Filmdokumentation: Jugendmigrationsdienste
Quelle: jmd-portal.de |
Rückblickend ist es spannend zu beobachten, dass diverse Ereignisse für mich zum „richtigen“ Zeitpunkt zusammenliefen. Kira und ich waren in der Abschlussphase unseres Studiums an der Universität Duisburg-Essen im Masterstudium Literatur- und Medienpraxis (LuM). Unsere Masterarbeit sollte ein Film, in unserem Studiengang also eine Dokumentation, sowie eine schriftliche Ausarbeitung sein. Bevor wir uns selbst konkrete Gedanken zu einem Thema machen konnten, wurde uns das Thema des Abschlussfilms geradezu zugetragen.
Eine gemeinsame Freundin hatte ein Praktikum bei den Jugendmigrationsdiensten (JMD) absolviert, ein Dienst, der sich um Jugendliche zwischen 12 und 27 Jahre mit Migrationshintergrund kümmert, sie unterstützt, sie berät und vieles mehr. Die JMD wollten zu der Zeit einen Imagefilm produzieren lassen, gaben dieses Vorhaben jedoch spätestens dann auf, als sie erfuhren, wie viel Geld die Produktion eines solchen kosten würde – wir sprechen hier von Preisen ab ca. 15.000 €. Besagte Freundin wollte dies nicht akzeptieren und brachte Kira und mich ins Spiel.
Schnell war der Kontakt hergestellt und wir fanden uns kurz darauf in Bonn wieder, um den Film und dessen Inhalte mit den Verantwortlichen für die Außendarstellung der JMD zu besprechen. Sowohl die JMD als auch wir waren von der Idee, gemeinsam diesen Film zu produzieren, äußerst angetan. Die JMD, weil sie großen Einfluss auf den kreativen Prozess nehmen konnten und für vergleichsweise geringes Geld einen Film erhalten sollten; wir wiederum, weil wir ein spannendes Projekt an der Hand hatten, mit dem wir uns ehrlich gesagt auch profilieren und sogar etwas Geld verdienen konnten.
Bei dem Imagefilm sollte es jedoch nicht bleiben: Nachdem wir bei unserer Dozentin vorsprachen und ihr das Projekt vorstellten, war im Anschluss an diese Sprechstunde sicher, dass wir nicht nur einen Imagefilm für die JMD, sondern auch eine Dokumentation über deren Arbeit produzieren werden würden.
Anders, als bei unseren Arbeiten zuvor, bei denen Absprachen per Handschlag und maximal mit einer Einverständniserklärung, das verwendete Material benutzen zu dürfen, ausgehandelt wurden, bedurfte die Zusammenarbeit zwischen den JMD und uns eines mehrseitigen Vertrags. Dieser sollte sicherstellen, dass beide Seiten am Ende des Tages von den Filmen profitieren, die Verantwortungsbereiche zugleich aber derart abgesteckt waren, dass während der Produktion und auch nach der Vollendung des Vertrags keine Nachteile für eine der beiden Seiten entsteht. Entsprechend langwierige und mehrere Versionen überdauernde Verhandlungen gingen der eigentlichen Kreation der Filme voraus.
Wir sprechen hier allerdings auch nicht von knallharten Verhandlungen, sondern vielmehr einer im freundschaftlichen Verhältnis getätigten Ausarbeitung der Grundsäulen, auf denen die Produktion stehen sollte. Spätestens mit der beiderseitigen Unterschrift des Vertrags ging die eigentlich kreative, aber auch organisatorische Arbeit an den Filmen los.
Das ursprüngliche Konzept sah die Metapher der „Tür“ vor, die sich für die Jugendlichen durch die Arbeit der JMD öffnen sollten. Visuell interessant, stellte sich heraus, dass wir mit unseren Mitteln diese Metapher nicht zur Zufriedenheit beider Seiten würden umsetzen können. Letztendlich lief es darauf hinaus, dass wir doch einen eher dokumentarischen Blickwinkel auf die Sache an sich einnehmen würden und die Arbeit, wie sie „wirklich“ ist, darstellen.
