dieser nickte anerkennend und gewährte mir die letzten Worte.
"Vergiss mich nicht!", sagte ich und versprach mir, in Form meines eigenen Henkers: "Niemals."
Es regnete Asche und ich, mein Vollstrecker weinte, in Anerkennung meines alten Ichs. Und doch, all der Endlichkeit dieses Momentes zum Trotz, spreche ich einige Sätze: "Der eine geht, der andere kommt. Doch das Schlimmste ist das Warten dazwischen, das Hoffen, das Bangen, der Wunsch: Hoffentlich wird meine nächste Version eine bessere sein, als ich es jemals war."
Die Frage noch nachhallend, drücke ich meine beste Freundin an mich, bescheinige ihr, wie gut wir es doch haben und dann bin ich noch ein ganzes Weilchen ein 18jähriger Jugendlicher, der sich noch so oft besiegen muss.
Da sich das Wetter konkret verweigert mit dem Schneien auf zu hören, es aber trotzdem irgendwie schon den ganzen Tag Freitag ist und dann die Herrschaften auch noch so ganz grundsätzlich in Feierlaune sind, wartet Mensch also zu viert auf ein Anrufsammeltaxi.
Denn neben der Tatsache, dass wir jungen Könige Frohnhausens Laune haben, hat einer auch gerade zufällig Geld. Und fundamentales Grundwissen über Taxifahrer: Wenn selbst die Bescheuertesten nicht mehr mit dem Auto durchs hügelige Essen fahren, macht es trotzdem noch ein Taxifahrer.
Es ist einer dieser guten aber seltsamen Tage. Ich bin mit Aufbruchsstimmung von der Arbeit zurück, habe mobilisiert wen ich so sehen konnte und wollte und bald saßen wir in meinem drei m² Zimmer und schlürften Apfelsaft-Amaretto.
Es ist einer der seltsamen Tage, an denen ich schweige. Der Schnee fällt mir sanft auf die Kapuze meiner Jacke und ich blicke hinauf in das orangene Licht der Straßenlaternen. Irgendwo aus den Randbereichen meiner Wahrnehmung wabert ein Satz an mich heran.
"Was denkst'en' du gerade?"
Ascheregen.
Aus einem feuerrotgefärbten Himmel, am Abend irgendeiner Zivilisation, fallen die Reste einer vergangenen, aber nicht vergessenen Zeit. Zerkratzt, vernarbt und verkratert präsentiert sich etwas, was mal Stadt, mal Land, mal Fluss gewesen sein kann, jetzt aber nur noch Schmutz ist. Etwas Wind kühlt die Luft herunter, facht aber die Glut in den verätzten Adern wieder an.
Mit einem Schwert in meiner rechten Hand, an dem Teer herunter tropft, stehe ich am Rande eines Kraters und beweine einen tiefen Verlust. Den Toten soll die Ehre erwiesen werden, so greife ich einen Ast vom Boden und werfe ihn als Fackel, als Gabe des Feuers vor mir in den Schlund.
Ich spüre deutlich die Erschöpfung in meinen Knochen, die Anspannung in Haut und Muskeln. Und doch, all der Endlichkeit hier zum Trotz, spreche ich einen kurzen einprägsamen Satz: "Der eine geht, der andere kommt."
Noch bevor ich anliegende Gedanken fassen und erahnen kann, greift ein Schatten meinen Arm, verdreht ihn und wirft mich über die Schulter zu Boden. Der vergangene Grund zerbricht unter mir wie Glas. Mein Bewußtsein entrückt ein Stück dem Körper, so dass ich ein knapp unter dem gläsernen Aschenboden schwebe, dann aber schlagartig in meinen Körper zurück schieße.
Am Schwert aufgestützt, hebe ich mich zurück in den Stand, meinem Widersacher gegenüber. "Ich dachte, ich hätte mehr Zeit.", spreche ich ihn an, in vollem Bewußtsein, dass ich nun meine Begegnung mit dem Tod haben sollte. "Wir denken alle, wir hätten mehr Zeit.", entgegnet er und hält mir sein Schwert unters Kinn.
Ich schaue in meine eigenen Augen, erkenne mein eigenes Gesicht. Dann erhebe ich meine Klinge und spiegele die Geste meinerselbst. Jeweils eine Klinge unter dem Kinn, erkennen wir uns, verfangen wir uns ein wenig in Blicken, gequält von einem seltsamen Bewußtsein.
"Ich dachte, du würdest ein anderer sein.", sage ich zu mir, entgegene mir aber direkt: "Ich bin ein anderer, ich trage nur den selben Körper. Du bist dir bewußt, dass dir nie jemand diese Kämpfe bereitet hat, außer du dir selbst?" Einen kurzen Moment muss ich überlegen, nicke dann aber beschämt und wissend: "Ja, aber ich bin nicht der, der es überkommen kann."
Ab hier gab es nicht mehr viel zu sagen, weder noch zu denken. Erkennend, dass ich noch nicht der war, der ich in meinem Inneren sein müsste, legte ich mein Schwert ab und ging vor meinem Vollstrecker in die Knie. Dieser nickte anerkennend und gewährte mir die letzten Worte.
"Vergiss mich nicht!", sagte ich und versprach mir, in Form meines eigenen Henkers: "Niemals."
Es regnete Asche und ich, mein Vollstrecker weinte, in Anerkennung meines alten Ichs. Und doch, all der Endlichkeit dieses Momentes zum Trotz, spreche ich einige Sätze: "Der eine geht, der andere kommt. Doch das Schlimmste ist das Warten dazwischen, das Hoffen, das Bangen, der Wunsch: Hoffentlich wird meine nächste Version eine bessere sein, als ich es jemals war."
Die Frage noch nachhallend, drücke ich meine beste Freundin an mich, bescheinige ihr, wie gut wir es doch haben und dann bin ich noch ein ganzes Weilchen ein 18jähriger Jugendlicher, der sich noch so oft besiegen muss.
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