Spielen und Sprache
Das Kind hat einen begrenzten Wortschatz. Das stimmt eigentlich für alle Kinder, für alle Menschen. Im Verhältnis zu dem was ich allerdings benennen und aussprechen kann, hat mein Wortschatz mehr Volumen als der meines Kindes. Andererseits wächst das Kind mehrsprachig auf und hat deshalb schon Wörter im Wortschatz, die ich nicht kenne.
Nicht immer liege ich richtig, oft brauche ich mehrere Versuche, um mitspielen zu können. Ich sehe oft, dass es gewünscht ist, sehe und höre aber auch, wenn ich gerade etwas mache, was so nicht richtig war im Rahmen des Spiels. Manchmal wird meine Änderung aber akzeptiert und eingebunden, das Spiel darf sich verändern. Andere Male nicht, das Spiel hat Regeln.
Die kann das Kind mit zwei Jahren aber noch nicht in Worten erklären. Trotzdem finden wir zusammen. Weil spielen in sich in meiner Wahrnehmung eine Sprache ist. Spiele, genau wie alle Formen von Sprache, folgen gewissen Logiken, habe eine Grammatik und können deshalb durch beobachten verstanden und gelernt werden. Menschen verschiedener Sprachen können Spiele verstehen, auch wenn sie nicht darüber reden können. Es lässt sich aus der Dynamik im wir erkennen. Wenn da Freude ist, dann läuft das Spiel gut, entweder in den Regeln oder in der eigenen Evolution. Wenn da Anspannung ist, dann funktioniert etwas nicht.
Oft glaube ich, dass Spielen und Kunst viel näher beieinander liegen, als wir im Alltag bewusst haben. Viele Arten etwas zu performen werden auch mit "spielen" benannt. Viele Kunstformen bewegen auch etwas in den Menschen, ohne das sie die selbe Sprache können. Auch bei der Kunst geht es um ein Erlebnis einer Gemeinschaft zueinander (zum Beispiel zwischen Künstler*in und Publikum) aber auch ein Erlebnis der individuellen Person, das alleine im Inneren liegt und vielleicht auch so abstrakt ist, dass es nicht versprachlicht werden kann. Diese Wechselwirkung macht auch teilweise den Reiz aus. Ist Bedürfnis und Wunsch. Das Erleben von uns als Individuum in einer Gemeinschaft.
Mein Kind und ich erleben jeweils unterschiedliche Dinge beim Spielen, aber auch gemeinsame. Wir verbinden uns. Der kleine Mensch lernt vielleicht dabei gerade das Gleichgewicht zu halten, ich lerne währenddessen was der kleine Mensch schon kann und wer er ist. Beides geht nebeneinander, weil wir über das Spiel miteinander in Kontakt sind und uns austauschen. Vielleicht geht es sogar besser, weil niemand von uns beschreiben muss wer wir sind, oder gerne wären, sondern es zeigen können durch unser Handeln.
Vielleicht braucht deine Kunst also keine Erklärung, sondern muss vorallem gemacht werden und erklärt in der Gesamtheit dann von alleine wer du bist und zu wem, denn eine gemeinsame Sprache findet sich von alleine.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
Anmerkungen? Fragen? Wünsche? Schreib gerne einen Kommentar. Ich schaue regelmäßig rein, moderiere die Kommentare aber auch, also bleibt nett.