Kurzgeschichte: Linien
Die fette rote Linie, die ich unsauber um mich gemalt habe, ist aus meinem Blut. Den Pinsel in mein offenes Fleisch gesteckt, runter geschnitten was in all den Jahren zu viel war. Und dann, mit einem schnellen heftigen Schlag, auf den Boden gerotzt, was meine Mauer sein soll.
Ich dachte was beim Runterschneiden übrig bleibt, das wäre eine schlankere Version von mir, erkennbar. Aber schneide tief genug in alle Leute, trenn ihre Teile sauber auf - Schinken, Flügel, Schenkel, Nacken, Muskeln, Knochen, Haut - und es wird schwer sie eindeutig zu erkennen. Ich dachte wenn ich mich runter schneide, dann bleibt etwas klares sauberes über. Jetzt sehe ich, dass die fette rote Linie auf blutrotem Grund gemalt ist.
Der Wind auf allem freiliegenden schmeckt wie eine nie dagewesende Freiheit, während jedes Korn Salz und Sand im Wind brennt, wo mich keine Haut mehr schützt. Ich weiß auch nicht ob sie jemals zurück wachsen wird. Als ich meinen Kokon abgelegt habe, habe ich vergessen ein Schmetterling zu werden. Jetzt bin ich weiter in diesem flüssigen Zustand, einem dazwischen. Keine klare Hände um eine Form zu greifen.
Die Zeit versucht Fäden zu ziehen, doch ich muss die Erinnerung zwingen etwas neues und nicht etwas altes zu erschaffen. Von all den Leuten vermisse ich mich am wenigsten. Für die neue Form gibt es keinen Bauplan. Jedes Teil wird einzeln angesetzt und könnte es wirklich so sein? Im Inneren steht gar kein Körper, sondern eine Wahrnehmung. Ich bin schlecht anzusehen, bin selbst mit meiner Form und dem Prozess aber einverstanden. Vielleicht zum ersten Mal.
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