Das zweite Gehirn und das Gedächtnis

Ich nähere mich gerade wieder rapide dem Ende eines Notizbuches. Es sind die letzten Seiten, zu letzt bin ich wieder sehr zufrieden damit wie ich es führe und fütter. Über eine Contentempfehlung eines Freundes bin ich auf Programme aufmerksam gemacht worden am PC und den Begriff des "Second Brainings". Scheinbar kommt das vorallem bei Programmier*innen und neurodivergenten Menschen als Tool vor. Die Idee dahinter ist einfach: Wenn du es nicht im Kopf haben kannst, schaff dir einen anderen Ort, wo du Sachen ablegen kannst, der aber auch abstrakt und vielschichtig sein kann. Klingt sehr gut und sehr spannend, im digitalen haben ich das noch nicht ausprobiert.

Und dann höre ich einen Podcast von Simon Sinek und dem Rapper/Filmemacher Logic und ersterer sagt, dass er auch immer ein Notizbuch dabei hat, Logic erwähnt dass er alles in den Notizenapps seinen Handys erledigt. Aber Simon Sinek beschreibt einen Effekt, der bei ihm auftritt: Er guckt sich seine Notizen fast nie mehr an, aber er hat eine ganz gute Idee, was da so steht in seinem zweiten Gehirn. Seine These: Durch das händische Aufschreiben, die Bewegung der Hand, den Widerstand des Stiftes legt sein Körper und sein Gedächtnis die Informationen anders an, lässt sie anders im System mitlaufen.

Im Dossier: Schreiben der Psychologie Heute wird diese These teilweise bestätigt. Da gibt es dann eben Rückschlüsse auf Areale im Hirn die durch die Motorik aktiviert werden. Und für mich mag das auch stimmen. Als Anlass aber die Arten ein zweites Gehirn zu pflegen zu vergleichen und zu diskutieren was besser ist, mag ich es nicht nehmen. Denn wie bei jedem nützlichen Tool gibt es kein richtig und kein falsch, sondern vorallem eine Selbstbeobachtung und eine Einschätzung, welches Werkzeug für einen selbst gut funktioniert.

In jedem Handwerk finden sich Handwerker*innen, die für sich analog oder digital arbeiten, auf eine alte Art und Weise, mit neusten Mitteln. Und für sich selbst werden sie da alle ihre Gründe haben. Und einer davon ist auch klar zu unterscheiden, wann welche Ziele verfolgt werden. Denn während ich zum Denken das Papier bevorzuge, so sitze ich zum Schreiben von Gedichten doch am Computer oder am Handy. Weil es eben manchmal ganz kleine Details braucht.

Denn wenn ich ein Blatt voller gestrichener Zeilen zum Beispiel habe, weil ich etwas im Text ändern musste, dann fühlt es sich an, als wäre am Ende mehr falsch als richtig gewesen. Am PC kann ich das "falsche" einfacher bearbeiten, löschen oder in eine anderes Dokument retten. Was mir jetzt direkt die Frage aufmacht, ob ich es aber vielleicht auch nicht mal üben sollte auszuhalten, dass da Fehler auf dem Papier sind. Ebenfalls eine spannende Frage.

Für jetzt also nur der Impuls: Schaut euch eure Tools an. Was hilft euch? Was aktiviert eure Energien? Und was habe ich noch nicht ausprobiert? Denn manchmal muss mensch nur an einer kleinen Schraube drehen, damit es funktioniert.

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