Langsamer

Der Schauspieler Stephen Amell (Arrow) hat ein paar Matches im professional Wrestling gemacht. Als er in einem Interview erzählt was er lernen musste und bemerkenswert fand, sagt er, dass ihm erklärt wurde, dass wenn er denkt er wäre zu langsam, er ruhig noch langsamer machen kann, weil er vermutlich zu schnell sein wird. Denn wo Film und Fernsehen mit "Show, don't tell" arbeitet, da arbeitet Wrestling damit, die nächsten Schritte nicht zu einfach vorhersehbar zu machen und oft auch damit das Publikum ein bisschen hinzuhalten, so dass es ungeduldig wird und eine Reaktion zeigt.  

Cory Richards, ein Fotograf und Bergsteiger, sagt in einem Interview mit Rich Roll, dass wir uns auch zum Teil trauen müssen langsamer zu werden. Denn wenn wir langsam werden, müssen wir uns mit dem Normalen mehr auseinander setzen und fangen an darin das Besondere zu erkennen. Und das kann einschüchternd sein, weil wir dadurch mit spirituellem in Kontakt kommen. Etwas wo ich drauf schaue und glaube, dass gerade unsere Kultur in Deutschland mit sowas keinen guten Umgang hat.

Als Künstler*innen brauchen wir Zugänge zum Spirituellen, nicht in religiösem und esotherischen Sinne. Aber auch Inspiration und Flowzustände kommen eben nicht aus der Logik, sondern benutzen sie dann in Eigenantrieb als Werkzeug. Die Langsamkeit kann also auch uns nützlich sein. So viele Wörter wie möglich über den ganzen November, Nanowrimo, ja schon, aber was ist wenn ich mir zwei Stunden nehme um wirklich nur an vier Zeilen zu arbeiten? Was passiert dann? Jeden Tag nur einen Strich ins Bild. Was macht es mit mir? Was mit dem Prozess? Wie verändern wir uns, wenn wir uns trauen noch langsamer zu werden? Erst morgen antworten? Nicht sofort eine Meinung haben? Wer schon mal versucht hat so langsam wie möglich Fahrrad zu fahren, weiß nämlich was für eine krasse Leistung das ist und wieviel Bewusstsein das braucht. 

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