Pause machen
Mit meiner Mitbewohnerin rede ich übers Pausen machen, weil sie gerade eine OP hatte und ruhen muss, ihr eintrainiertes Denken als alleinerziehende Mutter und freiberufliche Künstlerin aber sagt, dass sie immer arbeiten muss. Und wenn es nur ist den (meiner Meinung nach) scheiß Algorithmus mit irgendwelchen Schnipsel zu füttern, um nicht unsichtbar zu werden. Da sage ich noch, dass ruhen nach einer OP eh keine Pause ist, sondern Genesung und das ist eine Aktivität. Denn da muss mensch die ganze Zeit gut auf sich achten und in sich reinfühlen und das richtige Essen und um Hilfe bitten und das ist alles meist nicht so richtig Pause. Es ist höchstens Unterbrechung von dem, was mensch sonst tut. Mag sein, dass sich dabei bestimmte Energie erholen, aber insgesamt ist es eben doch kein Leerlauf.
Dann gehe ich in mein Zimmer, müsste mich auch erholen, habe Unterbrechung von einem Haufen Pflichten und spüre, dass ich teilweise nicht mal auf meine Routinen Lust habe. Und dann mache ich sie trotzdem. Mit den Artikeln für den Blog bin ich im Moment spät dran, der Brunnen mit Ideen ist recht ausgeschöpft. Meine Disziplin ist gering, meine Willenskraft ist nicht so stark wie gewohnt. Meine Freude ist auch müde, kommt zwar durch, aber ich habe lange keinen Himmel mehr fotografiert, ich habe lange nicht mehr erholsam Pause gemacht. Ein Arbeitskollege will mir Urlaub verschreiben, meine Therapeutin erwähnt kurz die Idee einer Kur. Beides scheint mir zu viel Energie bei der Planung gerade zu brauchen. Die Reserven sichere ich fürs Kind, die Notfallreserven schiebe ich dann manchmal zusammen um einen Artikel zu schreiben.
Die Ironie ist nämlich: Energie investieren bringt oft neue Energie. Häufig nur in anderen Bereichen. Klar, im Moment macht Sport mich müde und strengt mich an, aber über die Zeit werden Dinge einfacher werden. In der Situation habe ich oft keinen Bock noch Haushalt zu machen oder aufzuräumen, aber wenn ich oder jemand anderes dann leichter beim nächsten Mal ihre Sachen erledigen können, dann freue ich mich. Und das trägt dann manchmal andere Möglichkeiten.
Meine Mitbewohnerin schreibt in ihrer Genesung auch ein Posting. Über die Genesung. Über Pausen. Für die Selbstwirksamkeit. Und ich glaube, dass es ihr heute schon wieder etwas leichter fällt Dinge zu tun. Pause sei dank.
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