Ästethik ist für Reiche

Und dann stehe ich da an der Autobahnbrücke, die Herbstsonne zündet ein letztes Mal den Tag an, bevor sie sich an einem Himmel versenkt, der von Baustellen, Wohnklötzen und anderem urbanen Architekturhusten gestört wird zu. Und ich stehe da und denke: Ich liebe diesen Scheiß. Und ich check nicht wieso. Der Wald, die See, da geht mir die Seele auf, aber im verbauten Chaos einer Ruhrgebietsstadt, da ist mein Safespace. Liegt es an der Gewohnheit? Ja. An den Menschen hier? Ja. Könnte jemand anders woanders das selbe für seine Heimat empfinden? Auf jeden Fall. Aber der Trick ist halt: Hier ist es nicht schön. Nicht da, wo wir leben. Da ist es irgendwie schäbig, aber dann für fünf bis zehn Minuten schön am Tag und das genieße ich dann fast mehr, als wäre es immer schön. Das kann ich nämlich nicht. Das ist mir zu viel Stimulation. Hier kann ich mich konzentrieren, weil ich die meiste Zeit weggucken kann. Ich gucke aber hin. Weil ich den Asphalt und Beton persönlich kennen will, bevor Bergbauschäden sie wieder aufbrechen. 

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