Ideendämmerung: Niemandes Krieg

Autor: Jay
Verfasst: August 2009

"Das hier ist nicht mein Krieg."


Plaine und Ziegler standen in einem der absurdischen Evakuationslager, der tickende Junge sondierte die Lage. Sie waren gerade erst angekommen und bemüht darum einen Überblick zu bekommen. Um sie herum gab es nur verheulte und verzweifelte Gesichter zu sehen. Soldaten, deren Willen gebrochen war. Die Übersetzungseinheit in Zieglers Kommunikator gab die Trauer und Angst der Leute wieder, aber Ziegler regelte runter. Er kannte den Kampf gut genug und wollte sich nicht damit belasten. Er hatte hier eine Mission.
"Sir, da vorne sind ein paar Soldaten, die gerade von Kumbuk aus gekommen sind, soweit ich sie verstanden habe." Ziegler folgte dem Uhrwerkgeräuschen, während Plaine sich ein wenig in das Lager zurück fallen lies.
Eigentlich sollte hier eine ganz andere Welt sein, als die seine. Er dachte es wäre hier viel modernen als in seinem Assinthie. Aber was er zu sehen bekam, das kannte er nur zu gut. Mittellose und Vernichtete, Verlassene und Verlorene. Nachdem die Drachen über seine königliche Stadt her gezogen waren, da sah es genau so aus. Damals hatte er die Garde verlassen, um sich auf eigene Faust zu rächen. "Ich war jung. Jetzt bin ich erwachsener. Das hier ist nicht mein Krieg." Er hatte gar nicht gemerkt, dass der tickende Junge vor ihm stand. Entschlossen sah Plaine ihn eindringlich an. "Junge, erinnere mich daran, dass das hier niemals mein Krieg wird, ja?" - "Natürlich, Sir. Der Kapitän möchte, dass wir zeitnah zu ihm aufschließen." Plaine nickte, folgte und sah verärgert zurück. Niemand sollte so leben müssen.
"Dies hier ist ein Soldat, der mit Ignis zusammen auf einem Transporter gesessen hat. Er erzählt, dass sie von einem Mörser beschossen wurden und danach von Schützen nieder gehalten wurden. Seine Kameraden wurden von Scharfschützen ausgeschaltet. Er hat sich zurück gezogen und das Gelände beobachtet. So wie er es sieht, konnten Ignis und ein Fremder, den sie in der Hauptstadt aufgelesen haben zusammen fliehen. Zudem haben Zwei weitere bewaffnete Fremde den Transporter später durchsucht." - "Sollten sich so etwa die drei Grenzüberschreitungen erklären lassen?", fragte Plaine sich selbst. "Möglich.", gab Ziegler knapp zurück und deutete auf einen Geländewagen. "Er hat mir den Standort des Transporters gegeben. Da gibt es bestimmt Spuren." Plaine klopfte dem absurdischen Soldaten auf die Schulter und bedankte sich. Der Soldat verstand nicht die Worte, aber sah die Solidarität in Plaines Augen.

Tick Tack! Tick Tack!
Sekunden verrinnen in den Augen
Tick Tack! Tick Tack!
Du kannst es kaum mehr glauben
Tick Tack! Tick Tack!
Du wirst bald langsam und benommen
Noch 2450 Minuten
und der Uhrmacher wird kommen!

Die Drei näherten sich zaghaft dem ausgebrannten Transporter. Plaine bemerkte aus dem Augenwinkel, dass der tickende Junge ganz blass geworden war. "Reisekrank, Junge?" Unbemerkt setzte er ein Ticken aus. Er reagierte nicht auf Plaines Frage und lief vorne weg zum Transporter. Er schaute sich um und rechnete still im Kopf. "Gemessen an möglichen Fluchtwegen und umliegendem Gelände können sie zu Fuß höchstens zwei Stunden entfernt sein. Wir müssten sie in 30 bis 45 Minuten einhohlen können, Sir." Ziegler mochte es nicht Untersuchungen anzustellen, also kam hier Plaines natürliches Talent im Fährtenlesen zum Einsatz. "Hm. Spuren.", sagte er sich kurz selbst und nach einigen Schritt richtete er den Finger etwas weiter in dieses unübersichtliche Terrain. "Da ist ein Gebäude. Vielleicht gibt es da weitere Hinweise."

Erst jetzt wurde ich mir bewusst wie lange ich keine Schüsse mehr gehört hatte. Es rasselte immer wieder im Heck des Fahrzeuges, wenn unser "unsichtbarer" Feind uns traf. Eine Staubwolke folgte uns und schloss immer weiter auf. Ignis sah ab und an nach hinten, ich versuchte nur das maximale aus dem Gleiter heraus zu hohlen.
Wir flüchteten in Richtung der absurdischen Hauptstadt Kumbuk. Vielleicht gab es da eine Chance in den kriegsgebeutelten Gassen zu verschwinden. Ignis war davon offensichtlich nicht überzeugt. Er sah sich ein Foto an und schien ganz leise mit dem Bild zu sprechen.
"Vielleicht komm ich nicht nach hause. Vielleicht sterbe ich heute. Aber ganz sicher wirst du nie erfahren, dass ich dich immer geliebt habe. Karola. Bitte verzeih mir. Ich hab dir nicht geglaubt, als du mich nicht gehen lassen wolltest, dass hab ich jetzt davon."
Ich schwieg darüber, dass ich alles gehört hatte. Ignis hatte mich sowieso nicht mehr wahr genommen. Irgendwie stellte sich eine andächtige Stille ein und es war, als hätte alles seinen Klang verloren.

Kommentare

  1. Wie jetzt, keine neuem "bekannten" Charaktere?
    *etwas enttäuscht ist* ;-)
    Trotzdem, hat mir gut gefallen.
    Weiter! :D

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