Dabei war jedoch unabdingbar, dass wir gewisse Situationen nachstellen, da die Privatsphäre der Jugendlichen eine reine Dokumentation nicht zuließ. Unsere Hauptaufgabe war deshalb zunächst die Kontaktaufnahme zu diversen JMD-Stellen, die uns Jugendliche vermittelten und auch selbst im Film auftauchen sollten. Wir versuchten dabei, so viele unterschiedliche JMD wie möglich einzubeziehen, weil alle unterschiedliche Angebote haben und sich ihre Arbeit durchaus unterscheidet.
Wir bemerkten schnell, dass unsere ursprüngliche Metapher der offenen Tür durchaus der Wahrheit entsprach, so viel Hilfsbereitschaft erhielten wir durch die JMD. Am Ende sollten es über zehn verschiedene JMD-Standorte sein, die uns beim Film unterstützten und bei denen wir drehen sollten.
Das Material, dass wir jeweils produzierten, sollte sowohl für den Imagefilm als auch die Dokumentation Verwendung finden, wenngleich die Dokumentation länger sein würde und wir dies dahingehend berücksichtigen mussten, in dem wir viel Schnittmaterial sammelten. Zudem drehten wir diverse Interviews für die Dokumentation.
Der Imagefilm sollte die Diversität der JMD darstellen und deutlich machen, wie viele Standorte es in ganz Deutschland gibt. Dazu entwickelten wir die Idee einer Landkarte, die sich nach und nach mit diversen Punkten füllt. Und auch wenn es am Ende nicht die über 400 Punkte für jeden einzelnen Standort werden sollten, so zeigt die Karte dennoch, dass die JMD überall in Deutschland Jugendliche unterstützen.
Zudem haben die JMD ein eigenes Logo, dass wir natürlich ebenso aufgreifen wollten. Um dem Logo mehr Pep zu verleihen, entschlossen wir uns, dieses zu animieren. Das Ergebnis ist das Logo, welches zu Beginn des Films vor der Karte zu sehen ist. An dieser Stelle möchte ich nochmal Sven und Tobi danken, die uns in Sachen Grafik und Animation redlich unterstützt haben.
Die Dreharbeiten zogen sich lange Zeit hin und wir kamen viel herum. Nachdem wir die letzten Aufnahmen getätigt hatten, waren mehrere Stunden Material zusammen gekommen, welches wir auf einer externen Festplatte speicherten, die wir im Auftrag der JMD erworben und ihnen im Anschluss an das Projekt zur Verfügung stellten, damit sie das Material eventuell nochmal verwenden können.
Noch während der Dreharbeiten begannen wir mit dem ersten Schnitt. Da der Imagefilm Vorrang hatte, wurde dieser immer wieder überarbeitet, mit dem JMD besprochen und so herausgefiltert, welche Aufnahmen wir noch benötigen oder wie wir den Film umstellen müssen, damit er den Wünschen der JMD entspricht. Nach einigen Versionen stand der Imagefilm letztlich und die JMD erschienen sehr zufrieden.
Zugleich konnten wir auf dem Imagefilm aufbauen und einige Schnittfolgen auch für die Dokumentation verwenden. Natürlich hätten wir diese Sequenzen nochmal komplett neu bzw. anders schneiden können, allerdings hatten wir auf diese Weise sofort die Freigabe seitens der JMD –zumindest für diese Szenen.
Dennoch nutzten wir die Möglichkeit, die Dokumentation deutlich länger schneiden zu können, als den Imagefilm, der auf 3-4 Minuten beschränkt war. Für die Dokumentation strebten wir eine Lauflänge von 10 bis12 Minuten an, die wir am Ende auch erreichten. Wir nutzten die Interviews als Grundlage für unsere Struktur und konnten auf viele Stunden Material zurückgreifen, das beim Schnitt des Imagefilms keine Verwendung gefunden hat.
Der JMD gab schließlich noch seine offizielle Freigabe für die Dokumentation. Der Vertrag erlaubt es uns zudem, den Film nach eigenem Ermessen zu veröffentlichen. Was nun auch an dieser Stelle hier geschieht. Unseren Abschluss haben Kira und durch den Film übrigens auch erhalten.
Weitere Informationen zu den Jugendmigrationsdiensten findet ihr übrigens auf deren Homepage:
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