Die Coach Trainee Schere

Vielleicht war es mal der Sportjournalismus schuld. Wenn in Vereinen neue Trainer*innen vorgestellt wurden, dann ging es oft darum, was sie in ihrer eigenen Karriere als Sportler*innen erreicht haben. Vielleicht ist es der Fehlglaube, dass die Leute wissen müssen wie es sich anfühlt etwas zu erreichen um es auch gut vermitteln oder anleiten zu können. 

Blake Snyder hat "Save the Cat!" geschrieben. Ein Buch darüber wie mensch gute Drehbücher schreiben kann. Seine eigenen Filme sind dabei nicht sonderlich erfolgreich geworden, das Buch gilt aber als absolutes Standardwerk, es gibt Ableitungen darauf, wie mensch auch Romane schreiben kann und eine ganze Arbeitsschule dazu. Die Coaches der meisten Sportteams können selbst nicht so schnell, so lang rennen, so weit springen, so gut den Ball bewegen, wie ihre Spieler*innen. Viele von Ihnen konnten es auch nicht damals so gut wie es ihre Talente jetzt können. Rick Rubin hat sehr viele tolle Alben produziert und große Hits mit Bands erschaffen, aber selbst keine Musik gemacht die jemals veröffentlicht wurde. In Interviews sagt er sogar selbst, dass er sich mit Musik nicht gut auskennt. Aber mit Kreativität. 

Jetzt gerade wird die Fehlwahrnehmung der Coaches die selbst gut sein müssen in dem was sie trainieren besonders auf Fitnesscoaches angewandt. Wenn da jemand nicht perfekt in Form ist, mit kugelsicherer Muskulatur, dann können die Methoden ja nicht stimmen, behaupten dann andere Influencer*innen oder Ahnungslose in den Kommentaren. Ein Coach ist aber dafür da dich dabei zu unterstützen deine Ziele zu erreichen. Nicht die selben Ziele zu haben. Und dabei bewegt er sich auf einer anderen Ebene. Dabei kann ein Coach vielleicht selbst Ziele haben, aber die sind andere. Manche Coaches wollen zum Beispiel gar nicht lange mit ihren Klient*innen arbeiten, sondern diese so selbstständig machen, dass sie nur zurückkommen, wenn es mal wieder hakt. Andere wollen dauerhaft mit ihren Leuten zusammen arbeiten. 
Manche sind bessere Mentor*innen als Trainer*innen. Es gibt sehr viele Arten, aber keine Verpflichtung, dass sie selbst mal den Erfolg den Mainstreams gehabt haben müssen. 

Auch in der Kunst gibt es Lehrer*innen und Coaches und Mentor*innen. Manchmal schauen wir auf die, die Unterricht anbieten und denken auch, dass wenn sie nichts großes erreicht haben, sie auch nichts großes vermitteln können. Dabei ist aber genau das vielleicht ihre große Kunst: Zugänge zu erschaffen und Impulse zu geben. 

Manchmal ärgere ich mich, dass ich viel mehr Blogartikel als Gedichte oder Spoken Word Pieces schreibe. Aber dann mache ich mir bewusst, dass ich eben eine ausgefeilte und gut trainierte Trainer-Rolle habe. Und da einen ganz zufriedenstellende Erfolgsquote habe. Denn Menschen die mit mir mal gearbeitet haben, haben durchaus Erfolg und machen ihre Arbeit und zeigen, dass sie die Kunst lieben können. Etwas, das mir wichtig ist und ich bin froh, dass sie das alle schaffen. Aber wenn mensch mich als Trainer sehen würde, dann sehe ich halt eben aus wie der dickbauchige Vatti der am Wochenende noch die Mannschaft trainiert und vom Rand anfeuert. Selbst könnte ich nichts davon gut, aber ich kenne das Spiel ganz gut. 

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