Rezension: Deadpool killustrated

Ich habe diesmal sogar zweimal gelacht. Genau zweimal. An die Stellen erinnere ich mich nicht.

Achso, ihr wisst nicht wovon ich rede? Vor einiger Zeit habe ich hier mal eine Rezension zum Marvelcomic „Deadpool kills the Marveluniverse“ geschrieben und die schnelle Zusammenfassung ist: Es war sehr enttäuschend. Umso größer also die Überraschung, als ich erfahren habe, dass das Teil auch noch fortgesetzt wird. Ähnlich wie in Deadpools Kopf, argumentieren dann mehrere Stimmen im eigenen Kopf:

„Vielleicht wollen die Autoren ihre Fehler wieder gutmachen und liefern endlich den gewohnten bekloppten Deadpool?“
„Vielleicht haben die entscheidenden Leute nicht gemerkt, wie schlecht der letzte Band war.“
„WAS? Der war doch voll gut. Immerhin war es Deadpool.“
„Nee, war es nicht. Das war eher Dead-poop.“
„Ey! Ich geb dir gleich....“

Lassen wir die beiden sich mal für sich weiterstreiten. Ich habe da einen etwas...praktikableren Ansatz gewählt. Ich habe die Fortsetzung dann auch gekauft. Diesmal heißt es „Deadpool – Killustrated Classics“.
Nachdem Deadpool, sich seiner als Comicfigur bewusst, im ersten Band versucht hat Marvel zu zerstören, um seinem ewigen Leid ein Ende zu bereiten, erkennt er nun, dass es nicht reicht, die Helden seiner Welt zu zerstören, da diese und ihre Ambitionen Abbilder schon existierende literarischer Figuren sind. So lange es also Beowulf gibt, kann Thor weiter existieren und so weiter. Daher lässt Deadpool die Superhirne seiner Welt eine Maschine entwerfen, die es ihm erlaubt durch die gesamte Literatur zu springen, um seinem Tötungsrausch frische Opfer zu liefern. Doch während er anfängt die Welten zu zerstören, nimmt einer seine Spur auf, fest entschlossen ihn zu stoppen: Sherlock Holmes.

Wenn Geschichten mit Intertextualität, also dem übergreifenden Bezug von Literatur aufeinander, und auch dem Bruch von klassischen Erzählstrukturen der Literatur spielen, dann besteht die Chance, dass es richtig spannend wird. Wenn moderne Superhelden auf klassische Figuren treffen, zeichnet sich eine so große Bandbreite an Möglichkeiten vor, dass es kaum in ein Comicheft passen mag.
Immerhin haben wir es hier auch mit einer ganz typischen „Wer würde gewinnen?“-Frage zu tun, die selten besonders sinnvoll, aber meist höchst unterhaltsam beantwortet werden.

Ich habe es am Anfang der Rezension ja quasi schon vorweg genommen. Auch diesmal will es nicht gelingen. Erneut handelt es sich wieder nur um ein stumpfes Schlachtfest zu Deadpools Gunsten, der es zwar etwas schwerer hat als noch im ersten Band, trotzdem aber alle Hürden überkommt. Zwar haben die Autoren – Und da kann ich nur für die englische Sprachversion sprechen – ein paar funktionierende Wortwitze platzieren können, aber weder die Geschichte mag in den Bann ziehen, noch irgendeine Figur überzeugen. Dass die Auflösung der Situation enttäuschend ist, kann ich hier sorgenfrei erwähnen, ohne viel vorweg zu nehmen.

"Deadpool killustrated" ist für Fans des Söldners mit der großen Klappe nicht zu empfehlen und für Literaturfans schon gar nicht. Einzig Splatterfetischisten könnten auf ihre Kosten kommen, die lachen dann vielleicht auch öfter als nur zweimal. 

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