Gangster

In der Bahn höre ich den einen Teenager zu dem andren sagen: "Und dann werde ich so richtig Gangster" und lacht selbst darüber was er gesagt hat.  Mein eigenes Alter möchte fast kurz konservativ auf den Jugendlichen reagieren und das Gesagte verurteilen, aber da kommt zum Glück sehr schnell eine andere Sammlung Gedanken in die Quere. Ich möchte es dem Teenager fast empfehlen ein Gangster zu werden. 

Denn was ist ein Gangster? Das Mitglied einer Gruppe, die sich umeinander gut kümmern muss. Denn wenn die Loyalität in der Gruppe zerfällt, dann ist das für alle beteiligten ein Problem. Deshalb ist es wichtig daran zu arbeiten, dass alle Wünsche und Bedürfnisse gehört werden, damit alle zufrieden bleiben. 

Eine Gang und Gangster müssen sich gut organisieren können. Das bedeutet die Fertigkeit zu entwickeln zuverlässig Informationen zu sammeln, Recherche zu machen, dabei aber nicht zu auffällig zu werden. Es bedeutet die Ohren an der Straße zu haben. Zu wissen wer wer ist. Was wo los ist. Wo es gerade zu heiß ist. Wer größer ist als die eigene Struktur. Zu wissen wo es sich lohnt zu investieren. Und wie lange. Und dafür müssen auch die Finanzen klar im Griff sein. 

Ein guter Gangster, der bringt einen Haufen nützlicher Fertigkeiten mit. Dahinter stecken in Fiktion und Realität oft überraschend konservative Werte. Wohlstand. Die Sicherheit der Familie. Der Aufbau eines Geschäftes. Ein Wunsch nach Aufstieg. 

Ähnlich wie Gangster, müssen auch Künstler*innen manchmal an der Grenze des Legalen oder Bekannten bewegen. Wir müssen moralische Regeln manchmal herausfordern um dabei ironischerweise alte Werte wieder zu stärken und zu fördern. Und wir brauchen Netzwerk, Ressourcen,  Pläne und Informationen. Oft genug brauchen wir Kompliz*innen. Viele gute erfolgreiche relevante Künstler*innen sind Gangster. Warum nicht auch wir? 

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