Assasin's Creed: Der neue Kommandant

"ACHTUNG!", brüllte der Adjutant und in einer sauberen Reihe schoßen die spanischen Soldaten in stramme Haltung. Dann drehte sich der Adjutant zu dem Mann, der lässig auf seinem Säbel im Halfter lehnte. "Kommandant, die gesamte Truppe ist versammelt, wie sie es befohlen haben."
Unbeeindruckt nickte der Spanische Offizier, machte einen Schritt auf die Truppe zu und sagte so leise, dass nur sein unmittelbar Untergebener in hören konnte: "Danke."

Einmal von links nach rechts musterte er seine neue Soldaten. Keine Eliteeinheit, aber in vertretbarer Form. Da würde noch ein wenig Feinschliff angelegt werden müssen, manche von denen schauen ganz schön müde aus der Uniform. Dann musterte er seinen Trupp nochmal von rechts nach links und zog sich die Lungen voll, um eine Ansage machen zu können.
"Guten Tag, meine Herren!
Wie sie bereits mitbekommen haben dürften, bin ich der neue Kommandant in diesem Stützpunkt. Meine Name ist Oberst Rodriguez.
Ich will die Arbeit meines Vorgängers nicht bewerten, aber ich kann guten Wissens sagen, dass sein Tod ein Verlust für die spanische Krone war. Deshalb wird es mir nicht leicht fallen in seine Fußstapfen zu treten. Ich werde mich aber bemühen Sie alle als Truppe genau so gut zu führen."
Rodriguez atmete schwer, wie nach einem langen Tauchgang und holte sich seinen Adjutant per Handzeichen zur Seite. "Stellen Sie für mich die Vollzähligkeit fest.", gab er als Anweisung und lehnte sich wieder zurück auf seinen Säbel.

"Vollzähligkeit!", schallte es über den Hof der Festung und erst als der Nachhall vergangen war, wurde der erste Name abgerufen: "Alonso?" - "Hier!". "Aquillas?" - "Hier!" So ging es und der neue Kommandant versuchte sich die Namen seiner Männer einzuprägen. Das war wichtig. Wer Respekt von seinen Soldaten forderte, sollte auch den Respekt zurückgeben können, wenigstens den Namen zu wissen. Das war Rodriguez auch wichtiger als jeder Dienstgrad.

"Da Silva?" Keine Meldung. Rodriguez wurde hellhörig. Schon in seinem alten Stützpunkt gab es ein paar Schlafmützen und Scherzkekse. Das würde er den Soldaten hier direkt austreiben. "Da Silva?!" Wieder keine Meldung. "DA SILVA?!" Dann machte der Adjutant einen Drehung zum neuen Kommandanten: "Da Silva fehlt." Der Oberst nickte, "Setzen sie die Vollzähligkeit fort, vielleicht gesellt sich da Silva noch zu uns." Aus dem Augenwinkel nahm der Oberst ein Kopfschütteln war, wollte sich auch darauf nicht einlassen. Nicht jetzt.

"Da Villa?" Keine Meldung. "DA VILLA!" Wieder keine Meldung. "Das gibt es doch nicht. DA VILLA !?" Schweigen. Gefangen in stumpfer militärischer Routine drehte sich der Adjutant erneut zum Oberst. Er stopte den Adjutanten, bevor dieser es melden konnte: "Ja, ich habe es mitbekommen. Da Villa fehlt auch." Dann ging der Oberst auf seine Truppe zu: "Kann mir irgendjemand sagen wo die beiden sind?", während der Oberst theatralisch begann die Truppe abzulaufen, meldete sich einer der A-Soldaten und sagte direkt: "Die beiden sind tot."

"Was?" Der Oberst ging auf den Soldaten zu, der das gemeldet hatte. "Wie, die beiden sind tot?" Der Soldat verstand die Frage nicht genau, doch der Oberst war wohl auch noch nicht fertig: "Wissen sie das sicher?" Jetzt lächelte der Mann zufrieden: "Ja, ganz sicher. Wir haben den einen gestern in einem Heuwagen gefunden und den anderen in einer Nische im Turm." - "GESTERN?" Der Oberst hatte eine Gesichtsfarbe wie ein Hummer und Speichel flog dem Soldaten ins Gesicht. "WIE konnte das denn geschehen, ohne dass Sie es melden! Welche Maßnahmen haben Sie den bitte ergriffen, dass sie es nicht für sinnvoll erachten, dem diensthabenden Offizier den Vorfall zu melden?"
Durch das Gebrüll war der junge Soldat verunsichert. Und überlegte. "ANTWORTEN SIE MIR!", brüllte der Vorgesetzte und so presste er es aus dem Mann heraus: "Naja, a-a-a-lso wir haben es gemacht wie immer, wenn jemand auf der Patroullie gestorben ist. Wir haben jemand neuen rekrutiert."
"WIE IMMER?" Der Oberst dampfte wie eine frisch abgefeuerte Brasse. "Wie immer.", murmelte er in sich herein und wendete sich von der Truppe ab. Was für ein Irrsinn war das denn? Sowas hatte er noch nie gehört. Vielleicht hätte er die Warnung in Spanien ernster nehmen sollen. "Wer in Havanna nicht stirbt, dreht mindestens durch.", so hatte er es auf einem Bankett scherzend gehört und damals noch keck geantwortet. Scheinbar war er da voreilig.

