Ich weiß es doch auch nicht
Ich habe aufgehört zu zählen, ich könnte aber nachrechnen. Vielleicht sind es inzwischen so 400 Artikel die ich geschrieben habe seit ich mir vorgenommen habe täglich einen Artikel zu veröffentlichen. Vielleicht auch noch nicht. Wir sind aus dem "Sprint" raus, als ich noch ein Jahr unbedingt schaffen wollte, und wir sind im Marathon angekommen, wo es mir eigentlich darum geht so weit wie möglich zu kommen.
Manche Themen habe ich mehrfach besprochen. Manche Themen hören nicht auf wichtig zu sein. Und in einigen Bereichen gibt es Entwicklungen, Beobachtungen, neue Erkenntnisse, alles ist in Bewegung. Ich lese, ich höre Podcasts, stoße auf Probleme, versuche mein Leben zu (über-)leben und bin offen für Inspirationen und Ideen, was ich im Blog teilen könnte. Gleichzeitig arbeite ich in unserem Veranstaltungskollektiv, wenn mich Künstler*innen um Rat fragen coache ich für den kurzen Moment und schreibe immer auch weiter Gedichte, Texte und probiere mit anderen Kunst rum. An sehr selbstsicheren Tagen würde ich mir Expertise bescheinigen. Mir und meiner über eine Dekade Schreiben und Bühne.
Und trotzdem sitze ich oft da und denke: Was soll ich denn den Leuten sagen? Als hätte ich eine Ahnung von irgendwas? Müsste es bei mir nicht besser laufen, wenn ich so viel Wissen teilen kann und will? Müsste ich nicht größere Erfolge haben? Müsste ich nicht inzwischen reich, berühmt, mit einer Ehrenprofessur ausgestattet sein für meine klugen Gedanken? Ich weiß es doch auch nicht.
Einen Teil der Gedanken versuche ich wegzuwischen, weil ich merke, dass es Ziele und Ansprüche sind, die von Außen auf mich wirken. Das ist nicht ganz einfach, weil es da Verletzungen in meiner Biografie gibt, die mich manchmal in die Irre führen, dass ich diese Ziele für Beliebtheit und Anerkennung verfolgen müsste. Gleichzeitig halte ich mir bewusst, dass auch ich natürlich Teil von Gemeinschaft sein mag, Anerkennung von Außen und gesehen werden ist natürlich trotzdem nicht unwichtig. Also balanciere ich aus, wieviel gut ist.
Und dann fällt mir ein Satz ein, der vermutlich keine so höhe Schöpfungshöhe hat, den ich aber mal zu einer jungen Kunstperson gesagt habe: "Du kannst dir nicht aussuchen, was die Menschen inspiriert." Ich glaube nur, dass wir etwas anbieten und teilen müssen, damit wir inspirieren können. Denn dieses eine sehr gute Bild, dass nur in unserem Kopf existiert, hat halt noch keine*r sonst gesehen. Wir müssen es malen und schauen was passiert. Aber wenn dann der Bilderrahmen jemandem viel bedeutet, dürfen wir uns nicht angegriffen fühlen. Und auch wenn wir unsere Kunst machen, dürfen wir uns nicht von unserer Unsicherheit aufhalten lassen. Ich glaube die Unsicherheit ist Teil der Kunst, weil wir suchen ja immer nach dem richtigen Akkord, dem schönen Satz, dem guten nächsten Schritt in der Choreographie.
Ich lerne immer weiter und schreibe immer weiter. Aber sicher weiß ich das alles auch nicht. Und ich bin froh darum, denn so suche ich weiter.
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