Nichtschwimmer*innen
Wenn ich manchmal mich traue mir Videos von irgendwelchen "Erfolgscoaches" anzuschauen, die nicht so heißen weil sie selbst so viel Erfolg haben, sondern weil sie dich zum Erfolg coachen wollen, dann sehe ich oft die Werbung für das selbe Mindset: "Mach es, denn du hast nichts zu verlieren? Was willst du denn verlieren? Wenn du einen Traum hast, dann musst du für ihn kämpfen und wer ihn nicht teilt und dich unterstützt ist dir nur im Weg. Du hast nichts zu verlieren." und so mischt sich eine toxische Suppe an, die in diversen Comics dazu geeignet wäre einen der nächsten Bösewichte zu erschaffen, wenn da nur jemand mit mittelmäßiger Moral reinfällt. Und so ist es vielleicht auch in der echten Welt und dem echten Leben.
Als ich meinen Pflichtdienst bei der Bundeswehr gemacht habe, da gab es einen Haufen unterschiedlich schlauer Redewendungen. Und weil einige davon so oft wiederholt wurden oder herausragend und herausfordern dämlich waren, sind sie mir gut im Gedächtnis geblieben. Ein klassischer Witz dort funktionierte wie folgt: "Warum werden bei der Marine nur Nicht-Schwimmer verpflichtet?" Und dann musste jemand "Keine Ahnung" sagen und die Antwort war: "Die verteidigen das Schiff länger und besser." Klar, der Witz ist einfach gebaut. Weil die Leute falls das Schiff untergeht in Gefahr wären - als wäre mensch beim Militär das nicht auch schon so genug - versuchen sie sich mehr Mühe zu geben um zu verhindern dass das schlimmste für sie eintritt.
Vielleicht liegt es daran, dass ich jetzt Elternteil bin. Vielleicht daran, dass ich einen langen Weg in meinem Leben gegangen bin, damit Dinge gut werden durften. Und jetzt gerade sind die Dinge bei mir nicht mal übermäßig gut. Vielleicht liegt es daran, dass ich daran glaube, dass eine Berufung zu haben, eine Mission sehr gesund ist. Aber ich glaube der Bundeswehrwitz ist näher an einer gesunden Wahrheit, als die komischen Möchtegern-Spitzenreiter. Während deren Narrativ nämlich ist, dass alles was dich bindet und dir Gefühle macht und nicht sofort Erfolg und Freude abwirft, dich nur aufhält, glaube ich, dass etwas verlieren zu haben die bessere Basis ist. Denn nichts zu verlieren zu haben und alles aufzugeben nur für eine Sache, dass ist nicht Erfolg, das geht mit einer massiven Betäubung und Einschränkung der Sinne und des Lebens einher. Wer etwas zu verlieren hat, der versucht sich auch selbst am Leben und im Guten zu halten, besonders wenn es schwer ist.
Und ehrlich gesagt hilft mir der Gedanke sehr. Besonders wenn es etwas ist, dass größer als Mensch selbst ist bzw. außerhalb von einem liegt. Und so schaue ich auf meine Hindernisse und weiß aber, dass ich mit allem weitermachen mag, weil es da ein Kind gibt, welches ich erleben möchte und dem ich auch ein wenig etwas vorleben mag. Weil da Freund*innen sind, von denen ich weiß, dass sie sich Sorgen um mich machen und das mag ich respektieren, in dem ich mir auch Sorgen um mich mache. Denn wer nichts zu verlieren hat, der lässt sein Schiff untergehen, nur wegen des Stolzes. Und der ist es nicht wert.
"Denn wer nichts zu verlieren hat, der lässt sein Schiff untergehen, nur wegen des Stolzes. Und der ist es nicht wert." 🔥🔥🔥 BÄM!
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