Rezension: "Worldshaker" von Richard Harland
In dem Roman von Richard Harland geht
es um den britischen Juggernaut „Worldshaker“. Dieser durchquert
im Wettstreit mit den Juggernauts der anderen Großmächte die
Kontinente und Ozeane der Erde.
Oben an Bord lebt die Elite mit ihren
Gesindlingen, unten sorgen die Dreckigen dafür, dass das riesige
Weltschiff niemals stehen bleibt. Die wichtigste Familie, gleich nach
Königin Victoria II., sind die Porpentines. Sir Mormus Porperntine
ist der Oberbefehlshaber an Bord und auf der Suche nach einem würdigen
Nachfolger innerhalb der Familie. Er meint, ihn in seinem Enkel Colbert Porpentine gefunden
zu haben, und verlangt nun von diesem, sich in sein Schicksal zu fügen.
Ganz im Gegensatz zu dem luxuriösen, behüteten, einfachen, ja fast schon langweilig anmutendem Leben der Oberklasse taucht dann Riff auf. Sie ist eine Dreckige auf der Flucht vor den Wachmännern, die sie von unten heraufgeholt haben um aus ihr ein Gesindling zu machen. Doch Riff hat sehr genaue Vorstellungen davon, was sie will und was nicht und steht dafür ein. Sie versteckt sich in Cols Kabine und so begegnen sich die Hauptfiguren dieses Steampunkromans zum ersten Mal. Bei dieser einen, vor allem für Colbert sehr bewegenden, Begegnung soll es nicht bleiben und schon bald ist man mitten drin in einem fesselnden Roman über Gesellschaftskritik und Machtverhältnisse, Selbstwirksamkeit, Mut und Freundschaft.
Die Geschichte von Col und Riff ist
hervorragend geschrieben, sie lässt den Leser nicht mehr los und man
kann gar nicht anders, als immer weiter zu lesen, bis die letzte
Seite verblättert ist. Es werden große Bilder heraufbeschworen, man
taucht mit Riff ganz tief ein in den Bauch des „Worldshakers“ und
fühlt Cols inneren Kampf mit, sich für das ethisch und menschlich
Richtige, aber auch gesellschaftlich verwerfliche zu entscheiden oder
der Linie der Elite treu zu bleiben und still das zu tun was von
einem erwartet wird. Das Buch wartet mit erstaunlichen Wendungen auf,
als Leser weiß man nie, welchen Weg die Geschichte nehmen wird und
wird von so manchem Richtungs- und Tempiwechsel überrascht.
Ich persönlich habe das Buch
regelrecht verschlungen, die Seiten flogen nur so an mir vorbei und
so lästige Dinge wie Schlafen oder Essen kamen zu jeder Zeit sehr
ungelegen. Wer sich mit leichter Gesellschaftskritik befassen und
dabei eine sehr gute Geschichte bekommen möchte, ist mit diesem Buch
sehr gut beraten. Ich kann es kaum erwarten den zweiten Teil,
„Liberator“, zu lesen.
Steampunk ist ja eine dieser wundervollen neuen Nerd-Heimaten, die ich bisher komplett ignoriert habe. Die Neugierde ist aber jetzt da. Gerade wegen der Gesellschaftskritik.
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