"Kann mir hier jemand erklären, warum wir wenn Soldaten sterben einfach neue rekrutieren und das nicht melden?" Aus der Soldatentruppe kam keine Antwort. Der Adjutant näherte sich aber, sichtlich eingeschüchtert, dem Oberst: "So hat ihr Vorgänger es eingerichtet. Es sterben hier so viele Soldaten, dass die Neurekrutierung schnell nötig wurde." Der Oberst witterte schlagartig militärischen Ruhm und dass er dann bald doch wieder keck auf den Banketts erzählen könnte: "Ist die Gewalt durch die Piraten hier doch so massiv?"
Der Adjutant aber schüttelte den Kopf: "Nein, überhaupt nicht. Die Stadt ist wirklich sehr ruhig und die Flotte hält die Landung der meisten Piraten ab. Außerdem sind die Templer ja auch noch hier. Es ist in Havanna äußerst ruhig." Rodriguez wusste nicht mehr so recht, wohin mit seinen Gefühlen. "Hauptmann, das ergibt doch keinen Sinn. Wie kann es denn sein, dass hier so viele Männer sterben, wenn hier keine Gefahr durch Piraten herrscht?" Der Hauptmann kratzte sich am Kopf: "So würde ich es auch nicht sagen. Wir denken, dass es nur ein Pirat ist. Edward Kenway." - "NUR EINER?", Rodriguez verstand jetzt gar nichts mehr. "Wie stellt er das denn an?" - "Er klettert über die Außenmauer in die Festung!", rief ein Soldat, hoffend mit dem wertvollen Kommentar den Oberst beruhigen zu können.
"Warum wissen wir, wer er ist, unternehmen aber nichts gegen ihn?" Nun übernahm wieder der Adjutant. "Auch das kommt von ihrem Vorgänger. Er hat herausgefunden, dass alle Kuriere und Bewohner der Stadt Edward kennen und gesehen haben, wie er über Dächer springt oder auch über die Bäume über unsere Außenmauern in die Festung eindringt. Wir selbst haben ihn aber nie gesehen. Und wir können ja nur schwer jemanden verhaften, den wir bei der Tat nicht gesehen haben. Das wäre ja irgendwie gemein." - "Hauptmann, wenn sie weiter reden, werde ich sie umbringen.", gab der Oberst seinem verwirrten Hauptmann zurück, "WIR KÖNNEN VERHAFTEN WEN WIR WOLLEN! WIR SIND SOLDATEN DER SPANISCHEN KRONE! Was will dieser Kenway überhaupt von uns?"
Der Adjutant lächelte: "Das weiß ich! Er will das Manuskript stehlen das wir hier haben und unsere Truhen ausräumen. Aber das kann er ja gar nicht mehr." Vielleicht gab es ja doch irgendetwas in diesem Stützpunkt, was funktionieren sollte. "Die hat er ja schon gestohlen!"

Es ist nicht genau überliefert, wie dieses erste Antreten der Soldaten der Festung in Havanna weitergegangen ist. Einige sprechen von einem niemals endenwollenden Unwetter von Schimpfwörtern und Beleidigungen, andere sagen, dass die Haut des Oberst sich niemals von dem Rot-Ton zurückgefärbt hat, den sie an dem Tag angenommen hat.
Es ist aber überliefert, dass nach den Umstrukturierungen durch Oberst Rodriguez kein Einziger spanischer Soldat mehr in Havanna gestorben ist. Alle hohen Gebüsche und Heuwagen wurden verbrannt, die Außenfassaden der Festungen erneuert und herausstehende Pfeiler entfernt. Die Bäume rund um die Festungen wurden gefällt und in Folge einer späteren Untersuchung des Oberst auch alle Taubenschläge in Havanna verboten.

Seitdem hat kein Spieler von Assasins Creed weiter spielen können als Kapitel 2 von Black Flag, da es unmöglich war in Havanna weiter zu kommen. Mit einem späteren Update entfernte Ubisoft den Oberst Rodriguez wieder.
Gerüchten zu Folge arbeitet dieser jetzt im Entwicklerteam von Dark Souls 2.

Kommentare

  1. HeHe! Ja das nenne ich eine herausfordernde KI, aber wo bleibt dann der Spielspaß! ;)

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    1. Der Oberst ist Soldat, Spaß liegt nicht in seinem Aufgabenbereich.

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    2. Auch Oberste sollen Spaß haben. Hab ich gehört...

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  2. Endlich mal einer, der wirklich wirksame Maßnahmen ergreift!

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