Hunger

Ich war Kind und wir im Supermarkt. Ich wollte etwas haben also sagte ich, dass ich Hunger habe. Es ist nicht so, als hätte mein Vater es nicht eh kaufen wollen, aber meine Aussage hat er für eine Lektion genutzt*: "Du hast keinen Hunger. Du hast Appetit." Und dann kam erstmal nichts. Im Auto dann, nach dem großen Einkauf, wie so oft Samstagmorgen, hat er dann erklärt, dass wir immer einen vollen Kühlschrank haben und ich vermutlich nicht mal mehr weiß, was Hunger ist, weil wir immer etwas da haben. Ich habe viel gegessen. Aber er meinte, dass wenn ich Hunger kennenlernen möchte, ich mal versuchen sollte lang wirklich nichts zu essen. Ich würde einen Unterschied merken. Also habe ich aus Neugierde den restlichen Tag nichts mehr gegessen. Ohne strengen Zwang. An den Rest erinnere ich mich nicht. 

Nicht mehr zu wissen wie sich ein Bedürfnis anfühlt ist ein Privileg, aber auch vermutlich gar nicht so gesund. Ähnlich wie wenn mensch Gefühle nicht benennen kann, kann es sein Zeichen für problematische Betäubung sein. Und Betäubung nimmt uns von unserer Echtheit, unserer Präsenz und damit von unserer Lebendigkeit. Ein echtes Bedürfnis, das ist wichtig zu erkennen, damit wir wissen was bei uns los ist. Selbstbewusstsein. Sich dessen bewusst sein, was das selbst braucht oder wünscht. Den Hunger und Appetit unterscheiden können. 



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