Honig
Der Honig war schon immer zu süss. Weil er zu dick ausgetragen wurde. Ich habe ihn trotzdem gegessen. Weil er so süss war und ich solange nicht daran denken musste, wie alles andere schmeckt. Honig ist unverwundbar. Er kann nicht schimmeln. Er vernichtet Bakterien. Es braucht eine ganze Kultur ihn zu machen. Ein ganzes Volk. Du hast ihn gekauft und ihn mir immer wieder aufs Brot geschmiert. So dick, dass der Geschmack vom Brot verschwunden war. Meine Zunge löste sich auf. Was ich brauchte
ein Tropfen Wasser. Und der Bann bricht. Dann ist da Schimmel auf dem Honig. Er kann da abschließen, aber nicht besiegen. Der Schimmel wächst, auf meiner Zunge und ich werde frei. Das Wasser kann sich auch in anderen Stoffen verstecken. Vielleicht war es eine Träne die ich wiedergefunde hatte, als ich durch die Waben in mich hinab getaucht bin. Vielleicht war es etwas Blut. Verletzungen hatte ich dafür genug. Mein Speichel war schon lange belegt. Wie eine Möwe in einer Ölkrise, alles in Honig.
Als ich aufgehört habe an dem Honig zu glauben, hat mich Salz fast getötet. Eine Paprika wie ein Blitzschlag im Nacken. Eine Zitrone direkt durch die Brust und Lungen und den Rücken, frisch sauer spritzig schießt es durch mich durch. Umami stand auf dem Revolver, als ich nach langem mein Hirn mal wieder erkennen konnte. Ein Gramm reichte. Ich erinnerte mich nicht, dass es andren Geschmack als Honig gab.
In einem Restaurant weine ich über ein Schälchen Enoki-Pilze in scharfem Öl mit frischer Gurke. Eine Vorspeise wie ein Pulsschlag. Ich bin noch hier, nicht ertrunken. Ich bin auch überrascht.
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