Der Weg zum ersten eigenen Kurzfilm: Idee & Drehbuch

Stephan und ich sind schon länger daran einen Kurzfilm zu drehen. Vom eigentlichen Dreh sind wir aber noch ein Stück entfernt. In dieser Miniserie, die wir über das Filmtagebuch veröffentlichen, wollen wir euch einige Produktionsschritte begleiten lassen, garniert mit unseren persönlichen Eindrücken, Wahrnehmungen, Unzufriedenheiten und Erkentnissen.

Und los geht die ganze Geschichte hier:


Die Idee

November 2011, ich glaube es war Stephans Geburtstag. Wir kannten uns noch nicht lange, schon gar nicht besonders gut. Wir waren über unsere Freundinnen aneinander geraten und jetzt saß ich da also auf einer Feier rum.
Während die anderen alle perfekt ins Quatschen geraten waren, muss ich gestehen, fremdelte ich ganz gewaltig mit allen.

Irgendwann kam dann aber langsam aber sicher raus, dass ja ein Teil der Anwesenden quasi Stephans Filmcrew war. Also nicht seine eigene Crew, sondern Leute, die mit ihm zusammen gerne an Filmen arbeiteten. Einziges Problem waren aber wohl die Geschichten. Alle sahen sich mehr so als Techniker und viel weniger als Erzähler. Was vorher als fremdeln anfing, fühlte sich für mich plötzlich wie ein Wink des Schicksals an.
Wir sprachen also über Konzepte und Ideen und überhaupt alles mit Film. Bis wir zu dem Punkt kamen, an dem Stephan sagte: "Lass uns doch mal ein paar von deinen Geschichten zukommen und wir schauen mal, ob wir was davon verfilmt bekommen."

Ich habe in den nächsten Tagen alle meine Geschichten nochmal gegengelesen. Was war gut? Was würde ich gerne verfilmt sehen wollen? Welche Geschichten lagen mir am Herzen?
Eine Liste, die eigentlich ein Stück zu lang war, schickte ich Stephan zu, damit er es auch an seine Leute weiterverteilte. Schon mit dem Absenden wurde ich sehr nervös. Ich fühlte mich, als könnte ich etwas gewinnen, als wäre es die große Chance. Und irgendwie war es ja auch so. Mir war schon klar, dass hier am Ende keine Hollywood-Produktion bei rumkommt, aber ein verfilmter Text fühlte sich nach so einer dieser "once in a lifetime"-Gelegenheiten an.

Ich hatte Favoriten, aber als Stephans Antwort dann nach einiger Zeit kam, war es keiner davon. "Gewalt hat keine Farbe hat uns eigentlich am besten gefallen." Ich konnte nicht mal sicher sagen, warum ich es mitgeschickt hatte. Vielleicht, weil ich mir die Geschichte beim zweiten Gegenlesen ganz gut in Bildern vorstellen konnte. Und das war auch Stephans Begründung, die Bilder wären beim Lesen schon so stark, dass es sich am meisten aufdrängt. Da hatten wir also unsere Wahl.
Die Idee für den ersten Kurzfilm stand und eigentlich hätte es jetzt losgehen können.
Und sollen. Aber, das funktioniert nicht ohne Drehbuch.

Das Drehbuch

Eine Sache, die mich gehörig nervös gemacht hat. Ich habe schon viel geschrieben, aber ein Drehbuch noch nie. Da Stephan sich da schon auskannte, fragte ich ihn um Rat. Er empfahl mir ein Buch und ein Computer-Programm.
Das Buch war Eugene Vales "Drehbuchschreiben für Film und Fernsehen". Er hat es mir auch ausgeliehen, da er es - wenn ich mich recht erinnere - für sein Studium gebraucht hatte. Zurück gegeben habe ich ihm das Buch nie, sorry, aber auch, weil ich immer noch mal wieder reinschaue.
Das gute Stück hat sich für mich nämlich, neben den Qualitäten die fürs Drehbuchschreiben vermittelt werden, zu einer Bibel fürs Geschichtenschreiben entwickelt. Was dort über Dramaturgie und Erzählstrukturen vermittelt wird, ist erstaunlich.
Bevor ich zu lesen angefangen habe, hatte ich einen ersten Entwurf für ein Drehbuch in Notizen begonnen. Mit Abschluss des Buches hatte ich ihn direkt wieder verworfen. Das, was ich da geschrieben hatte, wäre niemals ein Drehbuch geworden.
Auch wenn die Euphorie über das Gelernte groß war, traute ich mich aber immer noch nicht so recht ans Drehbuch.

