Glauben ans Gute

Der Mensch ist gut. Das kann ich nicht vollständig beweisen. Aber ich glaube daran. Wen wir als eine "böse" Person sehen, hält sich in der eigenen Geschichte möglicherweise für eine*n Held*in. Auch wer uns verletzt hat, hat das vielleicht im eigenen Werte- und Erfahrungssystem aus einer guten Intention gemacht. Sogar unsere inneren Anteile die uns unter Umständen in schädliches Verhalten steuern, tun das um verletzte Anteile zu schützen. Und weil sie dafür nicht voll ausgestattet sind, schaffen sie neue Probleme. So wie wir Anteile im Inneren haben, sind wir nach Außen Anteile. Von Gruppen, von Gemeinschaft, von Verbänden, von Kollektiven, von Vereinen. Auch wir sind möglicherweise nicht ausgestattet zu lösen, was wir als Problem sehen. Aber ohnmächtig und bewegungslos wollen wir auch nicht sein. 

Der Mensch ist gut. Daran erinnere ich mich, wenn ich es schaffe, als erstes, wenn ich verletzt werde, mich verletzt fühle, eine alte Verletzung zu jucken beginnt, ich irritiert werde. Der Mensch ist gut, auch wer gerade scheiße zu mir war, hat in seinem Leben vielleicht ganz passable Gründe dafür. Aber: Ich muss die Leute deshalb nicht mögen, nicht rein lassen. Ich kann glauben das sie am Ende gut sind, Gründe haben und mich trotzdem dafür entscheiden, dass sie nicht dauerhaft Platz in meinem Leben bekommen. Gut sind sie trotzdem. 

Ich kann dann auch sagen, dass sie gut sind, sie sogar empfehlen. Nur halt nicht mir. Und auch nur, wenn ich das gerade schaffe. Denn so ein Glaube braucht Futter. Durch kleine Zeichen. Durch kleine Beweise. Durch Tendenzen. Aber dann geht es. 

Kommentare

  1. Glaube versetzt ja bekanntlich Berge aber diese Form von Toleranz gegenüber der Spezies Mensch ist mir über die Jahre leider weitestgehend abhanden gekommen auch wenn es natürlich stimmt, das "noch niemand am freundlich sein gestorben ist", um mal das Känguru zu zitieren.

    Ich finde es allerdings bedenklich, dass wir in einer Welt leben, wo das Wort "Gutmensch" inzwischen als abwertende Beleidigung genutzt wird. Das spricht nicht unbedingt für unsere Gesellschaft, oder?

    Natürlich umgibt man sich in seinem Umfeld mit gleichgesinnten wo die Chemie stimmt, aber als jemand mit viel Kontakt zu Menschen merke ich immer mehr das Oportonismus und Arschigkeit eher die Regel als die Ausnahme sind.

    In meinem Büro hängt übrigens ein Motivationskalender.

    Aktueller Wochenspruch ...
    "ICH KANN AUCH FREUNDLICH, BRINGT ABER NIX."

    Das trifft den Nagel ganz gut auf den Kopf wenn ich da an einige meiner Kunden oder gewisse Behörden denke mit denen ich beruflich zu tun habe.

    Im Gegenteil. Da kann es sogar vorkommen, das Gutherzigkeit abgestraft oder ausgenutzt wird.

    Ja, es gibt viele gute Menschen aber leider kann man das nicht verallgemeinern. Wir kommen unschuldig zur Welt doch dann beginnt unser Umfeld damit, uns zu formen.

    Die Prinzen hatte da schon irgendwie recht, als sie damals das "Schwein sein in dieser Welt" besangen. ;)

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    1. Ich sehe einige der Beobachtungen die du da machst auch, aber ich sehe eben auch anderes Verhalten und eine ganz andere Welt, wenn ich mich gegen das aufgeheizte und künstliche Angstklima schaffe zu entscheiden. Und ich mit meiner Biografie muss auch an das Gute in Leuten glauben, weil wenn nicht, was sagt das über meine Fehler im Leben und mich aus? Und was bedeutet es in letzter Konsequenz, wenn ich dem inneren Zynismus nachgebe?

      Was deinen Motivationskalender angeht glaube ich, dass er keinen guten Job macht. Ich empfehle "the daily stoic" von Ryan Holiday. Da ist auch was für jeden Tag drin und es sind sinnvolle Gedanken. Auch weil er daran erinnert, mit Hilfe alter Schriften, dass wir am Ende nur Agency über uns Selbst haben. Aber diese hilft die Hoffnung zu füttern.

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