Schreibtisch unterm Bett

Der Schreibtisch war unter meinem Hochbett und vielleicht war es wichtig, dass ich nicht mehr bei meinen Eltern gewohnt habe. Denn ich erinnere mich nicht daran, dass ich zuhause damals geschrieben hätte. In der Schule, ja. Beim Pflichtdienst, ja. Aber zuhause kann ich mich nicht dran erinnern, was aber nicht bedeutet, dass es nicht passiert ist. 

Der Schreibtisch war unter meinem Hochbett und vielleicht war es gut, dass ich Spiele auf dem Computer hatte, denn so war er eigentlich immer an. Der Weg zum Schreiben war kürzer als jetzt, wo es ein eigener Arbeitsplatz ist. Und klar, ich könnte vom Sofa oder vom Sessel dahin, aber inzwischen habe ich den Computer in der Tasche, der mir zum Schreiben reicht. Auch wenn es wohl besser wäre, würde ich es am Rechner machen. 

Bücher hatte ich kaum, Ziele schon mal gar nicht, Ahnung auch null, aber keine Angst und kein störendes Wissen im Weg. Da war nur Energie. Und Dummheit. Eine tolle Kombination, wenn mensch einen spektakulären Unfall bauen will. Aber fehlendes Wissen macht auch, dass wir keinen Blick für Hindernisse haben. Und so sind tausend Projekte durch meine Hände gegangen, viele davon führten nirgendwo hin, weil ich nur Kunst machen wollte, aber keine Ziele hatte. Und keine Ahnung. 

Auf dem langen Weg ist trotzdem etwas entstanden. Diverse Auftritte, ein Slam in Essen der über ein Jahrzehnt schon besteht, Veröffentlichungen in Büchern, ein bisschen Podcast, ein bisschen mentorierte Leute, vielleicht sogar Freundschaften, sicher ein paar Feind*innen. Und dahinter vielleicht ein paar weitere Dominosteine die ich nicht sehe. 

Könnte ich zurück, unter das Hochbett, ich würde mir raten mehr Übung und mehr Fokus auf meine Kunst zu legen. Nicht so viel den sozialen Kontakten hinterher jagen, dazu fehlt dir wirklich jedes Talent, aber schreib und les um dein Leben. Finde deine Leute. 
 
Manchmal blockiert mich inzwischen mein Wissen. Ich habe soviel gelernt, dass ich um meine Mittelmäßigkeit weiß. Und ich habe kein besonderes Talent oder Können, welches ich selbst erkenne, dass mich sonderlich besonders macht. Die Zeiten brauchen auch jemanden wie mich gerade vielleicht nicht. Aber ich sollte es auch nicht machen, um gebraucht zu werden. Ich sollte es machen, um es zu machen. 

Ich hole das nach. Jetzt. Und ich habe mich reichlich Zeit für alles. Jetzt noch das Wissen zur Seite schieben, die Energie anschalten und dann weiter probieren.

Kommentare

  1. Anonym4.2.25

    Ganz sicher Freundschaften. Und ich mag deine Kunst, deine Gedichte, ich finde sie immer wieder sehr besonders und wirklich gar nicht mittelmäßig. Just so you know.

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