Und CeltX, das Computerprogramm zum Drehbuchschreiben, tat sein übriges. Denn als ich mich versuchte in die Tiefen des Programms einzuarbeiten, verhedderte ich mich ganz schrecklich und verstand nichts. Alles erschien mir unschlüssig und verwirrend.
Problematisch, denn ich traute mich nicht mehr ans Drehbuch. Ich habe zwar immer wieder angefangen zu schreiben, bin aber nach kurzer Zeit so unzufrieden gewesen, dass ich immer wieder abbrach. Und diese Abbrüche aufeinanderfolgend, zersetzten in mir jede Motivation.

Wenn ich Stephan irgendwo traf, hatte ich immer ein sehr schlechtes Gewissen. Ich habe ihm dann zugesagt, dass ich dran bin - was sich nie so ganz wahr anfühlte - und machte mich dann auch wieder dran, aber immer wieder fing ich neu an. Sehr zermürbend. Leider bin ich dann auch noch zu stolz geworden. Als Stephan mir empfahl, ich solle ihm mal einen Entwurf zuschicken, wich ich aus und lehnte ab. "Der kommt schon noch."
Ein peinliches Spielchen, das ich am Ende circa zwei Jahre gespielt habe. Aber trotzdem gab es dann ein Drehbuch. Was war passiert?

Erstens: Ein anderes Drehbuch. Für einen anderen Film. Und da hatte ich keine Ausreden griffbereit. Denn für die Produktion des Weststadtstory-Films zum Saisonfinale brauchte es mehr und die Zeit war eigentlich knapp. Vor allem aber war der Druck von Außen sehr hoch, weil ich auch nicht alleine an dem Drehbuch arbeitete. Durch diesen Druck arbeitete ich konzentriert und sogar mit dem Programm. Die Hürden wurden also kleiner.

Zweitens: Ein Filmworkshop. Mit Stephan und Kira, er hat ihn bereits mal hier im Filmtagebuch (zu lesen hier: Teil 1 und Teil 2) beschrieben. Die Vorbereitung und die Durchführung haben mir gezeigt, dass die Arbeit an Filmen bei Stephan dieses berühmt berüchtigte Funkeln in den Augen erzeugt.
Auch beim Dreh für den zuvor erwähnten Film, Stephan war "on Fire" und "in the Zone". Warum gibt es für diese Redewendungen eigentlich keine guten deutschen Versionen?

Drittens: "Endlich Dinge in den Griff bekommen" kombiniert mit der lohnenswerten Arbeit an unserem Magazin hier. Nach (m)einer Sinnkrise beschloss ich endlich, dieses Stück Arbeit von der Brust zu kriegen. Alleine, um mich wieder befreiter zu fühlen. Also arbeitete ich mich hart wieder rein und fing von ganz vorne an mit dem Drehbuch. Ich dachte anders an unseren Kurzfilm und konzeptionierte die Geschichte endlich so, dass ich tatsächlich ein Drehbuch daraus machen konnte.

Nach circa zwei Jahren. Es tut mir immer noch Leid, Stephan. Aber jetzt hast du das Teil ja bei dir, zum Review.

Kommentare

  1. Schon in Ordnung. Und manchmal benötigt sowas einfach Zeit. Zudem ist das Drehbuchschreiben tatsächlich eine besondere Form des Schreibens von Geschichten. Das bzw. warum du so gehadert hast, hättest du mir aber gerne früher mitteilen können. Zumindest das Problem mit CeltX hätten wir schnell aus der Welt geschafft durch eine kleine Einführung. Und leid tun muss dir nichts - ich lasse mir gerade schließlich auch Zeit. ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, aber noch hast du im Ansatz nicht die zwei Jahre Wartezeit voll. ;) Die kommenden Drehbücher gehen dann hoffentlich einfach schneller.

      Löschen
  2. Ach Jay, Zeit ist relativ. Das wissen wir spätestens seit Albert E.

    Das Einzige was zählt ist das Resultat und so lange es kein Duke Nukem Forever wird ist doch alles gut! ;)

    Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf weitere Tagebucheinträge.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hehe. Ja, wenn ich bedenke, wie lange du auf dein Shirt wartest. ;D

      Ich bin sicher, dass es nicht so lange auf sich warten lässt. Schon alleine, weil ich garantiert mit Stephan nicht so viel Geduld habe, wie er mit mir hatte.

      Löschen
    2. Bitte kein Salz in alte tiefe Wunden! ;P
      Oder kann man schon das Licht am Ende des Tunnels sehen? ^^

      Löschen
    3. Ach, wer weiß das schon. Wenn wir den Running-Gag nicht mehr haben, hast du ja fast nichts mehr zu meckern.

      Löschen
  3. Was mich noch interessieren würde: Welche waren denn deine Favoriten?

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Anmerkungen? Fragen? Wünsche? Schreib gerne einen Kommentar. Ich schaue regelmäßig rein, moderiere die Kommentare aber auch, also bleibt nett.

Vielleicht auch spannend: