...und dann kam ich irgendwann nicht mehr weiter.

Geld - darüber wollte ich an dieser Stelle eigentlich gar nicht schreiben. Mache es auch nicht - vordergründig zumindest, denn daran vorbei komme ich nicht. Doch eigentlich geht es um: Ambition, Vorwärtsdrang und die Steigerung der eigenen Fähigkeiten. Kurz: Es geht hier um Entwicklung, vielmehr aber noch um den eigenen Selbstwert.

Ich spreche hier nicht als Fotograf oder Filmemacher, sondern viel abstrakter als "Geisteswissenschaftler". Und das deutet schon an: Ich habe studiert, mich sechs Jahre lang im Studium der Germanistik und Philosophie mit Literatur und (abstrakten) Gedanken bzw. pauschal deren Verschriftlichungen beschäftigt. Das betone ich an dieser Stelle, weil ich auf diese Weise auch damit in Berührung gekommen bin, welchen "Wert" diese Gedanken, Werke und Arbeiten haben. Gar nicht so sehr für mich persönlich, sondern unter anderem gesellschaftlich. Da sind Strömungen zu erkennen, interessante Gedankengänge - die geistigen Leistungen mancher Autoren haben sogar Einzug in die gesellschaftspolitische Entwicklung gehalten und versuchen Antworten auf Fragen zu finden, die uns als Menschen beschäftigen. Und dahinter steckt immer viel Arbeit. Neben der gedanklichen Leistung allein schon die Verschriftlichung, ein Prozess, den man sich zuweilen abringen muss, oder die Nachbearbeitung von Bildern, das Einspielen der Musik.


Nun geht es dabei aber nicht allein um den Wert der Sache, sondern auch des Menschen. Und diesen Wert haben die Urheber für sich selbst geschaffen - sie haben durch ihre Werke eigene persönliche Evolutionsstufen erreicht, sind immer tiefer in eine Thematik eingestiegen, haben immer bessere Geschichten geschrieben, haben sich hinterfragt, widerlegt oder gefestigt. Haben neue Blickwinkel eingenommen, andere Farben verwendet, neue Instrumente erlernt. Sie haben ihr Repertoire erweitert.

Für diese Leistungen wurden sie entlohnt - mal, weil sie konkret beauftragt wurden, ein Thema zu beleuchten, mal, weil sie aufgrund ihres Ansehens Auflagen von Printprodukten steigern konnten und mal, weil ihre Gedanken oder Werke schlichtweg neu und daher wertvoll waren. Der Konsens daraus: Die Leistungen hatten immer einen Wert, der Anerkennung erfahren hat. 

Natürlich hat nicht jeder Autor, Künstler, Musiker, Fotograf oder Filmemacher solche Ambitionen. Strebt nach Ansehen oder Aufmerksamkeit. Sie betrachten ihr Hobby weder als Selbstverwirklichung noch als Arbeit beziehungsweise Leistung. Das ist zumindest die Grundlage für Einstellungen wie: "Ich mache das umsonst." oder "Ich bin ja eh da, kann ich auch meine Leistung erbringen." Aber könnte diese Einstellung nicht auch schlichtweg die Verleugnung der Tatsache sein, dass es zuweilen Gönner, Geld oder Ressourcen benötigt, um das Hobby fortführen zu können oder auch besser zu werden, sofern diese Ambition vorhanden ist?

Selbst bei vollständigem Verzicht auf die eigene Urheberschaft seiner Werke, die man anderen kostenlos zur Verfügung stellt, braucht es doch gelegentlich eine Erweiterung der technischen Grundlagen oder der eigenen Fähigkeiten, um weiterhin das zu tun, was man möchte. Den Verzicht auf jede Art einer Entlohnung sehe ich deshalb zum Teil als Beschneidung der eigenen Entwicklung.

Der Autor braucht Papier und Stift (heute ersetzt durch den Laptop), der Künstler seine Farben, der Musiker seine Instrumente, der Fotograf seine Kamera. Wer das Wohlwollen und vorhandene Ressourcen anderer nie für sich nutzt, macht ewig das Gleiche beziehungsweise erschwert sich selbst größere Entwicklungsstufen, die nun mal teilweise auch auf teurer Technik basieren.

Das ist nicht immer nur mit dem Wohlwollen anderer aufgewogen - mit lieben Worten, seien sie auch noch so ernst gemeint. Es geht nicht darum, Gefallen nun in reine Geschäfte umzuwandeln. Aber bei vorweisbar vorhandenem Talent ist es nur legitim, zuweilen Geld zu verlangen. Denn neben Lob ist nunmal auch Geld eine Wertschätzung. Diese dient im besten Fall der Investition in sich selbst oder all dem, was es dazu braucht, seinem Hobby und/ oder den damit verbundenen Ambitionen nachzugehen.

Ein großes Herz und das Gefühl der freiwilligen Verpflichtung in allen Ehren - aber zuweilen grenzt die "Luft und Liebe"-Einstellung auch an Selbstausbeutung, insbesondere dann, wenn viele Leute von der Arbeit, oder nennen wir sie tatsächlich viel mehr "Leistung", profitieren. Diesen Ansporn zu haben, ist lobens- und ehrenwert, aber auch die Verleugnung davon, ein möglicherweise teures Hobby zu haben. Es ist durchaus legitim, abzuwägen, wann man sich seine Leistungen auch mal in Form von Geld entlohnen lassen darf.

Denn letztlich dient dies der Sache allgemein: Das Geld fließt in die Person, die es wiederum dazu verwenden kann, in sich zu investieren, beispielsweise in Form von Technik oder Workshops. Dadurch erweitern sich die Möglichkeiten, wovon auch die Geldgeber zwangsläufig profitieren, wenn der jeweilige Künstler sich und seine Leistungen wiederholt zur Verfügung stellt. Gerne auch aus der reinen Freude an der Sache heraus. Sofern er seinen Eigenwert nicht unterschätzt und sich das Recht herausnimmt, diesen vergrößern zu dürfen.

Dieser Artikel basiert auf:

Kommentare

  1. Tatsächlich ist es so ähnlich auch bei mir gelaufen. Ab und an, fern des Slams und des Schreibens für den Blog, welche ich als Leidenschaft und Hobby sehe, habe ich ab und an Möglichkeiten bekommen, um mit meinen Fertigkeiten die Kasse zu verbessern. Nie massiv, aber immer ein wenig.
    Daraus ist dann irgendwann mein Mikrophonset für die Aufnahme der Podcasts geworden und auch manche Bücher, um meine Fertigkeiten zu verbessern. Hätte ich mir vielleicht auch ohne "dieses" Geld leisten können, aber es fällt einem doch leichter, wenn mensch das Gefühl hat, die Ausgaben fürs Hobby finanzieren sich auch gegen.

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  2. Ich bin bei Dir, Stephan.

    Und ich liebe diese Diskussion.

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    1. Wir auch. Deshalb ist sie auch noch nicht ganz vorbei. ;)

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    2. Oh ja, da kommt noch mehr! ;)

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  3. Ich glaube du nimmst hier eine gute Mittelposition ein, daher stimme ich dir zu.

    Wie Ellen finde ich eure Diskussion super, ein schön wissenschaftlicher Diskurs.

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    1. Das war auch tatsächlich mein Ziel: weder die eine noch die andere Seite klar bevorzugen. Es geht mir da ja wie erwähnt um persönliche Entwicklung. Dazu benötigt es Chancen, beispielsweise durch den Besuch von Veranstaltungen, auf denen man sich versuchen darf. Aber eben auch Gönner bzw. etwas Geld, wenn man davon leben will oder es die Ausführung des Hobbys sicherstellt.

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  4. Anonym17.3.14

    Sehr sehr guter Beitrag.
    Grade für Leute wie mich, die quasi an dem Scheideweg stehen: Mach ich jetzt mehr Kunst oder mach ich mehr "Arbeit"?, ist das eine schöne Perspektive

    All die Sachen, die ich früher selbstverständlich gemacht habe (als Musiker bei ner Band aushelfen; Mehrere Tage lang Songs arrangieren; "Mal eben" n Text schreiben) berwerte ich neu. Es ist nicht mehr einfach nur Hobby sondern möglicherweise eine Einnahmequelle, die ich mal zum leben benutzen kann oder sogar muss.

    Der Traum ist ja für alle ernsthaften Künstler denke ich irgendwann davon leben zu können. Man steht sich allerdings häufig selbst im Weg wenn man plötzlich Geld für etwas verlangen möchte/muss, das man nie als Arbeit verstanden hat. Man verliert allzu leicht die Perspektive und dafür bietest du eine sehr schöne neue an.

    Der Daumen geht hoch^^

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    1. Vielen Dank für das Lob. Das freut mich sehr. So ist es ja oft: je mehr man seine Leistungen reflektiert, desto häufiger erkennt man deren Wert. Und genau dieser rechtfertigt es, entlohnt zu werden. Und es freut mich umso mehr, dass ich hier anscheinend tatsächlich noch eine Perspektive zur Debatte hinzufügen könnte.

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